(Von Alex Ebell) Die Grundidee dazu heckte ich schon im Winter aus. Meine Idee war, mir diesen Sommer mal richtig die Kante zu geben. Also nicht beim Saufen, sondern beim Fahrrad fahren. Fahren, essen, schlafen. Ganz simpel, mehr nicht. Die ganze Zeit, bis ich irgendwann keine Lust mehr habe. Ich entscheide, wann Schluß ist. Keine Zeitvorgabe, so wie das sonst ist. Nur eine Wochenvorgabe, wenn man so will. Eine Woche hatte ich grob eingeplant. Und wenn es eine preiswerte Tour werden würde, dann wäre das noch besser. Also warum in irgendwelche Flieger oder Züge steigen, wenn ich doch auch direkt vor der Haustür starten kann? Dann kam mir die Idee vom Race around Germany. Warum sollte ich es nicht einmal versuchen? Ich wäre erst der zweite Non Support Fahrer nach Tanja, die es im letzten Jahr versucht hatte. Ich habe doch nichts zu verlieren? Aber ein bisschen Druck dahinter, scheint gut zu sein, da ich so fokussierter bleibe. Deshalb auch die Anmeldung für dieses offizielle Event.
Leider zwangen mich meine Knie im Winter und Frühjahr dazu, etwas kürzer zu treten. Von wirklicher Vorbereitung kann keine Rede sein. Ein paar Granfondos und zwei längere Touren sind nicht der Rede wert. Das Race across Germany von Aachen nach Görlitz bin ich nahezu unvorbereitet gefahren, just for fun, sozusagen. Die Tour habe ich nicht ansatzweise mit den Beinen, sondern nur mit dem Kopf gefinished.
Der Start
Trotzdem wollte ich es am 14. Juli 2018 unbedingt versuchen. Das Wetter war geradezu perfekt. Leicht bewölkt, knapp über 20 Grad. Am 14. Juli, genau um 9 Uhr fiel der Startschuss per Videobotschaft an den Veranstalter. Ich brubbelte irgendwas spontan in die Handykamera, was wahrscheinlich eh keiner verstanden hat. Egal, nun ging es los. Ein komisches Gefühl begleitete mich, denn es gab keine Mitstreiter, nur mich und die Uhr. Unter zehn Tage hatte ich mir ausgerechnet, das wären ca. 330 Kilometer pro Tag. Da sollte noch genug Zeit zum Schlafen, Pausieren und Essen besorgen übrig bleiben. Klingt gut und machbar.
Am ersten Tag blieb das Profil relativ flach. Nun hieß es erst einmal Strecke machen. Drei Fahrer begleiteten mich ein Stück. Witalli und Eric fuhren ein paar Kilometer mit, bis sie wieder in die Hansestadt zurückkehrten. Frank kam extra aus Warnemünde mit dem Rad, um mich ein Stück zu begleiten. Wir kannten uns bis dato nicht, aber die Chemie stimmte. Die ersten 100 Kilometer rollten wir zügig dahin. Der Himmel riss mittlerweile auf und das Thermometer stieg langsam an. Zeit für ein kurzes Päuschen in Neubrandenburg. Die erste Baustelle stellte sich uns in den Weg. Es sollten noch viele folgen. Nach weiteren 50 Kilometern verabschiedete sich Frank und unsere Wege trennten sich. Vorerst. Mit leichtem Rückenwind ging es zügig nach Frankfurt/Oder, meinem ersten von neun Checkpoints. Um 22.30 Uhr, genau zwei Stunden früher als geplant, fuhr ich in die erste Nacht. Es wurde etwas wellig, viele Baustellen zwangen mich Umwege zu fahren, was mich ziemlich nervte. Gab wohl gerade Geld vom Land, oder?
