Veneto Trail Selfsupported Bikepacking Event

Martin Donat

Veneto Trail: Bikepacking in den Dolomiten

Bikepacking, Dolomiten, Gravelbike, lifeCYCLE Magazine Ausgabe 19, Slow Travel

Eigentlich legt der Name der Tour schon nahe: Es handelt sich um ein „Trail-Abenteuer“ für Mountainbikes. Trotzdem hatte ich Lust, mit meinem Gravelbike daran teilzunehmen. Da entsteht zwangsläufig die Frage:

Welches Bike ist ideal für die Teilnahme am Veneto Trail?

Ich hatte im Vorfeld recherchiert und schnell herausgefunden, dass schon einige Fahrer*Innen mit dem Gravelbike am Veneto Trail teilgenommen hatten. Das ermutigte mich, es auch zu versuchen. Und offensichtlich bin ich ja auch angekommen. Aber würde ich nochmal mit dem Gravelbike teilnehmen?

Veneto trail bikepacking event: welches bike ist das richtige?
Vom Mountainbike bis zum Gravelbike mit „Abenteuer-Ausstattung“: Beim Veneto Trail ist Alls erlaubt, was dir geeignet erscheint, solange du es aus eigener Kraft schaffst.

Die Antwort lautet: Ja, aber …! Ich würde definitiv darauf achten, mein Bike ein bisschen besser auf eine Fahrt durch die Dolomiten abzustimmen. Vor allem würde ich ihm dickere Reifen und ein Tubeless-Setup verpassen. Außerdem würde ich die Übersetzung ein bisschen anpassen. Ideal wären natürlich eine große MTB Kassette, weil das aber ein deutlicher Finanzieller Aufwand wäre, würde ich wohl eher ein deutlich kleineres Kettenblatt montieren. Ich hatte eine 10-42er Kassette mit einem 34er Kettenblatt montiert. Damit war es bei vielen Anstiegen so gerade eben etwas zu hart. Ich denke also, dass ein 32 oder besser ein 30er Kettenblatt in meinem Fall die richtige Wahl gewesen wäre.

Wer sein rad liebt, der schiebt. Zumindest beim veneto trail ist das nicht ausgeschlossen...!
Es ist keine Schande: Beim Veneto Trail hat bestimmt jeder mal sein Bike geschoben. 🙂

Grundsätzlich spricht meiner Meinung nach aber nichts gegen eine Teilnahme am Veneto Trail mit dem Gravelbike. Ein robustes Adventure Gravelbike ist ganz sicher eine gute Wahl. Es spricht aber auch nichts gegen ein leichtes MTB Hardtail, das hier und da sicherlich noch ein paar mehr Reserven bietet. Da die Route zwischendurch aber immer wieder mal längere Asphaltpassagen beinhaltet, finde ich ein Gravelbike insgesamt doch ziemlich passend.

Die Anreise: Wie kommst man am besten nach Cittadella, dem Startort des Veneto Gravel?

Wie immer gab es hier für mich nur eine Option: Die Anreise mit der Bahn. Eins vorweg: Das geht prinzipiell total gut. In der Realität ergaben sich dennoch ein paar Stolpersteine. Hier sind meine Tipps und Erfahrungswerte.

Vorab meine Wunsch-Anreise: Es gibt einen Nachtzug, der von München nach Venedig fährt. Da Cittadella nicht weit weg von einem der Bahnhöfe entfernt liegt, an dem dieser Nachtzug hält (Treviso), wäre dieser Zug einfach perfekt. Ich wäre also gern Nachmittags in den Zug nach München gestiegen, um dann quasi im Schlaf den Rest zu erledigen. Doch obwohl ich dieses Mal relativ früh dran war mit der Planung, waren alle Plätze bereits ausgebucht. Daher mein Tipp: Plane und buche so früh wie möglich! Immerhin hatte ich für die Rückreise Glück und konnte mir sogar ein Einzelabteil inklusive Dusche sichern – das war nach 5 Tagen auf dem Bike einfach genial!

Venetotrail©martin donat 24 | lifecycle magazine
Für ein rollendes Hotelzimmer nicht schlecht, oder? Die Rückreise im „Einzelzimmer“ des Night-Jet war purer Luxus!

