Martin Donat

Hase Gravit Dust Test: Funktioniert das Konzept Gravel Cargobike?

Bikepacking, Cargobikes, Commuting, Gravelbike, Verkehrswende

Dinge mit dem Lastenrad zu transportieren ergibt in vielerlei Hinsicht Sinn: Es macht Spaß, hält fit, oft spart es sogar Zeit, immer eine Menge Geld. Bei Gravel Bikes steht der Spaß-Aspekt im Fokus. Außerdem stehen Gravelbikes für pure Freiheit. Die Frage nach Offroad oder Asphalt erübrigt sich – fahr einfach daher, wo es dir beliebt! Es sind zwei spannende, modernde und angesagte Radkonzepte.

Auf den ersten Blick haben sie jedoch nicht viel gemeinsam. Und doch drängt sich die Frage auf, ob man zwei derart coole Arten von Bikes nicht in einem Gefährt „bündeln“ kann? Hase Bikes aus Waltrop haben sich genau dieser Mission angenommen. Das Hase Gravit Dust ist das Ergebnbis. In unserem Hase Gravit Dust Test wollen wir herausfinden, wie gut dieses „Hybrid“-Konzept im Alltag funktioniert.

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Welche Vorteile so ein Gravel-Cargo-Bike sonst noch hat und was wir alles mit diesem Rad getrieben haben, erfährst du zusätzlich zu diesem Hase Gravit Dust Test in unserer Ausgabe #23!

Hase Gravit Dust Test – wer steckt dahinter?

Zunächst mal ein paar Worte zu Hase Bikes aus Waltrop. Die Radmanufaktur vom Rande des Ruhrpotts passt nämlich hervorragend zur lifeCYCLE Philosophie. Hase Bikes haben ihren Firmensitz auf dem Areal der ehemaligen Zeche Waltrop in einem sehr charmanten Backsteingebäufe und viel Grün drumherum. In der Manufaktur arbeiten mehr als 100 Menschen an interessanten „Spezialrädern“ vom Liege-Dreirad bis eben zum Gravel-Cargobike.

Die Geschichte von Hase Bikes beginnt mit dem Gewinn von Marec Hase beim Landeswettbewerb „Jugend Forscht“. Sein Thema: ein selbst konstruiertes Tandemdreirad. Marec nimmt noch mehrfach an diesem Wettbewerb teil, bis er 1994 seine Firma gründet: Hase Spezialräder. Damals hat er einen Mitarbeiter und arbeitet in der Remise seines Elternhauses. Sein erstes Produkt: das Dreirad „Lepus“, noch heute im Programm. 2001 folgte der Umzug auf das Zechengelände. Die Familie Hase lebt hier unter dem Dach des Gebäudes. In diesem Jahr feiert Hase Bikes sein 30-jähriges Jubiläum – und das neueste Modell: das Hase Gravit Dust Gravel Cargobike!

Hase Bikes sind handmade in Germany, sind pragmatisch, durchdacht und langlebig. Sie folgen keinen Trends, allenfalls prägen sie selbst welche. Ein Hase Bike kaufst du dir für viele Jahre. Und all das passt perfekt zu uns!

Hase Gravit Dust: Die Facts

Das Hase Gravit Dust soll den Lastentransport und die Eigenschaften eines Gravelbikes kombinieren, wobei der Hersteller Hase auf bewährte Technik setzt. Das „Pino“ ist das altbewährte, super vielseitige Tandem-Konzept der Spezialradschmiede aus Waltrop. Dessen robustes „Teleskoprahmen“-Konzept mit 26 Zoll Rad hinten und 20 Zoll vorn ist die Basis des Gravel Dust. Bis auf etwas mehr Reifenfreiheit kommt derselbe Rahmen zum Einsatz. Ganz nebenbei bemerkt: Hase hat mit diesem Rahmenkonzept ein super vielseitiges, kompaktes Rad im Programm, das schon seit Ende der 1990er-Jahre das kann, was so manch andere Hersteller erst in jüngster Vergangenheit als „brandneu“ präsentierten…

Zurück zum Hase Gravit Dust Test Bike. Der ganze Rest des Gravit Dust hat mit Reise-, Urban- oder Spezialrad dann aber rein gar nichts zu tun und wurde konsequent für den Cargo- und Graveleinsatz aufgebaut. Dabei ist das neue „Cargoboard“, welches den Pino-Sitz ersetzt, Kernstück der Lastenrad-Komponente des Hybrid-Konzepts. Die gesamte Ausstattung, vom Lenker über die Gangschaltung bis zu den Reifen, könnte man genau so auch an einem ganz normalen Gravelbike wiederfinden.

