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Bring me back… to Berlin: Der Salsa Cutthroat Test beim Candy B Graveller

Man nehme ein Mountainbike, ein Rennrad und ein Gravelbike. Man stecke alles in eine große Kiste und schüttele heftig. Und dann frage man sich, was dabei wohl herauskommt? Die Antwort lautet: ein „Cutthroat“. Wir haben uns Salsa’s gnadenlose Interpretation eines „Ultra-Endurance-Bikepackers“ geschnappt und damit mörderischen Spaß gehabt!

Also, was zeichnet so ein Ultra-Endurance-Bikepacking-Bike aus dem Hause Salsa aus? Schauen wir zuerst mal, was Salsa selbst dazu sagt. „Cutthroat bringt die Geschwindigkeit in die vielseitige Ultra-Endurance-Bikepacking-Raceszene“. Dieses Rad wurde also gebaut, um bei Events wie der „Tour Divide“ vorne dabei zu sein. Dazu muss es laut Salsa komfortabel aber effizient sein. Schließlich muss der Fahrer es ja lange darauf aushalten, während er versucht, so schnell es geht anzukommen. Ob das so ist? Wir klären es in unserem Salsa Cutthroat Test.

Salsa cutthroat test candy b graveller
Beim Candy B. Graveller konnte das Salsa Cutthroat zeigen, was in ihm steckt. Es war zwar kein Rennen, Durchhaltevermögen war dennoch gefordert, denn die Distanz unter den speziellen Witterungsbedingungen zu schaffen, das war schon eine Ansage für diesen Test.

Salsa Cutthroat Test – Allgemeines

Um diese eierlegende Woll-Milch-Sau zu bauen, hat sich Salsa Folgendes ausgedacht:

  • Der Carbonrahmen wurde so ausgelegt, dass er sehr komfortabel ist und trotzdem seine Effizienz behält. Insbesondere die Sitzstreben sollen mit einem gewissen „Flex“ den Komfort erhöhen und ermüdende Vibrationen dämpfen.
  • Steckachsen vorn wie hinten sollen hingegen für Steifigkeit und präzises Handling sorgen.
  • Die spezielle Carbongabel nimmt – wie der Rahmen – Reifen bis 3 Zoll auf und ist kompatibel mit Bremsscheiben bis 200 mm Durchmesser. Eine interne Verlegung vom Kabel eines Nabendynamos ist vorgesehen.
  • Die Geometrie nennt Salsa „Drob Bar Mountainbike Geometrie“. Hier will man einen guten Kompromiss aus Handling und Laufruhe gefunden haben und zudem eine angenehme Sitzposition bieten.
  • inspiriert durch die Tour Divide hat man ohne Ende Möglichkeiten integriert, Gepäck und Trinkflaschen zu montieren. So gibt es fünf Aufnahmen für Flaschenhalter und anderes Zubehör und die Möglichkeit, eine Oberrohrtasche direkt zu montieren. Außerdem soll die Montage von vielen Gepäckträgern problemlos möglich sein.

Soweit die allgemeinen „Cutthroat“-Features. Im Folgenden will ich auf unser Testrad, das Modell „Cutthroat Apex 1“ eingehen.

Salsa cutthroat test candy b graveller
Salsa Cutthroat Apex 1 im Test Setup| 10,6 kg

