Ein Paar auf einer Wiese sitzt gemeinsam auf einem Fahrrad und küsst sich.

Martin Donat

Aus Revelo wird JobRad Loop: Neuer Name, gleiche Mission – Fahrräder neu denken

Interview, Nachhaltige Mobilität, Nachhaltigkeit, Verkehrswende

Mit neuem Namen, aber bewährtem Konzept startet JobRad Loop in eine neue Ära: Aus dem auf Refurbishment spezialisierten Pionier Revelo wird ab sofort JobRad Loop – stärker vernetzt mit der JobRad-Gruppe, klarer positioniert im Markt. Im Interview spricht Geschäftsführerin Dr. Nela Murauer mit uns über die Hintergründe des Rebrandings, den wachsenden Stellenwert der Kreislaufwirtschaft und warum aufbereitete Fahrräder kein Kompromiss, sondern eine smarte Mobilitätsentscheidung sind.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Bei JobRad Loop geht es um Fahrräder, aber auch um Nachhaltigkeit – ein Begriff, der zwar oft überstrapaziert wird, aber jeder weiß, was gemeint ist. Deshalb hat mich euer Projekt direkt interessiert: Dinge länger nutzen, reparieren statt wegwerfen. Das passt perfekt. Ich freue mich, dass es mit dem Interview geklappt hat! Nela, magst du dich erstmal kurz vorstellen? 

Nela Murauer:
Hallo Martin. Ich bin seit einem halben Jahr bei JobRad Loop. Davor war ich zwölf Jahre bei BMW – nicht ganz so nachhaltig, aber mit viel Mobilitätsbezug. Ich bin ein totaler Outdoor-Freak, viel in den Bergen unterwegs und liebe es, mich zu bewegen. Über die Produktion und Prozessoptimierung bin ich damals zu BMW gekommen – ich liebe es einfach, Dinge effizienter zu machen, egal bei welchem Produkt. Jetzt ist es natürlich umso schöner, das für ein Produkt umzusetzen, für das man wirklich brennt.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Ich habe ein bisschen auf deinem LinkedIn-Profil gestöbert und fand deinen Werdegang total spannend. Maschinenbaustudium, Bootswerft, Sägewerk in Costa Rica, dann BMW, jetzt Fahrradbranche – das ist schon ein weiter Bogen. Magst du mal erzählen, wie das alles zusammenpasst?

Dr nela murauer geschaeftsfuehrung | lifecycle magazine
Dr. Nela Murauer ist Geschäftsführerin von JobRad Loop und stand uns im Interview Rede und Antwort.

Nela Murauer:
Ich bin sehr gerne draußen, mache gerne Alpenüberquerungen zu Fuß – am liebsten würde ich den ganzen Tag draußen verbringen. Gleichzeitig bin ich total der Hand- und Heimwerker. Das passt gut zur Produktion: Ich liebe es, wenn aus einem Rohstoff – ob Holz oder Metall – etwas Fertiges entsteht. In Costa Rica habe ich in einer Fertighausproduktion gearbeitet, dort mit Holzmodulen gearbeitet, und auch das hat mich begeistert. Genauso wie privat das Nähen von Dirndln – auch da: Vom Stoff zum fertigen Kleidungsstück. Dieser handwerklich-produktive Weg zieht sich durch mein Leben. Und genau das begeistert mich auch im Job – ein Produkt zu begleiten, bis man es in den Händen hält und sieht: das begeistert Menschen. 

LifeCYCLE Mag/Martin:
Das klingt sehr passend zu dem, was du jetzt machst – deine Outdoor-Liebe, die Verbindung zum Produkt und gleichzeitig das Anpacken in der Fertigung. Vielleicht kannst du kurz erzählen, was aktuell deine Aufgabe bei JobRad Loop ist, warum aus Revelo nun JobRad Loop wurde und was deine Rolle dabei war und ist?

Nela Murauer:
Meine aktuelle Rolle bei JobRad Loop ist die Geschäftsführung – momentan noch allein, später im Jahr wird das wieder zu zweit sein. Wir bereiten hochwertige Gebrauchträder wieder auf. Der Begriff „Refurbishment“ ist aus anderen Branchen bekannt – etwa bei Laptops oder Smartphones. Das gleiche Prinzip übertragen wir auf Fahrräder, insbesondere Leasingrückläufer unserer Schwesterfirmen JobRad GmbH und JobRad Leasing. Früher liefen wir unter dem Namen Bravobike GmbH, unser Shop firmierte unter Revelo – um ein wenig Eigenständigkeit zu wahren. Jetzt wollten wir uns strategisch stärker an die JobRad-Gruppe anschließen, zu der wir zu 100 Prozent gehören. Damit können wir das Netzwerk von rund 100.000 Arbeitgebern und die Markenbekanntheit noch besser nutzen. Auch wenn wir de facto Marktführer sind, fehlt es noch an Bekanntheit – und das wollen wir mit dem Rebranding ändern.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Also ein strategischer Schritt?