Etwas konkreter: Das Gravit Dust ist mit Dropbar ausgestattet, kommt mit 2,1 Zoll breiten „Billy Bonker“ Reifen von Schwalbe und besitzt einen Antriebsmix aus Shimano- und Sunrace Microshift-Komponenten. Der 1×11 Antrieb mit 40er Kettenblatt und 11-50er Sunrace-Kassette bietet eine mountainbiketaugliche Übersetzung und macht das Rad fit für echte Bergabenteuer. Eine Besonderheit des Hase-Antriebs ist der Mix aus Microshift-Schalt-Bremshebel und Shimano Schaltkomponenten, welcher vor allem mit Blick auf den Preis des neuen Modells gewählt wurde. Diese Parts kommen auch an anderen Hase-Modellen zum Einsatz – was die Kosten senkt. Apropos: Das Gravit Dust startet bei 3.790 Euro. Darin inklusive ist die vordere Ladefläche, weiteres Zubehör kannst du gegen Aufpreis dazu kaufen.

Kommen wir zu den „Cargo“-Facts des Hase Gravit Dust Test Bikes. Diese sind, zumindest in der Theorie, durchaus beeindruckend. Die vordere Ladefläche misst 50 x 85 cm und darf mit satten 70 Kilogramm bepackt werden. Insgesamt darf die Zuladung beim Gravit Dust satte 200 Kilogramm betragen. Optional kannst du anstelle der Ladefläche eine formstabile Textilbox oder einen Kindersitz ordern – oder einfach alles, für maximale Flexibilität im Alltag. Die spezielle „Lowrider“-Halterung ermöglicht die Montage von herkömmlichen Seitentaschen. Auf das optionale „Porter Rack“, das ebenfalls vom Pino stammt, lassen sich alternativ bis zu 40 Kilogramm Gepäck verstauen. Das sollte doch reichen, oder?

Hase Gravit Dust Test – Aufbau und Setup

Das Bike bietet einige Einstellmöglichkeiten, sodass es Sinn ergibt, sich diese genauer anzuschauen, bevor es losgeht. Da wäre zum einen der Teleskoprahmen. Er ermöglicht es, den Radstand in einem weiten Bereich einzustellen. Ohne die Ladefläche könntest du sogar ein extrem kompaktes Urbanbike nutzen, das zwar etwas ulkig aussieht, aber durchaus gewisse Vorteile bieten würde. So würde es easy auf einen Heckträger passen oder auch in die Bahn. Auch zum Tragen oder fürs Verstauen im Hausflur ist dieses Setup durchaus eine Überlegung wert. Für tägliche Fahrten ohne den Bedarf der großen Ladefläche ergibt das durchaus Sinn.

Im „Cargobike-Modus“ ist vorn natürlich das große Cargoboard montiert. Das Cargoboard hat einen Winkelausgleich uns steht daher auch bei variablem Radstand waagerecht. Du kannst also einen super langen Radstand einstellen, oder ihn etwas verkürzen und somit die Fahreigenschaften beeinflussen. Bei schweren Lasten ist der lange Radstand für guten Geradeauslauf sinnvoll. Wenn du einen Bikepacking-Trip durchs Gelände planst und nur leichtes Gepäck vorn draufpackst, kannst du darüber nachdenken, den Radstand etwas zu verkürzen und somit ein etwas agileres Rad zu erhalten.

So oder so empfehlen wir dir, dir vor deiner Fahrt zu überlegen, wie du es gern hättest: Für die „Operation“ benötigst du einen 5 mm Inbusschlüssel und ein kleines bisschen Zeit. Es ist kein großer Akt – unterwegs im Wald mit beladenem Cargoboard würden wir diese Einstellungen dennoch vermeiden.