Ich fuhr ohne größere Stopps Richtung Görlitz, wo ich gegen 8 Uhr am Sonntag eintraf. Keine Tankstelle oder ähnliches hatte unterwegs auf, nun endlich der erste Bäcker in Sicht. Yeah, futtern. Die Strecke machte nun einen großen Knick Richtung Bautzen, Dresden und Chemnitz. Es gab Gegenwind. Die ganze Zeit. Das war ziemlich zermürbend, denn die Sonne machte zudem auch ihre Späße mit mir und strahlte unentwegt. Gegen 20.30 Uhr traf ich am Sonntag in Chemnitz ein. Checkpoint 2 war nach rund 700 Kilometern erreicht. Zwar pünktlich laut meinem Zeitplan, allerdings hatte ich mein Plus von zwei Stunden aufgebracht. Egal, es gab etwas zu Essen, eine Dusche und die Möglichkeit zum Schlafen. Danke Maika an dieser Stelle. Gegen 3 Uhr und völlig schlaftrunken fuhr ich weiter Richtung Erzgebirge. Nach knapp einer Stunde kam ein Gewitter mit Starkregen auf mich zu. Darauf hatte ich nicht wirklich Lust, deshalb kramte ich meine Schlafmatte raus und legte mich in ein keimiges Bushäuschen. Eine Stunde ruhen schadete nicht, Wechselsachen hatte ich schließlich nicht dabei.
Es gab Gegenwind. Die ganze Zeit. Das war ziemlich zermürbend, denn die Sonne machte zudem auch ihre Späße mit mir und strahlte unentwegt.
Alex Ebell
Das Equipment
Beim Equipment hatte ich auf Minimalismus gesetzt. Folgendes hatte ich dabei: Eine kurze Regenhose, Zehenwärmer, ein Paar Socken, Arm- und Beinlinge, Weste, Windjacke, Unterhemd (kam nicht zum Einsatz), eine Shorts mit Sitzpolster (zum Drunterziehen, wenn der Hintern schmerzt), ein Tuch, zwei Schläuche, Flickzeug, Minitool, eine kleine Powerbank, Telefon, Navi, Ipod, Tracker, diverse Ladekabel, Netzstecker, kleine Tüten und Gummis (zum Einpacken der Elektronik bei Regen), Schlafsack, Schlafmatte, Hygieneartikel, ein paar Gels, Taschentücher. Das war’s.
Leider hörte der Regen nicht auf. Bächeweise kam mir das Wasser in den Anstiegen entgegen, tja was soll ich sagen, ich war nun doch komplett durchgeweicht. Da halfen auch meine Schuhüberzieher und die Regenhose nur bedingt. Ich hatte mir im Vorfeld für die Langstrecke extra Triathlonschuhe gekauft, da diese mit weniger Material auskommen und somit wesentlich schneller trocknen. Die Rechnung ging auf. Auch zum Shoppen waren die Schuhe super, da ich sie sehr schnell ausziehen konnte. Eine Regenjacke hatte ich gar nicht dabei, Windjacke und Weste mussten herhalten.
Leider hörte der Regen nicht auf. Bächeweise kam mir das Wasser in den Anstiegen entgegen, tja was soll ich sagen, ich war nun doch komplett durchgeweicht. Da halfen auch meine Schuhüberzieher und die Regenhose nur bedingt.
Kurz vor Plauen verzog sich der Regen, dafür kam mir Jens aus dem Vogtland entgegen. Coole Sache, er begleitete mich circa 50 Kilometer bis Hof. Wir sind vor Jahren mal die Fichkona zusammen gefahren, es war klar, dass wir uns irgendwann mal wieder sehen. Er brachte mir auch eine Wundheilsalbe mit, da sich komischerweise nicht meine Knie, sondern meine Archillessehnen bemerkbar machten. Zudem fiel mein Navi kurze Zeit aus, wahrscheinlich weil ich die Ladebuchse während des Regens nicht geschlossen hatte und das Innenleben feucht wurde. Ich hatte während der Fahrt nämlich immer ein Ladekabel am Gerät, sodass ich bei Bedarf schnell Strom zur Verfügung stellen konnte. Zum Laden meiner Geräte (Navi, Handy, Ipod und Tracker) sollte meine Ladebuchse am Fahrrad herhalten. In der Ebene hatte das auch funktioniert. Wenn es hügelig wurde, dann konnte ich nicht genug Strom erzeugen, da ich zu langsam war. Pausen waren auch immer damit verbunden, nach Strom zu suchen. Also gegessen wurde nur, wenn es dort auch eine Steckdose gab.