Nela Murauer:
Genau. Am Kern unseres Geschäfts hat sich nichts verändert – wir bereiten weiterhin Fahrräder auf, in wachsender Stückzahl. Die Produktion zieht aktuell massiv an. Mit der Umbenennung wollten wir die Nähe zur Marke JobRad deutlich machen und gleichzeitig stärker kommunizieren, dass JobRad im Sinne der Kreislaufwirtschaft agiert: Leasing, Rücknahme, Aufbereitung – der gesamte Lebenszyklus des Fahrrads wird abgedeckt. Das hebt uns stark von vielen Wettbewerbern ab, die meist keinen eigenen Aufbereiter haben.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Das Angebot von JobRad Loop richtet sich also mehr an Endverbraucher, richtig? Während JobRad selbst über Arbeitgeber funktioniert?

Nela Murauer:
Richtig. JobRad funktioniert ausschließlich über Arbeitgeber als Benefit-Modell: Gehaltsumwandlung und damit verbunden ein Leasingangebot. Bei JobRad Loop hingegen kann jeder Endkunde die gebrauchten, aufbereiteten Räder kaufen – auch international. Wir versenden auch ins Ausland und wollen uns auch künftig international noch stärker positionieren. Langfristig ist sogar angedacht, die Räder auch über JobRad Loop zu leasen – Sneek Peek.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Sehr spannend! Bedeutet das, dass alle Räder bei JobRad Loop Leasingrückläufer sind, oder gibt es noch andere Quellen?

Nela Murauer:
Der überwiegende Teil sind Leasingrückläufer – etwa 98 Prozent. Hier arbeiten wir nicht nur für unsere Schwesterfirmen, sondern auch für andere Leasingfirmen. Gelegentlich kaufen wir auch Bestände aus Insolvenzen in der Fahrradbranche. Die schauen wir uns genau an, bereiten sie auf und verkaufen sie ebenfalls über unseren Shop. 

LifeCYCLE Mag/Martin:
Bei so einem rundum nachhaltigen Konzept interessiert mich natürlich auch: Habt ihr Zahlen oder Berechnungen dazu, was ihr konkret an CO₂ einspart oder an Ressourcen schont?

Nela Murauer:
Das ist nicht ganz einfach zu berechnen. Aber grundsätzlich vergleichen wir uns mit der Neuproduktion: Wenn ein Kunde statt eines neuen Fahrrads ein refurbished Bike bei uns kauft, spart das etwa 100 Kilogramm CO₂ ein. Hochgerechnet auf ein Jahr sind das rund 100 Tonnen CO₂. Und das geht ja noch weiter – wir erhalten Materialien wie Aluminium, Stahl oder Kunststoffe im Kreislauf. Auch das hat einen Effekt auf die Umweltbilanz.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Ihr bereitet bei JobRad Loop etwa 100 Fahrrädern pro Tag auf, richtig?

Nela Murauer:
Mittlerweile sind es sogar bis zu 180 Fahrräder täglich. Die Produktion ist stark gestiegen. Allerdings muss man sagen: Die Zahlen schwanken. Es hängt immer davon ab, welche Fahrräder reinkommen – ein Liegefahrrad braucht viel mehr Zeit als ein normales Bio-Bike, bei dem nur Verschleißteile gewechselt werden. Das heißt, wir können nicht jeden Tag exakt gleich viele Räder in den Shop bringen, auch wenn die Produktion kontinuierlich läuft.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Ich stelle mir das generell ziemlich kompliziert vor – man weiß ja nie, in welchem Zustand ein Rad zurückkommt. Was sind da die größten Herausforderungen im Refurbishing-Prozess?