Cutthroat Apex 1 – unser Test Bike

Das „Cutthroat Apex 1“ ist das günstigste von drei Modellen der Cutthroat Serie, das es so in Deutschland aber leider gar nicht zu kaufen gibt. Tatsächlich bekommst du hier nur das Mid-Range-Modell „Rival 1“ für 4.099 Euro. Kernstück ist aber ja so oder so der edel wirkende Rahmen, der bei allen Modellen derselbe ist und am Apex 1 knallig orange daherkommt. Sieht zumindest schonmal gut aus! Auch, wenn es das Rad hier so nicht gibt, will ich mal kurz auf die Ausstattung eingehen, die man als „gut und günstig“ beschreiben kann. Salsa hat sich hier aus beiden Welten munter bedient: Während die Schalt- und Bremsgriffe sowie das Schaltwerk aus SRAMs Rennradgruppe Apex stammen, kommt die Kurbel aus der „GX“-Mountainbike-Gruppe. Die Kassette ist gar dem Programm des günstigen asiatischen Komponenten Anbieters SunRace entnommen. Das Ergebnis ist ein Dropbar-tauglicher, robuster 1 x 11 Antrieb. Dazu kommen 2,2 Zoll breite „Ikon“ Mountainbikereifen von Maxxis und mechanische Scheibenbremsen von Hayes. Soweit macht das alles erstmal einen robusten Eindruck, auch wenn ich in dieser Preisklasse (2.499 $) schon besser ausgestattete Räder gesehen habe. Aber wie gesagt: Rahmen und Gabel machen einen extrem wertigen Eindruck und das ist allemal mehr wert.

Salsa Cutthroat Test – Ausstattung und Geometrie

Mehr Infos zum Salsa „Cutthroat“ gibt´s unter salsacycles.com.

  • Preis: 2499 $
  • Gewicht: ca. 10,6 kg
  • Rahmen: Salsa Cutthroat Carbon
  • Rahmengrößen: SM, MD, LG, XL
  • Gabel: Salsa Cutthroat Carbon
  • Lenker: Salsa Cowchipper
  • Griffe: Salsa Glyph Gel Bar Tape
  • Vorbau: Salsa Guide
  • Sattel: WTB Volt Sport
  • Sattelstütze: Promax 27,2 x 350 mm
  • Bremsen: Hayes CX Expert, V-Series 160 mm
  • Schaltung: Sram Apex, 1×11-fach
  • Kurbeln: Sram GX 38 Zähne
  • Schaltwerk: Sram Apex, 1×11-fach, long Cage
  • Kassette: SunRace CSMS7 11-42
  • Kette: Sram PC-1110
  • Naben: Formula
  • Felgen: WTB STP i23 29 Zoll
  • Reifen: Maxxis Ikon 29 x 2,2 Zoll

 

  SM MD LG XL
Reach 374,7 mm 375,6 mm 382,7 mm 396,9 mm
Stack 593,9 mm 619,5 mm 645,3 mm 664,2 mm
Oberrohr effektiv 545 mm 565 mm 580 mm 600 mm
Kettenstrebe 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
Tretlager Überhöhung 70 mm 70 mm 70 mm 70 mm
Lenkwinkel 70 Grad 70 Grad 71 Grad 71 Grad
Sitzwinkel 74 Grad 74 Grad 73 Grad 73 Grad
Radstand 1052,7 mm 1057,4 mm 1067,9 mm 1088,6 mm
Salsa cutthroat test candy b graveller
Trotz dem vielen Gepäck gut erkennbar: Der breite Lenker mit seinen nach außen gebogenen Enden bietet viel Platz für eine vollgepackte Lenkerrolle.

Setup

Bevor es auf große Tour geht, muss gepackt werden. Und hier zaubert das Salsa Cutthroat all jenen ein Lächeln ins Gesicht, die gern viel mitnehmen. Ich beschränke mich auf die ganz normale, leichte Bikepacking-Ausrüstung. Also: Satteltasche, Lenkerrolle, Oberrohrtasche und – zugegeben die große Variante – eine Rahmentasche. Die kommt direkt von Salsa und ist quasi auf den Rahmen maßgeschneidert. Das ist prinzipiell klasse, denn so lassen sich selbst sperrige, schwere Gegenstände easy verstauen. So etwas wie Powerbanks oder das Tablet, falls man unterwegs mal spontan ein bisschen arbeiten will. Wie sinnvoll das letztendlich ist, muss jeder selber wissen. Mich hat diese große Tasche jedenfalls dazu verleitet, das ein oder andere einzupacken, das ich eine Woche später völlig ungenutzt wieder heraus geholt habe. Aber wie sagt man so schön: Haben beruhigt. Außerdem ist es ja ein schönes Training und ein guter Test, wenn man mit viel Gewicht fährt.