Tiefpunkte
Weiter ging es hügelig durch den bayrischen Wald. Hitze, Hitze und nochmals Hitze war das Motto des Tages. Einige wenige Brunnen sorgten für Abkühlung. Wenigstens wurden meine Klamotten trocken. Es folgte die nächste Nacht mit dem dritten Checkpoint nach 999 Kilometern in Cham um 2.45 Uhr. Es ist Dienstag früh und verdammt kalt. Eine Stunde Schlaf (wenn man es so nennen kann) musste reichen, da ich in Zeitverzug war. Während einer der zahllosen Abfahrten merkte ich, dass meine hinteren Bremsbeläge fertig waren. Somit ging es vorsichtig bergab bis zum Donaudelta, klar die Scheiben waren jetzt auch fertig, aber was sollte ich machen? Bremsen musste ich. In Passau gab es Hilfe, endlich Montag und alle Läden hatten auf. Den ersten Radladen angesteuert und Glück gehabt. Mir wurde sofort geholfen, danke an das Team von Fahrrad Würdinger in Passau. Die Zwangspause wurde natürlich zum Ausruhen genutzt. Weiter ging es Richtung Pfarrkirchen und Chiemsee. Den See habe ich leider erst in der Nacht erreicht, Baden fiel somit aus. Die Hitze, der Gegenwind und die vielen Anstiege hatte ich unterschätzt, sie zwangen mich etwas langsamer zu fahren. Auch das häufigere Wasserholen kostete natürlich Zeit. Der Tag war alles in allem sehr zermürbend, mein schlimmster Tag. Ich hatte teilweise absolut keine Lust mehr. Ich war kurz davor aufzuhören.
Alles hinwerfen nach über 1.000 Kilometern ist aber auch irgendwie blöd. Es würde doch lange Zeit an meinem Gewissen nagen, soviel war klar. Nur um dann irgendwann diese ganzen Strapazen nochmal auf sich zu nehmen? Fakt ist, wenn man stundenlang durch die bayrische Einöde fährt, jedes Dorf gleich aussieht und die Kilometer irgendwie nicht weniger werden, dann kratzt das gewaltig an der Moral. Irgendwann in den frühen Morgenstunden hatte ich dann Holzkirchen, meinen vierten Checkpoint, erreicht. Es lief irgendwie auch wieder besser, obwohl ich nur zwei Mal für eine halbe Stunde die Augen zugemacht hatte. Ich war auch immer zu faul meine Matte und den Schlafsack rauszuholen, habe mich so wie ich war immer auf irgendeine Bank in einer Bushaltestelle gelegt.
Die Müdigkeit zwang mich am Vormittag vom Rad. Eine Stunde ruhen kann ja nicht schaden, bin ja noch einigermaßen im Zeitplan. Das langsamere Fahren bedingt durch die Hitze, wollte ich mit weniger Schlaf ausgleichen.