Nela Murauer:
Ganz klar: die Variantenvielfalt. An sich ist die Aufbereitung selbst für einen Vollblut-Produktionsspezialisten nicht kompliziert – aber die Unterschiede zwischen den Rädern sind enorm. Jedes Rad hat andere Anforderungen, braucht andere Teile. Und das Ganze muss dann so organisiert werden, dass die einzelnen Arbeitsplätze in der Produktion gleichmäßig ausgelastet sind. Das ist sehr komplex. Früher – und das ist bei vielen Mitbewerbern noch heute so – hat man in „Inselfertigung“ gearbeitet: Ein Mitarbeiter bereitet ein komplettes Fahrrad auf. Aber bei unserem Wachstum – dieses Jahr planen wir 60.000 Räder, Ziel sind 100.000 – stoßen wir damit an Grenzen.

Deshalb entwickeln wir gerade ein neues Konzept, eher in Richtung Linienfertigung. Man kann das vergleichen mit einer „Notaufnahme“: Da wird beim Wareneingang entschieden, in welche Linie das Rad kommt, was es braucht, welcher Aufwand nötig ist. Das ist Neuland – es gibt niemanden, von dem wir das übernehmen könnten. Wir entwickeln das alles selbst.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Ich stelle mir das auch deshalb schwierig vor, weil ihr ja unendlich viele Komponenten auf Lager haben müsstet. Gerade mit E-Bikes wird’s ja noch komplexer – man kann doch unmöglich alle Schaltgruppen oder Ketten von Shimano & Co. vorrätig haben, oder?

Ein rennradfahrer schultert sein rennrad und stapft durch ein feld. Das soll symbolisieren, dass jobrad loop für alle wege das passende fahrrad hat.
Vom Rennrad bis zum Citybike – bei JobRad Loop erwartet dich ein breites Angebot generalüberholter Fahrräder.

Nela Murauer:
Doch, tatsächlich haben wir sehr viel auf Lager – etwa 80 Prozent der Ersatzteile, die wir regelmäßig brauchen, haben wir da. Die restlichen 20 Prozent betreffen Sonderfälle. Nach dem Eingang des Fahrrads – unserer „Notaufnahme“ – wird festgestellt, was fehlt. Dann wird das passende Ersatzteil bestellt. Das bedeutet aber, das Fahrrad wartet gegebenenfalls, bis das Teil da ist, bevor es in die eigentliche Produktion geht. Das ist natürlich nicht ideal, deshalb arbeiten wir daran, schon am Leasingende möglichst genau zu erkennen, was ein Fahrrad später brauchen wird. Außerdem überlegen wir, bei bestimmten Komponenten künftig sogar eigene Teile produzieren zu lassen – einfach, weil wir so große Stückzahlen haben.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Klingt aufwendig – aber auch nach einer coolen Herausforderung. Und als Kund*in hat man ja auch etwas davon: Man bekommt ein gutes Fahrrad günstiger und tut gleichzeitig etwas für die Umwelt. Wir schauen beim Lifecycle Magazine auch gerne in die politische Richtung. Gerade gibt’s viele Diskussionen – Rückschritte nach der letzten Bundestagswahl, Unsicherheit in der Verkehrspolitik. Wie siehst du das? Wie steht ihr als Unternehmen dazu – gerade in einem Bereich, der Mobilität und Gesellschaft mitgestalten kann?

Nela Murauer:
Was ich grundsätzlich schwierig finde, ist dieses ständige Hin und Her. Die Menschen brauchen Verlässlichkeit, um sich auf etwas einstellen zu können. Eine Entscheidung für oder gegen ein Verkehrsmittel trifft man nicht von heute auf morgen – das sind langfristige Lebensentscheidungen.

Das Deutschland-Ticket finde ich persönlich eine sehr gute Idee – und ich fände es wichtig, dass es bleibt. Natürlich ist unsere Infrastruktur noch stark autozentriert – ich komme ja selbst aus der Automobilbranche und habe den Dienstwagen genutzt. Aber es gibt viele unterschiedliche Bedürfnisse: Manche Menschen wohnen sehr ländlich und haben gar keine Alternative zum Auto. Daher müsste der öffentliche Verkehr deutlich besser ausgebaut werden – pünktlich, verlässlich, auch in entlegene Regionen. Und gleichzeitig braucht es mehr Kombinationsmöglichkeiten: mit dem Deutschland-Ticket plus Fahrrad etwa. Ein Mobilitätsbudget könnte eine gute Lösung sein: Statt einzelner Subventionen gäbe es ein Budget, das jeder flexibel einsetzen kann – für Fahrrad, ÖPNV, E-Auto, was auch immer individuell passt. Das wäre eine echte Hilfe – und eine Chance, neue Wege auszuprobieren.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Finde ich einen spannenden Punkt. Wir beim Lifecycle Magazine hätten es auch lieber gesehen, wenn man nicht ständig wieder bei Null anfangen müsste. Aber gut… Du hast es gerade schon anklingen lassen: Vielleicht ist es gar nicht so entscheidend, wie die Regierung sich positioniert, sondern dass der Nachhaltigkeitstrend längst in der Gesellschaft angekommen ist.

