In unserem CHPO Brillen Test geht es um ein wichtiges Thema: Wer im Alltag versucht, seinen Konsum möglichst „gut“, also in jeder Hinsicht möglichst nachhaltig zu gestaltet, wird mit diversen Problematiken konfrontiert. Erstens sieht man dem Produkt seine Qualität nicht an. Und was bringt ein „nachhaltiges“ Produkt, das nicht hält, was es verspricht? Zweitens muss man sich meist auf die Aussagen von Herstellern und Gütesiegeln verlassen: Denn wirklich überprüfen lässt sich vieles schlichtweg als Normalo kaum.
Und dann sind solche Sachen meistens auch noch deutlich teurer, als konventionelle Alternativen. Dabei wäre es doch so wichtig, dass wir alle achtsamer mit unserer Umwelt und unseren Ressourchen umgehen. Normalerweise müsste alles derart hergestellt werden, dass es im Hinblick auf die Zukunft unbedenklich ist. Und müsste dabei so erschwinglich sein, dass es sich alle leisten können.
Aber geht das überhaupt? Die Gründer von CHPO behaupten das zumindest. Natürlich können wir uns nicht in den Flieger setzen und die Fabrik inspizieren, in der CHPO produziert (abgesehen davon, dass wir auch gar nicht fliegen wollen). Stattdessen haben wir uns mit einem der Gründer und CEO von CHPO, Viktor Telégin, unterhalten und ihm ein paar Fragen gestellt. So kannst du dir zumindest selbst ein Bild machen. Darüber hinaus durften wir freundlicherweise ein paar CHPO Brillen ausprobieren. Teil zwei dieses Artikels ist also unser CHPO Brillen Test: Wie gut sind die günstigen Fahrradbrillen aus Recycling-Kunststoff?
Inhalt CHPO Brillen Test
Teil 1: Interview mit CHPO Gründer und CEO Viktor Telégin
Hi Viktor! Auf eurer Website unter „Story“ kann ich ein bisschen über die Idee von CHPO erfahren… aber was steckt eigentlich dahinter? Kannst du mir etwas darüber erzählen, wer die Marke gegründet hat, falls du es nicht allein warst? Was war die Motivation, das genau so zu machen, wie ihr es tut?
CHPO wurde Ende 2013 von meinem Geschäftspartner Johan Graffner und mir hier in Stockholm, Schweden, gegründet. Als Marke haben wir unsere Wurzeln im Skateboarding, in der Musik und in der Kunst. Bei der Gründung der Marke hatten wir zwei Hauptideen. Die erste bestand darin, eine Marke aufzubauen, die alle Qualitäten einer Premium-Brillenmarke hat. Gute Qualität unter guten Bedingungen, geringe Auswirkungen auf die Umwelt, gutes Design und eine starke Marke im Hintergrund. Aber zu einem Preis, den sich die meisten leisten können. Der Grund dafür war, dass ich während meiner Jugend die Ausrüstung, die ich haben wollte, mir nicht leisten konnte.
Also landete ich oft bei minderwertigen Sachen, was für niemanden gut war. Die zweite Idee war, eine Marke zu schaffen, die für etwas Gutes steht. In der Welt gibt es so viel Mist und so viele Dinge, die in die falsche Richtung gehen. Also wollten wir sehen, was wir tun könnten. Und mit einer Marke bekommt man eine Stimme. Deshalb setzen wir uns in unserer Kommunikation stark gegen Rassismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit ein. Und um sicherzustellen, dass dies keine leeren Worte sind, machen wir jede Saison ein oder zwei Kooperationen. Bei denen spenden wir 100 Prozent der Gewinne an eine gute Sache. Zum Beispiel haben wir eine laufende Zusammenarbeit mit Skateistan und konnten bisher über 80.000 Euro spenden.
Erst einmal finde ich es eine SUPER-Idee, nachhaltig und fair produzierte Produkte zu einem Preis anzubieten, den sich die meisten Menschen leisten können. Schließlich sollten solche Produkte keine Luxusgüter sein, sondern eigentlich der Standard. Trotzdem muss ich hier genauer nachfragen, denn du rüttelst meine ganze Weltanschauung durcheinander… Ich dachte, gute Dinge haben ihren Preis. Wenn zum Beispiel Evil Eye einen Preis von 250 Euro für eine Brille angibt, hat mich das nicht geschockt. Jetzt frage ich mich: Warum sind deren Brillen so teuer und warum sind euro so günstig?