Als weitere Einstellung wollen wir noch die Lenkerposition hervorheben. Mittels Teleskopsystem ist die Lenkerhöhe schnell und ohne Werkzeug einstellbar. Ebenso kann der Winkel des Vorbaus justiert werden. Dafür ist ebenfalls ein Inbusschlüssel notwendig. Für die Lenkerhöhe muss der Schnellspanner gelöst und ein Sicherungspin gedrückt werden. Beide Einstellungen sind ein bisschen „hakelig“, aber im Zweifelsfall durchaus hilfreich. Je nach Ladung ist es manchmal wichtig, den Lenker höher einstellen zu können. Und natürlich ist es manchmal auch eine Komfortfrage: Nicht immer ist die sportliche Gravel-Sitzposition die richtige. Mit ein paar Schrauben und Griffen wird aus dem Gravel-Racer auf diese Weise ein komfortables Tourenrad.

Das Rahmenkonzept ist jedenfalls – um es kurz und knapp zusammenzufassen – wirklich sehr flexibel. Es ermöglicht dir, das Gravit Dust für zahlreiche Anwendungen gut einzustellen. Die meisten Einstellungen sind ein bisschen fummelig. Aber es gibt sie und das ist eine tolle Sache.

Das Hase Gravit Dust im lifeCYCLE Test

Natürlich haben wir mit allerlei Einstellungen herumgespielt. Vorwiegend haben wir das Bike aber in einem relativ sportlichen Setup getestet. Das heißt: Der Lenker war meist eher tief positioniert, der Radstand eher lang eingestellt. Auf diese Weise erhielten wir ein recht sportliches Gravelbike – nur eben mit einer großen Ladefläche über dem Vorderrad! Wie uns das gefallen hat? Das erfährst du im folgenden Abschnitt.

Beginnen wir mit einer vermeintlichen „Kleinigkeit“, die uns jedoch in der Tat die meiste Eingewöhungszeit gekostet hat. Es geht um die etwas spezielle Antriebs-Kombination. Hase verbaut Komponenten von Shimano und paart sie mit Teilen von Sunrace. Das Ganze ist letzten Endes der Lagerhaltung und somit der Preisgestaltung des Bikes geschuldet. Genau diese Kombination kommt auch an anderen Hase Modellen zum Einsatz, das reduziert natürlich die Kosten.

Es dauert eine Weile, bis wir uns an die Schaltlogik der Sunrace-Hebel gewöhnt haben. Die Präzision der Schaltung ist unserer Ansicht nach nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Die Schaltung fühlt sich etwas schwammig an und es dauert eine Weile, bis wir uns damit angefreundet haben. Keine Eingewöhnung erfordern hingegen die mechanischen Scheibenbremsen, die einen unaufgeregt guten Job machen. Der 1×11 Antrieb mit 40er Kettenblatt und 11-50er Sunrace-Kassette bietet eine mountainbiketaugliche Übersetzung und macht das Rad fit für echte Bergabenteuer.

Das gravit dust macht auch bei „knallgas“ im gelände spaß! Dank mtb-übersetzung ist es auch im sauerland bestens aufgehoben.
Das Hase Gravit Dust Test Bike macht auch bei „Knallgas“ im Gelände Spaß! Dank MTB-Übersetzung ist es auch im Sauerland bestens aufgehoben.

Natürlich biegen wir bei der erst besten Gelegenheit von der Straße ab und probieren aus, wie viel Offroad wirklich geht. Und es geht eine ganze Menge. Die Grenze ist erst erreicht, als wir uns ganz klar im Bereich technisches Mountainbiking befinden: Für steile Trails mit tiefen Absätzen ist das Bike einfach zu lang und zu niedrig. Da setzt es dann auf und fühlt sich etwas wackelig an. Natürlich ist es dafür nicht gebaut – aber wir wollten es trotzdem wissen. Alles andere macht mit dem Rad aber mächtig Spaß! Es gibt also wenig Gründe, die Straße dem Schotter vorzuziehen. Zumindest, wenn die Ladefläche leer ist…