Nela Murauer:
Genau. Nachhaltigkeit ist ein globales Thema, das bleibt – egal, welche Regierung gerade am Ruder ist. Wir sehen uns da auch in einer gewissen Vorreiterrolle. Und wenn die Politik nicht aktiv wird, dann ist es eben an uns als Gesellschaft, Verantwortung zu übernehmen und Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Und es gibt ja auch viele Vorteile, die oft gar nicht genug betont werden – etwa bei erneuerbaren Energien. Ich denke da nur an unsere PV-Anlage: Die ist genial, ich kann nicht verstehen, wie man sowas schlechtreden kann. Genauso ist es bei euren Rädern. Ich habe mir eure Seite mal angeschaut – da findet man richtig gute Modelle zu echt fairen Preisen. Und ich hatte das Gefühl: Die Bikes sind in super Zustand. Man spart Geld und bekommt trotzdem Top-Qualität. Eine ziemlich clevere Sache, oder?

Nela Murauer:
Ich finde vor allem auch schwierig, dass oft über die technischen Lösungen diskutiert wird, anstatt über das Ziel. Die Frage sollte lauten: Was wollen wir erreichen? Und dann kann es verschiedene Wege geben, dahin zu kommen. Wenn zum Beispiel gesagt wird, Elektroautos seien okay, Wasserstoff aber nicht – dann verengt man die Perspektive zu stark. Wir sollten vielmehr das Ziel im Blick behalten: nachhaltiger zu wirtschaften, nachhaltiger zu leben. Ein Mobilitätsbudget wäre da ein toller Ansatz, weil es den Menschen Wahlfreiheit lässt: Will ich ÖPNV? Ein Elektroauto? Ein Fahrrad? Oder eine Mischung? Diese Freiheit würde es vielen erleichtern, überhaupt mal den Einstieg zu finden – gerade für Menschen, die bislang mit dem Diesel-Dienstwagen unterwegs waren.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Große Auswahl und Wahlfreiheit – das ist ein gutes Stichwort. Ihr habt auf der JobRad Loop Webseite über 500 Marken im Angebot. Das ist ja schon ein ziemlicher Brocken. Und ihr macht den Direktvertrieb über eure Website, richtig? Das wirkt auf den ersten Blick recht einfach und sympathisch – aber ich kann mir vorstellen, dass da eine Menge technischer Aufwand dahintersteckt?

Nela Murauer:
Auf jeden Fall. Gerade die Kategorisierung der vielen Marken, Modelle und Komponenten ist enorm aufwendig. Wir müssen für jedes Rad den Typ, die Ausstattung und den individuellen Zustand erfassen – das ist viel Handarbeit, auch wenn wir versuchen, so viel wie möglich zu standardisieren. Der Fotoprozess zum Beispiel ist durchgängig gleich – da haben wir standardisierte Abläufe. Aber das Entscheidende ist ja, dass wir den tatsächlichen Zustand jedes Fahrrads transparent machen: Wo sieht man Gebrauchsspuren, was wurde erneuert, was ist quasi neuwertig? Das möchten wir klar darstellen – und das kostet natürlich Aufwand. Insgesamt ist unser Prozess stark digitalisiert, aber gerade dieser Zustand-Check bleibt eine Herausforderung.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Ist denn geplant, dass die Zustandsbeschreibungen künftig noch individueller werden? Ich hatte bei manchen Rädern den Eindruck, dass da eher Standardtexte stehen, ohne konkrete Infos zum jeweiligen Modell.

Nela Murauer:
Ja, das haben wir erkannt – und genau daran arbeiten wir gerade. Zum 1. Juli geht unser neues Werk in Leipzig in Betrieb. Dort werden wir mit einer neuen, deutlich präziseren Fotostation arbeiten, die noch bessere Detailaufnahmen ermöglicht. Man wird dann zum Beispiel Kratzer gezielt erkennen können – mit Zoomfunktion und höherer Bildqualität. Auch textlich wollen wir detaillierter auf den Zustand eingehen: Was wurde gemacht? Was wurde ausgetauscht? Ziel ist, dass der Kunde quasi eine Checkliste zum Fahrrad bekommt – mit klaren Infos zum individuellen Zustand.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Cool – dann lohnt es sich, spätestens am 1. Juli nochmal auf die JobRad Loop Seite reinzuklicken! Lass uns mal zum letzten Fragenblock kommen. Was hat dich an der Aufgabe bei JobRad Loop besonders gereizt?