Statt mit dem Nachtzug reiste ich also per ICE und EC an, was insgesamt relativ stressig war. Der EC von München nach Venedig hat leider die unangenehme Angewohnheit, meistens total voll zu sein. Außerdem ist das Handling der Bikes, die allesamt in einem uralten Gepäckwagon stehen, gewöhnungsbedürftig. Die Buchung dafür ist nur per Telefon und Briefzustellung der Tickets möglich, zumindest habe ich keinen anderen Weg gefunden. Alles in allem ein bisschen umständlich, aber am Ende hat es trotzdem geklappt.

Hier also nochmal meine Anreise-Tipps im Überblick:

  • Buche früh, wenn du mit dem Nachtzug fahren möchtest, was ich absolut empfehlen kann
  • Wenn dein Budget es hergibt: Gönne dir ein Einzelabteil! Im Vergleich zur Anreise mit dem Auto plus Hotelübernachtung ist das immer noch relativ günstig, du sparst aber eine Menge Zeit und Kraft.
  • Bleibe cool, wenn der Nachtzug eine scheinbar unaufholbare Verspätung hat und du deinen Anschluss wohl verpassen wirst. Mir ist das schon ein paar Mal passiert: Anscheinend kalkuliert der Nachtzug Betreiber seinen Zeitplan extrem großzügig und kann am Ende nochmal richtig Zeit gut machen.
  • Wenn du nicht mit dem Nachtzug fahren willst, solltest du ebenfalls früh buchen, weil der optionale EC nur begrenzten Raum für Fahrräder hat. Die musst du vorab buchen. Wenn du gern pokerst: Je nach Platz und Zugbegleiter*In ist es manchmal durchaus möglich, auch „spontan“ mit Bike mitgenommen zu werden. Im Zweifelsfall einfach versuchen.

Veneto-Trail: Event Atmosphäre

Kaum in Cittadella angekommen, beginnt dein „Italien-Urlaub“. Die Stadt ist wirklich schön. Die riesige Altstadt ist komplett von einer uralten, aber top gepflegten Stadtmauer umgeben. Es schadet also nicht, ein bisschen Zeit für einen kleinen Stadtrundgang einzuplanen! Für ein Eis und/oder eine Pizza sollte es in jedem Fall reichen.

Das ganze Event zeigt sich ebenfalls im entspannten italienischen Lifestyle. Alles ist total familiär und freundlich. Der Hauptorganisator des Events springt immer irgendwo umher und man merkt, dass er mit Herzblut dabei ist.

Schön ist auch das große „Lager“ in der Turnhalle der Stadt: Wer kein Hotel buchen will, kann hier kostenlos schlafen und sein Gepäck unterstellen. Die Halle ist bis zum Ende des Events rund um die Uhr besetzt (= bewacht). Alles in allem also extrem entspannt, familär und einfach angenehm.

Die Route: Wie viel Zeit solltest du einplanen?

Das liegt natürlich vor allem an deiner Fitness und daran, wie sehr du an deine Grenzen gehen möchtest. Es gab glaube ich zwei Teilnehmer, die die rund 500 Kilometer und 10.000 Höhenmeter am Stück durchgefahren sind und dafür keine zwei Tage brauchten. Das ist natürlich schon sehr extrem.

Die meisten Fahrer*Innen hatten sich irgendetwas zwischen vier und sechs Tagen vorgenommen. Ich wollte es in vier Tagen versuchen, da ich aber keinen passenden Zug zurück bekam, wurden es am Ende doch fünf Tage. Und das war nicht schlecht! Dank lausiger Fitness waren 100 Kilometer am Tag im Schnitt eine gute Sache. Denn eines darfst du nicht vergessen: Auf manchen Abschnitten kratzt man an der 3.000 Höhenmeter Grenze und das haut ordentlich rein, zumal es ziemlich heiß war.

Großartige aussicht beim veneto trail
So viel Zeit muss einfach mal sein, wenn die Aussicht so toll ist!

