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Test: Ortlieb Bikepacking Ausrüstung 2018

Nachdem der deutsche Outdoor-Taschen Spezialist Ortlieb erfolgreich im Bikepacking-Business angekommen ist, gab es für 2018 ein Update der bestehenden Range. Während einiger ausgedehnter Touren haben wir alten und neuen Produkten der Bikepacking Serie auf den Zahn gefühlt.

 

Von Martin Donat. Ortlieb Bikepacking-Taschen stehen für Qualität (immerhin gibts selbstbewußte fünf Jahre Garantie) und Wasserdichtigkeit. Von diesen Vorzügen konnte ich mich ja bereits im letzten Jahr ausgiebig überzeugen. Aber – so ehrlich muss man sein – nobody is perfect. Das gilt auch für das Bikepacking-Debüt vom Taschenspezialist aus Heilsbronn. Ein paar Dinge hatte ich durchaus zu bemängeln und so war ich prinzipiell erstmal sehr erfreut, als Ortlieb die neuen Produkte vorstellte, die – zumindest auf dem Papier – die Probleme am Schlawittchen gepackt hatten und Besserung versprachen. Für meinen Bikepacking-Trip nach Berlin machte ich also eine Bestellung fertig und war gespannt, ob die neuen Produkte halten, was sie versprechen.

 

 

Satteltasche „Seat-Pack L“ mit (NEU!) Stützgurt

 

Facts

Preis Tasche: 139,99 Euro

Preis Stützgurt: 7,99 Euro

Gewicht: 456 g (Tasche), 24 g (Gurt)

Volumen: 16,5 Liter

Wasserdicht: ja

Verschluss: Wickelverschluss

Befestigung: Zurrgurte

 

Ortlieb bikepacking test 2018
Da ich die „Seat-Pack L“ ja nunmal schon hatte, sah ich es nicht ein, das kleinere Modell zu ordern, sondern zog es vor, dem neuen Stützgurt eine Chance zu geben

 

Ortliebs Satteltasche ist ein echtes Raumwunder. Das ist prinzipiell super, bring jedoch unter Umständen ein Problem mit sich: Je nachdem, was und wie man die Tasche packt, ist das Gesamtergebnis relativ instabil, so dass die Tasche nach hinten/unten abknicken und auf dem Reifen schleifen kann. Dass passiert zum Beispiel, wenn man nur sehr „soften“ Inhalt lädt. Ebenso ist die Tasche sehr instabil, wenn man zu wenig packt. Und genau das hat Ortlieb auch gemerkt und zwei Lösungsansätze parat: Du kannst die neue, kleinere „Seat-Pack M“ kaufen, was eine Investition von 129,99 Euro bedeutet. Wenn du ohnehin eine neue Tasche brauchst und weißt, dass du tendenziell weniger packst, ist das eine gute Wahl. Wenn du die alte L-Tasche hast, ist Plan B smarter: Der 7,99 Euro günstige Zusatz Gurt, der einfach in die Laschen der Tasche eingehakt wird und das Ganze stabilisieren soll. Da ich ja nunmal die große Tasche hatte, habe ich mich für diese Variante entschieden.

 

Ortlieb bikepacking test 2018
Dieser günstige Gurt soll die „Instabilitäts-Problematik“ der Ortlieb Satteltasche in den Griff bekommen – Bepackt war sie immerhin amtlich, inklusive Stativ oben drauf.

 

Also, erstmal packen. Soweit ist alles, wie gehabt. Logo, ist ja auch dieselbe Tasche. Zelt, Umziehklamotten, Regenjacke und so weiter – Platz bietet die Tasche genug. Nur am Ende ist sie eben relativ instabil, was in meinem Fall umso gravierender ist, da meine Beine recht kurz sind und der Sattel tendenziell relativ niedrig eingestellt ist. Was relativ wenig Platz zwischen Sattel und Reifen bedeutet. Wenn die Tasche also nur ein bisschen nach unten durchhängt, schleift sie direkt am Reifen. Kann der neue Gurt das Problem beseitigen?