Ganz einfach: Wir verdienen nicht so viel Geld wie unsere Konkurrenz. Außerdem verwenden wir recycelten Kunststoff, der günstiger ist als Azetat, das die meisten Premium-Marken für ihre Gestelle verwenden.
Bleiben wir einen Moment bei meinem Beispiel, Evil Eye, weil ich dort zufällig schon mal war. Dort konnte genau ich sehen, unter welchen Bedingungen die Produkte hergestellt werden. Das ist bei Produktionen im Fernen Osten normalerweise nicht möglich. Wie stellt ihr sicher, dass dort alles richtig läuft? Als Kunde bleibt mir ja ohnehin nichts anderes übrig, als zu glauben, dass alles vernünftig läuft…
Wir arbeiten seit Beginn der Marke mit unserer Fabrik zusammen. Sie kennen uns, wofür wir stehen und was wir erreichen wollen, und sie unterstützen unsere Ziele von Anfang an. Es handelt sich um eine vergleichsweise kleine Fabrik. Man hat dort das Geschäft so aufgebaut, dass es zu uns passt und sie mit uns arbeiten können. Ich habe die Firma mehrmals besucht und weiß, dass sie eine freundliche Arbeitsatmosphäre, vernünftige Arbeitszeiten, gute Gehälter und Sozialsysteme bieten. Andernfalls wäre sie nicht unsere Fabrik.
Gehen wir zur Funktion über. Die können wir ja gerade selbst für unseren CHPO Brillen Test beurteilen. Aber zuerst fällt mir auf, dass eure Produktbeschreibungen fast frei von fancy Technologienamen sind. Anderswo werden unzählige Funktionen beworben. Bei euch wird sogar der angedachte Verwendungszweck offen gehalten und mit „Sunny days and Hungover Afternoons“ eher homorvolle umschrieben. Sind eure Brillen in dieser Hinsicht etwas einfacher? Ist das Teil der Antwort auf die Frage, wie solche Preise möglich sind?
Wenn es um Sonnenbrillen für das Radfahren geht, sind wir ziemlich neu dabei. Ehrlich gesagt kenne ich die ganzen Fachbegriffe gar nicht. Als wir zum ersten Mal mit dieser Art von Sonnenbrillen begannen, wurden sie fürs Snowboarden hergestellt. Dann stellte sich heraus, dass diese Rahmen und Gläser sich auch sehr gut für das Radfahren eigneten. Und da wir seit der Gründung der Marke in der Bike-Messenger-Community in Stockholm aktiv sind, schien es ein natürlicher Schritt zu sein. Also musst du vorerst mit „Sunny days and Hungover Afternoons“ zufrieden sein.
Gibt es Bemühungen, euer eigenes Nachhaltigkeitskonzept auszubauen? Ich denke da an Stichworte wie Kreislaufwirtschaft und so weiter.
Auf jeden Fall! Sowohl wir als auch unsere Fabrik suchen ständig nach Möglichkeiten, unseren Einfluss auf die Umwelt zu verringern. Das Ziel ist, keinen Einfluss mehr zu haben. Nicht nur für die Produktion, sondern für alles, was die Marke und das Unternehmen betrifft. Zum Beispiel stammen nur 47 Prozent der Energie, die von unserer Fabrik verwendet wird, aus grünen Quellen. Außerdem ist der Transport nicht immer umweltfreundlich, da wir Schiffe und Lastwagen nutzen. Derzeit bestehen all unsere Sonnenbrillen und Verpackungen aus recycelten Materialien, also sind wir auf dem richtigen Weg. Aber es gibt noch viel Raum für Verbesserungen.
Teil 2: CHPO Brillen Test
Was macht CHPO Brillen zu nachhaltigen Produkten?
Wenn du im Interview gut aufgepasst hast, weißt du das längst. Falls du diesen Part übersprungen hast, hier nochmal die Zusammenfassung: CHPO Brillen werden in Duqiao Town in Shanghai hergestellt. Es besteht ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den Produzenten und der Marke aus Schweden. Schon mehrfach waren die Jungs von CHPO vor Ort und haben sich von den guten Bedingungen dort überzeugt. Das sagen sie zumindest – das müssen wir so glauben. Darüber hinaus werden alle CHPO Brillen aus Recycling-Materialien hergestellt. Die Packungen sind aus Recycling-Pappe beziehungsweise Papier. Soweit, so gut.
Was kosten CHPO Brillen?
Sie sind auf jeden Fall sehr günstig, verglichen mit aktuellen Brillen namhafter Premiumhersteller. Nehmen wir unsere CHPO Brillen Test Modelle als Beispiel: Das Modell Henrik kostet gerade mal 39 Euro. Erika schlägt ebenfalls mit 39 Euro zu Buche.
