Inhalt
Bereits in ihrem ersten Buch „Autokorrektur“ thematisiert die Mobilitätsexpertin Katja Diehl eine autozentrierte Realität. Diese Realität schließt viele Menschen aus. Sie analysiert, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Sie stellt die Frage, warum Städte so stark auf das Auto ausgerichtet sind. Diese Ausrichtung geht oft zulasten von Fußgängern, Radfahrenden, Kindern, Älteren und Menschen mit Behinderungen.
Diehl zeigt eindrücklich, wie viel Platz Autos beanspruchen. Sie hinterfragt, warum diese Verhältnisse als normal hingenommen werden. Das Buch skizziert eine klimagerechte und inklusive Verkehrswende. Zahlreiche positive Beispiele aus Städten wie Paris und Barcelona untermauern diese Ideen. Diese Beispiele zeigen, dass eine Zukunft ohne Autos möglich und wünschenswert ist. Ein weiterer Schwerpunkt ihres ersten Buches liegt auf den Interviews. Sie sprach mit unterschiedlichen Nutzer*Innen von Autos. In diesem Teil des Buches wird klar, wie abhängig viele Menschen vom eigenen PKW sind – obwohl sie oft viel lieber ohne Auto klarkommen würde.
Auto first?
Das neue Buch von Katja Diehl trägt den Titel „Raus aus der Autokratie – rein in die Mobilität von morgen“. So wie sich der Titel wieder ein Wortspiel zunutze macht, ist auch der Inhalt des Spiegel-Bestsellers sehr ähnlicher Natur. Er ähnelt dem des Vorgängers. Diehl wird nicht müde, die vielen Ungerechtigkeiten und Absurditäten aufzuzählen. Unsere autozentrierte Gesellschaft hat diese hervorgebracht. Sie werden weitestgehend als normaler Standard weder hinterfragt noch kritisiert. Die von Industrie, Werbung und Politik hochgelobte automobile Freiheit ist in Wirklichkeit das genaue Gegenteil.
Dieses Mal liegt der Fokus stärker auf der Frage: Warum verharren wir im Stillstand oder nehmen Rückschritte hin? Wir kennen doch alle Probleme und die passenden Lösungsansätze. Was ist auf gesellschaftlicher und systemischer Ebene nötig, um endlich die Verkehrswende richtig anzukurbeln? Wieder gibt es einen zweiten Teil mit Interviews. In diesem Teil geht es dieses Mal jedoch nicht um Nutzer*Innen von Autos, sondern um Menschen, die aktiv an der Umsetzung der Verkehrswende und an der Transformation von Städten und nicht zuletzt unserer Gesellschaft arbeiten. Eben: „Raus aus der Autokratie“.
Ich stelle mir selbst oft die Frage, was ich tun kann, um die Verkehrs- und Energiewende bei mir zu Hause voranzutreiben. In diesem Buch bekomme ich wahnsinnig viel Input auf der Suche nach einer Antwort. Ich lese vieles, was ich irgendwo schon mal aufgeschnappt habe und mir dachte: Das ist doch Wahnsinn. Katja Diel fasst den Wahnsinn unserer Zeit gut belegt zusammen. Das ist eine tolle Grundlage für Diskussionen. Alle aus der Bubble von Nachhaltigkeits-, Verkehrswende- und Diversitätsthemen werden sich in diesem Buch oft wiederfinden und denken: ja, genau so ist es.
Menschen außerhalb dieser Bubble hingegen werden vermutlich keine übertriebene Sympathie für Katja Diehl entwickeln. Sie nimmt selten ein Tuch vor den Mund und spricht Dinge direkt aus. Es liegt also an jeder Leserin und jedem Leser, hieraus eine eigene Strategie zu entwickeln. Das Gelesene zu nutzen und so zu verpacken, dass es bei den eigenen Aktivitäten Anklang findet.
Mut zur Veränderung
Die Interviews im zweiten Teil des Buches sind besonders hilfreich. Sie zeigen Fallbeispiele. Diese Beispiele zeigen, wie man Themen erfolgreich anstoßen und umsetzen kann. Hier kommen Menschen zu Wort, die erfolgreich Dinge verändert haben. Und das macht Mut. Es zeigt: Es geht, wenn auch viel zu langsam, wenigstens hier und dort vorwärts. Und es legt mir nahe: Wenn ich es wenigstens versuche, kann auch ich ein Teil des Fortschritts sein.
Dass dies nicht immer leicht ist, beschreibt Diehl, wenn sie vom Feedback auf ihre Arbeit berichtet. Da wird nicht nur gestänkert und geschimpft. Handfeste Drohungen waren nicht selten Reaktionen auf ihr erstes Buch. Auch auf ihre öffentlichen Auftritte gab es oft heftige Reaktionen. Ihre Message: Sich davon bloß nicht kleinbekommen lassen!
„Raus aus der Autokratie“ ist eine inspirierende und informative Lektüre. Sie ist die Fortsetzung zum ersten Buch von Katja Diehl. Eindringlich erinnert sie daran: Das Thema Verkehrswende ist mit vermeintlich wichtigeren aktuellen Problemen längst nicht erledigt. Autofahren geht weit über ein bisschen Mobilität von A nach B hinaus. Es beeinflusst unser gesamtes gesellschaftliches Zusammenleben in seiner jetzigen Form und das nicht besonders positiv. Zudem ist die Transformation unserer Mobilität ein Schlüssel im Kampf gegen die Klimakrise.
Um optimistisch in die Zukunft blicken zu können, muss sich etwas ändern. Vor allem der Fokus muss weg vom Auto und zurück zum Menschen. Ich wünsche mir, dass viele Menschen in verantwortungsvollen Positionen dieses Buch lesen. Das betrifft sowohl die Wirtschaft als auch die Politik.
Wo du das Buch kaufen kannst, erfährst du auf Katja Diehls Webseite.