Alex Ebell
Das war weniger gemütlich und so steht man schneller wieder auf, dachte ich mir. Weiter ging es am Starnberger See vorbei. Die Müdigkeit zwang mich am Vormittag vom Rad. Eine Stunde ruhen kann ja nicht schaden, bin ja noch einigermaßen im Zeitplan. Das langsamere Fahren bedingt durch die Hitze, wollte ich mit weniger Schlaf ausgleichen. Als ich gerade weiterfahren wollte, kamen Sandra und Markus spontan an die Strecke und brachten Kuchen und Salzbrezeln mit. Das motivierte und weckte die Lebensgeister. Abwechslung ist immer gut. Vielen Dank. Brezelpower. Zu diesem Zeitpunkt funktionierte nämlich mein Tracker noch, leider verließ mich dieser im Laufe der nächsten Tage. Ich fuhr weiter Richtung Kempten und am Abend hatte ich mich bis Leutkirch gekämpft. Dort hatte nur ein Pennerimbiss noch geöffnet. Egal, ich nehme was es gibt. Also zwischen den Alkis und duften Schnitten gemütlich gemacht und die verrauchten Pommes runtergewürgt. Gestunken hab ich ja sowieso, da fiel ich nicht weiter auf.
Nachtschicht. Die Stunden vergingen wie im Flug. Irgendwann fand mich in einer Bushaltestelle wieder, zitterte und wusste wirklich nicht, ob das hier Realität war oder ein Traum. Ich wusste es wirklich nicht. Noch 142 Kilometer bis Freiburg, noch 142 Kilometer. Das ging gefühlte Stunden so, ich hätte Heulen können. Die Zahl wurde nicht kleiner. Ungefähr eine Stunde kauerte ich in der Bushaltestelle. Dann habe ich eine Banane auf die Bank gelegt, bin ein Stück zurück gefahren, habe gewendet und bin wieder vorbei gefahren. Die Banane lag noch da. Es konnte kein Traum sein, verdammt. Ich fuhr noch ein kleines Stück, bis ich mich dazu entschloss, meine Matte und den Schlafsack rauszuholen und mich mal richtig auszuschlafen. Es blieb der einzige Einsatz für den Schlafsack während meiner Tour. Trotzdem war ich froh, ihn dabei gehabt zu haben. Nach zwei erquickenden Stunden ging es um 5.45 Uhr endlich weiter Richtung Freiburg. Gefühlt hatte ich kaum Kilometer gemacht die Nacht. Gegen 14.30 Uhr war ich am Donnerstag endlich in Freiburg und dort erwartete mich Tim, der mich durch die Stadt lotste. Wir hielten noch kurz beim Cannondale Geheimquartier, um kurz „Hallo“ zu sagen. Tim begleitete mich spontan noch weitere 30 Kilometer, endlich mal wieder etwas Abwechslung. Das vorab beste aber war, dass es erstmal flach war und ich endlich wieder etwas Strecke machen konnte.
Irgendwann fand mich in einer Bushaltestelle wieder, zitterte und wusste wirklich nicht, ob das hier Realität war oder ein Traum. Ich wusste es wirklich nicht. Ungefähr eine Stunde kauerte ich in der Bushaltestelle. Dann habe ich eine Banane auf die Bank gelegt, bin ein Stück zurück gefahren, habe gewendet und bin wieder vorbei gefahren. Die Banane lag noch da. Es konnte kein Traum sein, verdammt.
Alex Ebell
Also ging es für mich weiter, bis ich am Abend Offenburg erreichte. Das übliche Prozedere stand auf dem Plan. Strom und Wasser suchen und fertig machen für die Nacht. Welche es war, konnte ich nicht mehr sagen, auch die Tage verschwommen. Nach weiteren Baustellen ging es für mich relativ unspektakulär ein Stück durch Frankreich. Der Straßenbelag war ein Graus. Ich habe schonmal ein Gefühl dafür bekommen, wie es im nächsten Jahr nach Brest aussehen wird. Oh, ich schweife ab. Also weiter im Text. Nach kurzem Sekundenschlaf stieg ich sofort vom Rad und legte mich in irgendeinem Dorf auf irgendeine Wiese. Völlig fertig. Eine Stunde Schlaf wollte ich mir gönnen, der feuchte Rasen ließ nur eine halbe Stunde zu. Also aufsitzen und weiter fahren. Dann hatte ich mich am Freitag Morgen nach Pirmasens zu Checkpoint 6 gezittert. Endlich ein Marktplatz mit Bänken und ein Discounter. Schuhe aus (mache ich immer in den Pausen) und ein Stündchen schlafen. Das tat gut, trotzdem drückte die Sonne schon wieder heftig von oben und meine Archillessehnen schmerzten von unten. Ich hatte etwas Kinesio-Tape dabei und damit meine Fersen fixiert, sodass der Schmerz auszuhalten war.