Wie hochwertig sind CHPO Brillen?
Bei drei Modellen konnten wir uns selber einen Eindruck verschaffen. Wir haben „Erika“ in weiß bekommen sowie „Henrik“ in gelb und in grau-transparent. Alle drei Modelle wirken hochwertig und haben eine coole Optik. Sie wirken keineswegs billig – aber relativ einfach. Nach besonderen Features suchst du vergebens. Erika kommt sogar ohne Gummi-Nasensteg aus. Eine solche Einfachheit kann ja auch angenehm sein: Aufsetzen und wohlfühlen? Ob das funktioniert, probieren wir aus.
Wir durchdacht ist das Nachhaltigkeitskonzept von CHPO?
Grundsätzlich ist es klasse, wenn Firmen darauf achten, möglichst nachhaltig zu produzieren. Die Verwendung von Recycling-Materialien und recycelten Verpackungen ist gut und mehr, als viele Premiumhersteller tun. Das Haar in der Suppe finden wir, wenn wir uns das Thema Anpassbar- und Reparierbarkeit anschauen. Was, wenn die Scheibe zerkratzt, der Bügel abbricht oder die Brille nicht gut sitzt? Dann ist das so. Zwar sind Bügel und Nasenstege verschraubt, im Shop gibt es aber keine Ersatzteile.
Die Brillengläser lassen sich nicht austauschen. Einmal kaputt, wandert die Brille bestenfalls zurück in den Rohstoff-Kreislauf. Was halb so schlimm wäre, wenn das perfekt funktionieren würde. Also: Wenn dir deine CHPO Brille passt und du jemand bist, der auf seine Sachen achtgibt, dann kannst du – zumindest theoretisch – eine Menge Geld sparen.
Wenn dir ständig irgendwas kaputt geht und du eigentlich ein Abo auf Tausch-Gläser bräuchtest, dann sind die günstigen CHPO Brillen vielleicht nicht so gut für dich geeignet. Andererseits: Anderswo kosten Wechselgläser mehr, als bei CHPO die ganze Brille. Am Ende musst du wohl selbst entscheiden, welche Taktik für dich und die Umwelt die bessere ist.
Wie gut funktionieren CHPO Brillen im Einsatz auf dem Rad?
Das ist bei einer Sportbrille wohl eine der wichtigsten Fragen, oder nicht? Hier ist unser Eindruck – welcher zweigeteilt ist. Brille Erika landete leider während unserem CHPO Brillen Test selten auf unserer Nase. Der Grund dafür: Irgendwie sitzt die Brille, die ohne Gummi-Nasensteg auskommt, bei uns schlecht und rutscht. Was noch schlimmer wird, denn Schweiß dazukommt.
Modell Henrik hingegen schlägt sich ausgesprochen gut. Die Brille sitzt richtig gut und ganz ehrlich: Hätten wir vorher nicht gewusst, was die Brille kostet – wir hätten vermutlich wesentlich mehr geschätzt als 39 Euro. Die Sicht ist gut, die Tönung für den Sommer genau richtig und auch die Form passt. Der Fahrtwind wird von der großen Brillenoberfläche von den Augen ferngehalten. Kurzum: Bei Henrik passt unterwegs alles.
CHPO Brillen Test: Unser Fazit
CHPO verspricht eine faire, nachhaltige Produktion und spart durch den Einsatz von Recyclingmaterialien Ressourcen. Auch in Sachen Verpackungsmaterial setzt man vorbildlich auf Recyclingpapier, es kommt kein Kunststoff zum Einsatz. Man verzichtet auf wohlklingende Features und dazu passendes Marketing. Die Produkte werden selbst online vertrieben und man gibt sich – nach eigener Aussage – mit einem geringeren Gewinn zufrieden, als üblich. Hinzu kommt, dass CHPO das Nachhaltigkeit thematisiert und somit zu einer Art Botschafter für bewussteren Konsum und eine wichtige Message wird: Nachhaltig hergestellte Produkte sollten für alle erschwinglich sein! Durch die Unterstützung sozialer Projekte durch Signature-Produkte möchte man Worten Taten folgen lassen.
Wir als Kund:innen müssen all dem ein gewisses Vertrauen schenken – aber das ist ja eigentlich bei allem so. Im Gegenzug bekommen wir stylishe Brillen, die unterwegs einen guten Job machen. Vorausgesetzt sie passen dir und es stört dich nicht, dass man im Grunde nichts tauschen/reparieren/anpassen kann.