 

Die Antwort ist schnell gegeben: Ja, kann er! 7,99 gut angelegte Euros. Der Gurt wird einfach durch die Sattelstreben eingefädelt und in die Laschen der Satteltasche eingehängt, die eigentlich für die Montage einer Rückleuchte gedacht sind. Nun kann man den Gurt festziehen und alles sitzt ziemlich gut. Nun mag man natürlich die Frage stellen, ob diese Lösung die feine englische Art ist. Sicher wäre es schöner, die Tasche wäre von vornherein ausreichend steif. Man muss allerdings auch berücksichtigen, dass das Packvolumen der Ortlieb Tasche sehr groß ist. Dieses große Packvolumen kann man dank dem neuen Gurt uneingeschränkt weiter nutzen – das ist doch auch was wert!

 

Ansonsten ist alles wie gehabt: Die „Seat-Pack L“ sitzt relativ gut und wackelt seitlich wenig. In Sachen Wasserdichtigkeit hält sie, was Ortlieb verspricht. Ich persönlich finde die einteilige Konstruktion etwas unpraktisch. Satteltaschen mit zusätzlicher Innentasche sind, so finde ich zumindest, etwas komfortabler in der Handhabung.

 

Aber, lange Rede, kurzer Sinn: Der neue Spanngurt ist sicher nicht die eleganteste Lösung, dafür aber ganz pragmatisch und funktionell. Auf fast 1.000 Kilometern hatte ich keinerlei Probleme mit dem Sitz der Satteltasche.

 

 

Rahmentasche „Frame-Pack“

 

Facts

Preis: 99,99 Euro

Gewicht: 186 g

Volumen: 4 Liter

Wasserdicht: ja

Verschluss: Reißverschluss

Befestigung: Klett-Bänder

 

Ortlieb bikepacking test 2018
Ein gutes Team: Frame-Pack und Cannondale-Rahmen. Dank Schablonen-Download konnte ich schon vor der Bestellung genau ermitteln, welches Taschen-Modell passt.

 

Nun magst du dich fragen, warum ich nicht die neue „Frame-Pack Toptube“ gestestet habe. Die Antwort ist einfach: Sie passte nicht. Immerhin kann ich positiv vermerken, dass ich das bereits vorm Bestellen herausfinden konnte, denn Ortlieb bietet eine Schablone zum Download an, mit der man zweifelsfrei ermitteln kann, ob Rahmen und Tasche ein gutes Team wären. In diesem Fall ist dem leider nicht so. Also ordere ich eine neue „Frame-Pack M“, die ich schon aus dem letzten Jahr kenne. Bei der alten Tasche war der Reißverschluss defekt – Laut Ortlieb ein vereinzeltes Problem, das abgestellt wurde. In sofern weiß ich, was mich erwartet und bin gespannt, ob der Zipper dieses mal durchhält.

 

Ortlieb bikepacking test 2018
Das Reißverschluss-Problem scheint gelöst. 1000 Kilometer und eine dicke Schlammpackung später zurrt der Zipper jedenfalls noch wie neu.

 

Grundsätzlich hätte ich gern die neue Toptube Tasche ausprobiert. Denn die Dreieckige nutzt zwar vom Prinzip her den Platz im Rahmendreieck besser (auch wenn dadurch der Platz für Trinkflaschen schrumpft), durch ihre Form rutscht aber alles irgendwie nach unten, ich hatte mir erhofft, dass ich in der geraden Variante besser Ordnung halten kann. Davon abgesehen macht die Rahmentasche einen guten Job. Es geht recht viel hinein und vor allen Dingen ist sie wirklich wasserdicht. Wenn du die Story von meiner Tour nach Berlin im neuen Magazin liest, dann siehst du, warum das so wichtig war. Auch der Reißverschluss hielt dieses mal problemlos durch. Sehr gut finde ich die stabile Form der Tasche. Sie sitzt hervorragend im Rahmen, es wackelt nichts und sie beult auch nicht aus, solange man einigermaßen sinnvoll packt. Alles in allem ein durchdachtes, sinnvolles und äußerst robustes Produkt.

 

 

 

Lenkerrolle „Handlebar-Pack S“

 

Facts

Preis: 99,90 Euro

Gewicht: 375 g

Volumen: 9 Liter

Wasserdicht: ja

Verschluss: Wickelverschlüsse

Befestigung: Klettbänder und Zurrgurte

 

Ortlieb bikepacking test 2018
Für einen besseren Sitz habe ich die beiden Spanngurte über Kreuz verzurrt.