Nela Murauer:
Für mich ist vor allem die Herausforderung reizvoll, eine sehr manuelle Fertigung mit großer Variantenvielfalt in eine industrielle Struktur zu überführen – dafür gibt es aktuell noch keine fertige Lösung. Für jemanden mit Produktionsleidenschaft ist das eine unglaublich spannende Aufgabe. Dazu kommt, dass sich das Unternehmen gerade stark verändert: Wir wachsen massiv, bauen ein neues Werk zwischen Halle und Leipzig auf, haben das Rebranding vollzogen. Die Aufgabenbreite ist riesig – und sie verändert sich ständig. Das macht es extrem lehrreich und spannend.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Wenn du an eine wirklich nachhaltige Mobilitätsstrategie für Deutschland im Jahr 2030 denkst – wie sieht die für dich aus?

Nela Murauer:
Für mich ist entscheidend, dass Menschen ein Mobilitätsbudget erhalten – mit echter Wahlfreiheit. Das Fahrrad spielt natürlich eine zentrale Rolle, aber genauso wichtig ist der öffentliche Nahverkehr. Da muss dringend investiert werden – Pünktlichkeit, Taktung, Anbindung auch ländlicher Regionen. Andere Länder wie Japan zeigen ja, wie das geht. Und in den Städten muss viel mehr für das Fahrrad getan werden: bessere Radwege und Ampelführungen, Fahrradbrücken, überdachte Abstellmöglichkeiten, Garagen. Außerdem sollte man offen bleiben für neue Antriebsarten – nicht alles auf das Elektroauto setzen, sondern Vielfalt fördern. Das Auto wird nicht verschwinden – aber es sollte ein nachhaltiger Bestandteil eines größeren Ganzen sein.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Ja, absolut. Was man bei der ganzen Diskussion oft vergisst: Radfahren macht auch einfach Spaß. Wenn es dann noch gute Wege gibt, macht’s doppelt Spaß. Ich glaube, die wenigsten Menschen sagen nach dem Autofahren: „Das war jetzt ein erfüllendes Erlebnis.“ Beim Rad sieht das schon anders aus.

Nela Murauer:
Total. Ich bin jemand, der gerne effizient unterwegs ist – und im Stau zu stehen ist das Gegenteil davon. Ob zu Fuß oder mit dem Rad: Man spart Zeit, der Kopf wird frei – das ist einfach angenehmer. Ich finde sowieso, dass sich unsere Gesellschaft viel zu wenig bewegt. Wir sitzen den ganzen Tag vorm Laptop, abends auf der Couch. Am Wochenende geht’s dann vielleicht mal raus, aber unter der Woche sind viele viel zu inaktiv. Das zeigt sich auch in den Krankheitszahlen. Menschen durch Fahrradfahren zu mehr Bewegung zu bringen, ist für mich genauso wichtig wie der Nachhaltigkeitsaspekt.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Absolut. Und es kostet die Gesellschaft ja auch enorm viel Geld, dass sich so wenig bewegt wird.

Nela Murauer:
Wenn man das eingesparte Geld aus dem Gesundheitssystem in die Radwegefinanzierung stecken würde – das wäre doch was.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Letzte Frage: Wie kommst du eigentlich selbst zur Arbeit – mit einem eurer refurbished Bikes?

Nela Murauer:
Ich habe ein JobRad – ein neues Rad vom Schwesterunternehmen. Oft fahre ich mit dem Rad zur Arbeit, manchmal laufe ich auch, weil ich nicht weit entfernt wohne. Ich genieße die Ruhe am Morgen, wenn der Kopf langsam wach wird – das geht zu Fuß oder mit dem Rad einfach besser. Und wenn es richtig schüttet, nehme ich die Öffentlichen.

LifeCYCLE Mag/Martin:
Klingt doch nach einem ziemlich guten Setup. Vielen Dank für das schöne Gespräch!

Nela Murauer:
Danke dir!

Schau doch mal bei JobRad Loop vorbei – vielleicht findest auch du dort dein passendes Refurbished-Fahrrad!

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