Dazu kommt, dass du ja durch eine wirklich schöne Landschaft fährst. Da ist es überhaupt nicht schlimm, wenn du mal Zeit hast, um eine Aussicht zu genießen, dir irgendwo einen Kaffee zu gönnen oder in einen See zu springen. Darum würde ich sagen: Wenn du nicht super fit bist und das Ganze nicht als körperliche Challenge siehst, plane mindestens vier Etappen und geh die Sache in Ruhe an. Relativ entspannt wird es meiner Einschätzung nach ab sechs Etappen. Ein bisschen hängt das auch noch davon ab, wie du übernachtest. Wenn du Hotels buchst, sparst du dir nochmal einiges an Gewicht und bist vermutlich schneller/entspannter unterwegs.

Das Gepäck: Was nehme ich mit aufs Veneto Trail?

Das hängt sehr von deinem Übernachtungskonzept ab. Da ich überwiegend zelten wollte, waren sämtliche Camping-Utensilien schonmal gesetzt. Ansonsten gehören zu einem Dolomiten Trip Bekleidungsstücke für alle Eventualitäten dazu (insbesondere Windjacke und Regenjacke), ein Erste-Hilfe-Kit und eine kleine Notfallwerkstatt mit genügend Schläuchen und vielleicht einem Ersatzschaltauge, einem Kettenschloss und einem Schaltzug. Ansonsten gilt: Weniger ist mehr. Bei so vielen Höhenmetern zählt jedes Gramm, das du sparst.

Veneto trail 123 | lifecycle magazine
Klar: Wer campen möchte, muss ein bisschen mehr mitschleppen. Doch es lohnt sich: In so einer schönen Umgebung wäre es definitiv schade, sich jede Nacht im Hotel zu verkrümeln.

Die Übernachtungen: Camping oder Hotel?

Beides ist möglich. Du kommst immer wieder durch Städte mit Übernachtungsmöglichkeiten. Aber mal ehrlich: Zu einem Unsupported Bikepacking Event durch die Dolomiten gehört doch Camping eigentlich dazu, oder nicht? Ich habe es jedenfalls nicht bereut. Ich fand es nur relativ schwer, schöne Campspots zu finden. Am zweiten Tag hatte ich übrigens doch ein Dach über dem Kopf: Die Hütte oben am Lago Fedèra sah auf komoot so gut aus, dass ich nicht anders konnte, als sie zu einem Tagesziel zu ernennen. Und es hatte sich gelohnt!

Verpflegung beim Bikepacking auf dem Veneto Trail: Alles mitnehmen oder unterwegs kaufen?

Da du immer wieder durch kleiner oder größere Orte kommst, brauchst du im Prinzip nicht viel mitzunehmen, außer ein paar Notfall-Riegel und zwei Trinkflaschen. Ich finde es aber immer schön, sich unterwegs auf die regionale Küche einzulassen. Wenn dir das zu experimentell ist: Kaffee und eine Pizza gehen in Italien so gut wie immer und überall. Am ersten Tag hatte der Veranstalter kurz vorm Gipfel des Monte Grappa einen Verpflegungsstand mit Getränken und Snacks aufgebaut, weil hier die Versorgungslage etwas schwierig war. Insgesamt also keine Probleme in Sachen Verpflegung.

Verpflegung beim veneto trail
Zugegeben: Hin und wieder war es unterwegs ein bisschen „touristisch“. Das hat aber auch einen großen Vorteil: Es gibt immer was zu essen! Und ein kleiner Snack vor so einer Kulisse – wer kann da schon nein sagen?

Die Route: Unsere Veneto Trail komoot Route zum Nachfahren

Ich habe wie immer mitgetrackt und mein Veneto Trail Abenteuer in einer komoot Collection zusammengefasst. Hier kannst du dir in Ruhe anschauen, wo ich hergefahren bin und wie ich mir die Tour eingeteilt habe. Außerdem erfährst du, ob ich eventuell geschummelt habe …

Veneto Trail: Die Abenteuer Story im lifeCYCLE Magazine

Lifecycle magazine ausgabe #19
Diese Geschichte und viele mehr findest du ein unserem lifeCYCLE Magazine #19.

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