Salsa cutthroat test candy b graveller
Eine heimische Proberunde damit auch alles passt, wenn es beim Candy B. Graveller „ernst“ wird…

Besonders angenehm ist der breite „Cowchipper“-Lenker mit seiner speziellen Form, die zum einen sehr angenehm zum Greifen ist, zum anderen viel Platz für die Lenkerrolle bietet, die so deutlich entspannter montiert ist, als es bei einem schmalen Rennrad-Dropbar der Fall gewesen wäre. Und auch das Cockpit mit GPS-Computer (Wahoo „Elmnt“) und Beleuchtung (Knog „PWR”) wirkt so deutlich aufgeräumter. Der erste Ritt um den Block offenbart: Ich sitze sehr bequem, ich greife äußerst komfortabel. Die Reifen rollen äußerst geräuschvoll und die Bremsen bremsen recht undefiniert. Mit diesen ersten Eindrücken parke ich meinen Lastenesel im Flur. Morgen geht es auf große Reise!

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Einmal quer durch Deutschland bitte. Salsa’s Cutthroat vorm Dom in Fulda.

Die Testfahrt

Für das Salsa Cutthroat hatte ich mir einen ganz Besonderen Test ausgedacht. Ein Endurance-Adventure-Gravelbike braucht schließlich auch ein entsprechendes Abenteuer. Das sollte es bekommen: Beim Candy B. Graveller sollte von allem im Überfluss vorhanden sein. Jede Menge Ausdauer war auf den rund 650 Kilometern von Frankfurt nach Berlin ebenso gefragt, wie Gravel und Abenteuer geliefert wurden. Für die Extra-Portion „Endurance“ packte ich noch die 230 Kilometer Anfahrt nach Frankfurt obendrauf. Fünf Tage, 880 Kilometer Testfahrt, da kann man Einiges erleben.

Du kannst dir genau ansehen, wo ich das Cutthroat rangenommen habe. Alle Tourdaten findest du hier.

Außerdem habe ich da natürlich jede Menge erlebt. Die spannende Geschichte zum Candy B. Graveller kannst du in unserem Printmagazin nachlesen, das du hier bestellen kannst.

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Im neuen lifeCYCLE Magazine gibt es die große Story zum Candy B. Graveller!

Die Fahreindrücke

Ehrlichgesagt war ich etwas überrascht, wie viel „Gravel“ tatsächlich in der Candy B. Route steckte. Natürlich positiv überrascht, auch wenn dadurch alles etwas anstrengender und zeitaufwändiger wurde, als geplant. Ebenso positiv fiel mir in diesem Zusammenhang das „Cutthroat“ auf. Denn wenn es eines kann, dann „Gravel“ beziehungsweise „Offroad“ im Allgemeinen. Das überrascht natürlich nicht unbedingt, bedenkt man, dass das Bike doch jede Menge Anleihen vom Mountainbike besitzt und im Grunde genommen ein 29er mit Dropbar ist. Also: Ich sitze angenehm komfortabel und absolut langstreckentauglich. Dabei aber dennoch sportlich genug, um gut Druck machen zu können. Sobald ich im Gelände bin, ist das Bike zu 100 Prozent in seinem Element. Das Ergebnis ist eindeutig: Sobald es unter mir rappelt, mache ich sofort Boden gut und hänge meine Reisegruppe ab. Das hat vor allem zwei Ursachen: Erstens die agile Geometrie, die super Handling auf technischen Passagen (Downhills!) bringt. Zweitens die breiten, griffigen Reifen, die ohne jeden Zweifel unter schwierigen (und schmierigen) Bedingungen jeder schmalen Gravel-Pelle überlegen sind.

Salsa cutthroat bikepacking candy b graveller
Der „Point Alpha“ in der Rhön war ohne Zweifel eines der Highlight auf der Candy-Tour
Salsa cutthroat bikepacking candy b graveller
Nichtmal das Navi blieb verschont von der Matsche

Kommen wir zur Kehrseite der Medaille. Was im Gelände herausragend ist, bremst auf Asphalt ein wenig aus. Damit meine ich die Reifen. Man hört es schon und es ist ebenso eindeutig zu beobachten: Während ich im Gelände locker voraus rolle, muss ich kämpfen, sobald ich festen Boden unter den Reifen habe.