 

Im Prinzip funktioniert die Lenkerrolle von Ortlieb super. Die Befestigung ist einfach und sehr robust, die Tasche selbst ist wasserdicht und mit dem optionalen „Accessory-Pack“ kannst du den Stauraum sinnvoll erweitern. Ich hatte nur ein Problem damit: die Tasche ist so groß/lang, dass bereits durch die aufgerollten Taschenenden eine Menge Platz drauf geht. Entweder fehlt der Platz dann beim Packen oder die Taschenenden stören beim Greifen des Lenkers beziehungsweise beim Bremsen. Dieses Problem ist umso größer, desto mehr der Lenker eine „normale“ Rennradform hat. Bei Mountainbike-Lenkern oder breiten Bikepacking-Modellen mit nach außen gebogenen Drop-Enden ist das weniger dramatisch. In meinem Fall war es das aber. Umso erfreuter war ich über die neue Lenkerrolle namens „Handlebar-Pack M“.

 

Ortlieb bikepacking 2018
Deutlich schmaler – deutlich komfortabler!

 

Die Montage der kleineren Rolle funktioniert bestens. Ich bekomme immer noch genug hinein, genau genommen ist es sogar einfacher, als mit der Großen. Schlichtweg weil die Tasche sich den Platz durch das Aufrollen nicht selber nimmt. Da ich einen relativ schmalen Lenker mit Rennrad-Shape fahre, ist die „M“ definitiv die optimale Wahl für mich. Einziges Mini-Problem: Die beiden Spanngurte sitzen nun recht weit außen. Um zu verhindern, dass die Rolle seitlich „rausrutscht“ habe ich einfach über Kreuz verspannt, was problemlos gehalten hat.

 

 

 

 

Oberrohrtasche „Cockpit-Pack“

 

Facts

Preis: 49,99 Euro

Gewicht: 82 g

Volumen: 0,8 Liter

Wasserdicht: ja

Verschluss: Reißverschluss

Befestigung: Klettbänder

 

Ortlieb bikepacking test 2018
100 Prozent Wasserdicht – dafür nicht ganz so schnell zu öffnen.

 

Bisher habe ich die „Revelate Mag Tank“ Oberrohrtasche genutzt. Nun hat Ortlieb sein Bikepacking Programm um die „Cockpit-Pack“ ergänzt, Zeit also, diese auszuprobieren. Los geht es mit der Montage. Prinzipiell super einfach, jedoch wäre mir am Taschenboden eine griffige Gummischicht oder etwas Ähnliches lieber gewesen, als das harte Kunststofteil, dessen Form nicht mit meinem Oberrohr harmoniert. Die Tasche hält trotzdem gut, nur irgendwie scheint es mir nicht die optimale Lösung zu sein.

 

Von der Revelate Tasche war ich eine extrem einfache Handhabung gewöhnt. Sie ist mit einer Hand geöffnet und schließt sich dank Magnet-Verschluss beinahe von selber. Und das ist auch schon der erste große Unterschied zum Pendant von Ortlieb. Sie ist nämlich relativ schwer zu öffnen. Mal eben während der Fahrt die Kamera hinaus nehmen: Fehlanzeige. Das ist der Tatsache geschuldet, dass sie – im Gegensatz zur Revelate – 100% wasserdicht ist. Das bedingt einen sauber gedichteten Reißverschluss und der sitzt nunmal recht stramm. Am Ende soll man ja eh nicht während der Fahrt fotografieren und wenn ich auf das Wetter während meiner Tour zurückblicke bin ich heilfroh, dass die Tasche wasserdicht ist. Man kann eben nicht alles haben. Wem Wasserdichtigkeit wichtiger ist als das extrem einfache Öffnen, der liegt mit der neuen „Cockpit-Pack“ goldrichtig.

 

 

 

Fazit

Die Qualität der Ortlieb Taschen hat mich durchweg überzeugt. Kleine Probleme aus der letztjährigen Serie hat man beseitigt. Teils etwas arg pragmatisch (siehe Spanngurt Satteltasche), teils indem man neue Modelle für andere Fahrer-Typen ins Programm aufgenommen hat. Nun hast du die Wahl: Großes Packvolumen oder eher kleines? Breiter Mountainbike-Lenker oder schmaler Dropbar? Die neue Oberrohrtasche ist so oder so eine schöne Ergänzung, deren größter Pluspunkt einwandfrei ihre Wasserdichtigkeit ist.

 

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