Wenn das Gravit Dust schwer beladen ist, verändert sich das Fahrgefühl etwas. Durch den recht hohen Schwerpunkt fühlt sich alles etwas wackelig, beziehungsweise schwammig an. Das ist eigentlich eine ganz normale, „Front-Loader“-typische Eigenschaft und auch kein wirkliches Problem. Diese Eigenschaft trägt nur dazu bei, dass wir es bei voller Ladung bevorzugen, eher einfach zu fahrende Wege auszuwählen. Relativ flache, einigermaßen gepflegte Gravel-Wege machen auch voll beladen Spaß. Technischere Abfahrten und steile Anstiege vermeiden wir allerdings und weichen dann lieber auf asphaltierte Wege aus.

Natürlich funktioniert das hase gravit dust auch auf asphalt bestens. Wenn’s mal schnell gehen soll, musst du ja nicht im gelände fahren. ;)
Natürlich funktioniert das Hase Gravit Dust auch auf Asphalt bestens. Wenn’s mal schnell gehen soll, musst du ja nicht im Gelände fahren. 😉
Auch schwere ladung, wie dieser 25 kilo futtersack, sind kein problem. Die fahreigenschaften werden dadurch kaum beeinträchtigt – abgesehen vom extragewicht natürlich.
Auch schwere Ladung, wie dieser 25 Kilo Futtersack, sind kein Problem. Die Fahreigenschaften werden dadurch kaum beeinträchtigt – abgesehen vom Extragewicht natürlich.

Zusammengenommen hat sich mit dem Gravit Dust im Alltag eine tolle Taktik entwickelt: Voll beladen nehmen wir lieber asphaltierte Wege und abgelegene Nebenstrecken. Im Leeren Zustand wird Offroad-geballert! Auf diese Weise wird trotzdem jede „Zweckfahrt“ zu einer echten Radtour mit hohem Freizeit-Wert! Wir haben jede Chance genutzt, dem motorisierten Verkehr aus dem Weg zu gehen. Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten, ob für uns das Gravel-Cargo-Prinzip Sinn ergibt: absolut!

Mit dem Gravit Dust wird jede Alltagsfahrt zum Mini-Abenteuer. Apropos Abenteuer: Auch dagegen spricht natürlich rein gar nichts und hätten wir das Hase Bike nicht mitten im Winter getestet, so hätten wir garantiert auch einen Bikepacking-Ausflug damit gemacht. Ob Einkauf oder Bikepacking, eines ist dennoch klar: Es reist sich leichter mit kleinem Gepäck – das hat das Gravit Dust mit allen anderen unmotorisierten Fahrrädern gemeinsam. Wenn dich das stört gibt es noch eine gute News: Das Hase Gravit Dust ist auch mit E-Motor zu haben. Wenn du auf der Suche nach einem geländetauglichen Alltagsrad mit maximalem Fahrkomfort bist, könnte das auch eine Option für dich sein. Mit E-Motor bist du beim Hase Gravit Dust ab 5.990 Euro dabei.

Hase Gravit Dust Test – Fazit

Hase nutzt ein seit Ende der 1990er-Jahre erprobtes Rahmenkonzept und hieft es mit ein paar Anpassungen in die moderne Zeit. Heraus kommt ein Bike, das gleich zwei angesagte Rad-Typen vereint: das Cargobike und das Gravelbike. Das funktioniert wirklich gut! Was wir zu „meckern“ haben, bezieht sich auf die Ausstattung (konkret: die Schaltung) und auf das teils etwas fummelige Handling der Einstelloptionen. Außerdem muss man natürlich das Prinzip des „Front-Loaders“ mögen.

Abgesehen davon macht das Hase Gravit Dust richtig viel Spaß! Mit diesem Bike wird jede Zweckfahrt zu einer coolen Graveltour. Das Packen für den nächsten Bikepacking Trip war noch nie so einfach, wie mit dem Gravit Dust! Selbst unbeladen oder auch „zusammengestaucht“ als super kompaktes Urbanbike macht das Hase Bike Spaß und ergibt im Alltag Sinn. Wenn du ein leichtes, robustes und wahnsinnig vielseitiges Bike für den Alltag suchst, liegst du mit diesem Rad goldrichtig!

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