Baden-Württemberg war irgendwie dröge und langweilig, hoffentlich hat das bald ein Ende. Ich will hier weg. In Morbach, kurz vor der Mosel entdeckte ich am späten Nachmittag einen Rossmann. Mit Eisspray eingedeckt, ging es weiter nach Daun (Nein, nicht Daun Under), wo Dirk auf mich wartete. Er hatte mich am Tage kontaktiert und ließ sich von seiner Frau circa 100 Kilometer mit dem Auto in meine Richtung fahren, um dann mit mir Richtung Kevelaer zu fahren. Klasse Aktion. Leider war es wieder eine Nacht mit vielen Baustellen, was uns sehr viel Zeit kostete. Außerdem kam die Müdigkeit endgültig durch und ich musste in dieser Nacht bestimmt fünf mal anhalten, da mir die Augen immer wieder zufielen. Die Eifel war die letzte Wand, die ich bezwingen musste.
Auch Karsten bekam über Instagram von meiner Fahrt mit und kam mit einer riesigen Kiste voll Futter nach Ahaus. Geile Aktion, aber wo soll ich das alles hinpacken? Ein paar Riegel geschnappt und weiter ging es in die nächste Nacht.
Alex Ebell
Endlich Nordrhein-Westfalen in Sicht, endlich wieder flach, endlich Menschen. Wir fuhren zügig nach Kevelaer, dem siebten Checkpoint, wo wir gegen 13.45 Uhr am Samstag eintrafen. 2.222 Kilometer standen mittlerweile auf dem Tacho. Dirk verabschiedete sich und Sascha, Francis und Erich begleiteten mich ein paar Kilometer bis zum Rhein. Dann kam mir Martin entgegen und fuhr mit mir ein Stück über Bocholt und durch die Niederlande bis nach Ahaus. Auch Karsten bekam über Instagram von meiner Fahrt mit und kam mit einer riesigen Kiste voll Futter nach Ahaus. Geile Aktion, aber wo soll ich das alles hinpacken? Ein paar Riegel geschnappt und weiter ging es in die nächste Nacht. Ich musste wieder öfter anhalten, der wenige Schlaf zehrte an mir. Trotzdem, Niedersachsen rückte näher, endlich. In Löningen gesellte sich Hans dazu und begleitete mich ein Stück Richtung Oldenburg. Er bekam die Aktion über Facebook mit und schrieb mich an. Danke. Coole Sache.
Es ging flüssig weiter zur Nordsee, die Weser überquert und nun hurtig Richtung Elbe. Die Rechnerei ging los. Ob ich die Fähre nach Glückstadt heute Abend noch schaffe? Wenn nicht, müsste ich gute 8 Stunden in der Nacht warten. Das wäre wirklich ätzend. Also zügig weiter, keine Pause machen. Einfach fahren. Mit einem 32er Schnitt bin ich die letzten 20 Kilometer bis zur Fähre gefahren, damit ich sie noch erwische. Puuh, völlig fertig, aber die Überfahrt war gesichert. Checkpoint 8 war um 21.15 Uhr am Sonntag erreicht. Weiter ging es nach Itzehoe, wo noch ein Burger King offen hatte. Das übliche Spiel war angesagt. Frisch machen, Arm- und Beinlinge anziehen, etwas essen und die Flaschen auffüllen. Auf einmal tippte mich eine Mitarbeiterin des Ladens an: „Hey, wir schließen jetzt…“ – Verdammt, ich war beim Essen eingeschlafen. Naja, besser so, als auf dem Fahrrad. Am Morgen traf ich in Husum ein, dann ging es nochmal hoch bis nach Flensburg. Ich hatte hier übrigens die Wahl zwischen viel befahrener Bundesstraße und elendigem Radweg, der zum Schieben animierte. Welch ein Nervenkitzel.