Salsa cutthroat bikepacking candy b graveller
Gegen diesen fiesen Klebelehm waren selbst die 2,2 Zoll Pellen von Maxxis nicht gewappnet. Hier gab es kein Vorankommen mehr
Salsa cutthroat bikepacking candy b graveller
Da half selbst die maximale Reifenfreiheit nichts. Nur noch der Hochdruckreiniger an der nächsten Tanke konnte dieses „Problem“ lösen

Noch einen Punkt muss ich bemängeln. Da ich es gern offroad laufen lasse, ist mir höchste Bremspräzision ausgesprochen wichtig. Dabei geht es nicht nur um die Bremspower an sich, sondern vor allem auch um die Dosierbarkeit der Stopper. Und hier müssen sich die mechanischen Hayes Bremsen etwas Kritik gefallen lassen. Ihre Bremspower ist völlig ausreichend, ihre Dosierbarkeit aber gar nicht gut. Der Bremspunkt „kommt“ sehr schwammig und undefiniert. Am Anfang geht nicht viel, bis die Bremse dann plötzlich heftig zubeisst. Mit diesem Bremsfeeling wurde ich nicht warm. Und wenn du nicht gerade auf Weltumrundung gehst, würde ich auf jeden Fall zu einer bewährten hydraulischen Bremse raten. Am besten auch direkt von einem der „Großen“ Hersteller. Während der Tour verabschiedete sich nämlich der vordere Bremsbelag vollständig – Ersatzbeläge von SRAM oder Shimano zu finden, wäre unterwegs sicher kein Problem gewesen. Da kann die Bremse aber nichts für. Das war ganz allein das extreme Dreckswetter schuld.

Salsa cutthroat bikepacking candy b graveller
Da stehe ich mit Candy Organisator Gunnar am Luftbrückendenkmal in Frankfurt. Gleich geht es los!

Ansonsten muss ich sagen, dass das Salsa „Cutthroat“ ein richtig heißes Eisen ist für Touren, die überwiegend offroad verlaufen. Für sein Kaliber ist das Rad super leicht und es vereint Steifigkeit und Effizienz mit hohem Komfort. Der einfach 1 x 11 Antrieb kann übrzeugen. Ehrlichgesagt ist mir überhaupt nicht aufgefallen, dass eine SunRace-Kassette verbaut ist, das ist mir erst im Nachhinein beim Studieren der Ausstattung aufgefallen. Ebenso gefiel das komfortable Cockpit. Wer lange Touren plant, wird die vielen Befestigungsoptionen noch viel mehr zu schätzen wissen, als ich es getan habe. Der Rahmen taugt in jedem Fall dazu, als reinrassiges Reise-Gravelbike inklusive Nabendynamo und Gepäckträgersystem aufgebaut zu werden.

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Leichter Rahmen hin, griffige Reifen her: Was zu viel ist, ist zu viel! Dieser Weg durch den Weinberg war so steil, da musste einfach geschoben werden. Hier siehst du Bernd (jacominasenkel.de) bei dieser fragwürdigen Tätigkeit.

Fazit – Salsa Cutthroat Test

Das Candy B. Graveller war tatsächlich ein sehr geeignetes Format, um das „Cutthroat“ von Salsa standesgemäß zu testen. Vor allem auf den langen Offroad-Passagen konnte es seine Vorzüge voll und ganz ausspielen. Wenn du vor allem gern fernab befestigter Wege fährst, ist dieses Gravel-Mountainbike-Dropbar-Konzept eine heiße Option für dich. In Sachen Handling und Fahrsicherheit ist es jedem „echten“ Dropbar Bike deutlich überlegen. Allerdings muss man auch so ehrlich sein und den bremsenden Effekt der breiten, profilierten Reifen auf Asphalt erwähnen. Trotzdem: Bikepacker und Gravelfans bekommen von Salsa ein ganz heißes Eisen geliefert. Je länger du unterwegs sein möchtest und je weiter es dich raus führt aus der Zivilisation und weg von bekannten Wegen, umso heißer wird es!

Lifecycle fahrradpost | lifecycle magazine

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