Im Großen und Ganzen verlief meine Route aber auf ruhigen Wegen, es gab nur wenige Bundesstraßen. Bei so einer Distanz auch schwierig und unvermeidlich. Egal, ich fuhr bei über 30 Grad weiter nach Kiel. Nun ging wieder das Gerechne los. Ob ich es bis zum Frühstück morgen früh schaffe? Angesichts der bescheidenen Wegweiser in Kiel und Plön wurde der Plan sofort wieder verworfen. Außerdem hatte ich meinen ersten und einzigen Platten am Ortsausgang von Kiel zu verzeichnen. Verdammt, aber bei den schlechten Wegen auch kein Wunder. Abends bin ich dann endlich in Lübeck angekommen, Mecklenburg-Vorpommern und mein Ziel waren zum Greifen nah. Aber irgendwie doch nicht. Ich war seit Eckernförde durchgefahren und hatte voller Enthusiasmus mal wieder vergessen, meine Speicher aufzufüllen. Das tat ich dann in Selmsdorf hinter Lübeck am Truckstop. Kaffee und einen Burger stopfte ich mir rein. Kaffee hatte ich in dieser Woche angefangen zu trinken, um länger wach zu bleiben. Ich glaube, es funktionierte. Jetzt ist wieder Schluß damit.
Ob ich es bis zum Frühstück morgen früh schaffe? Angesichts der bescheidenen Wegweiser in Kiel und Plön wurde der Plan sofort wieder verworfen. Außerdem hatte ich meinen ersten und einzigen Platten am Ortsausgang von Kiel zu verzeichnen. Verdammt, aber bei den schlechten Wegen auch kein Wunder.
Alex Ebell
Endspurt
Mir tat mittlerweile auch dermaßen der Hintern weh, ich wollte und konnte kaum noch sitzen. Gestunken habe ich wahrscheinlich auch wie ein Iltis. Naja, bei einer Woche Rad fahren mit denselben Klamotten und nur ab und zu einer Katzenwäsche, kein Wunder. Mir war das seit Tagen egal. Ich hatte nur ein Ziel. Stralsund! Und wer kam mir da entgegen? Frank, der mir einen Powerriegel mitbrachte. Hey, das ist ja verrückt. Frank hatte sich von Warnemünde wieder aufgemacht, um mich Richtung Heimat zu lotsen. Einfach mal eine Nacht, trotz Arbeit nicht schlafen, sondern Fahrrad fahren. Das gefällt mir. Das ist Ehrgeiz. Das ist Velove. Es ging allerdings schleppend voran, denn ich war einfach zu müde und musste immer wieder kurz anhalten für einen Powernap, in dem ich angeblich wirres Zeug geredet habe. Verstehe ich gar nicht.
Dienstag Nacht habe ich dann den letzten Checkpoint passiert, um nun endlich über Rostock nach Hause zu fahren. Auf den den letzten Metern begleitete mich spontan noch Big M, den ich kurz vor Stralsund getroffen habe. Yeah, wir sind gleich bis zum Hafen gefahren, um uns erstmal ein dickes Eis zu gönnen. Überhaupt war Eis wohl eines meiner Hauptnahrungsmittel während der Tour. Am Ende standen zehn Tage, zwei Stunden, 45 Minuten und knapp 3.250 Kilometer für meine Fahrt zu Buche. Ich hatte im Vorfeld gedacht, ich werde wohl die nächsten Monate kein Fahrrad mehr anfassen. Dem ist nicht so, ich habe Bock auf weitere Touren, wo ich auch sicherlich wieder tolle Leute treffen werde.