Die Suche nach der passenden Gabel
Welche Gabel stecke ich mir denn bloß in mein „Fahrrad fürs Leben“? Diese Frage stellte ich mir eine ganze Weile. Die Antwort darauf flatterte dann ganz plötzlich in mein E-Mail Postfach. Enve präsentierte die neue Gravel „Adventure Fork“, die wie die Faust aufs Auge zu passen schien und die mir vor allem auch optisch echt gut gefiel. Warum sie es dann wurde und wie nach einer Weile im Einsatz mein vorläufiges Testergebnis lautet, erfährst du hier.
Was soll meine Gravel-Gabel können?
Grundsätzlich wollte ich mein Fahrrad fürs Leben ja vor allem nach einer Devise ausstatten: Es soll so nachhaltig wie möglich entstehen und so lange wie möglich im Einsatz bleiben. Der letzte Punkt ist bei manchen Produkten besonders entscheidend: Es bringt nichts, wenn ein Teil noch so nachhaltig hergestellt wird, wenn es mir dann aus irgendeinem Grund nicht gefällt und früher oder später ausgetauscht wird. Vom ersten Gefühl her hätte ich ja sagen müssen: Carbon kommt mir nicht in die Tüte. Habe ich aber nicht. Denn nach allem, was ich bisher unterm Hintern hatte, fühlten sich Carbongabeln für mich einfach besser an. Stahl ist in der Regel sehr direkt und etwas „plump“ und auf langen Touren mit einer Stahlgabel hatte ich irgendwie immer das Gefühl, dass ich nicht besonders komfortabel unterwegs bin. Das Schöne an Carbon ist ja, dass man die feinen Fasern sehr genau auf die gewünschten Fahreigenschaften abstimmen kann. Das heißt: Geringes Gewicht, hohe Steifigkeit und gute Dämpfungseigenschaften sind damit kein Widerspruch mehr. Meistens fühlte es sich jedenfalls beim Probefahren verschiedener Carbongabeln genau so an. Und wenn sich etwas gut anfühlt, spricht nichts dagegen, es oft und lange zu benutzen.
Weiterhin wollte ich gerne eine vielseitige Gabel haben, die genügend Gewindeösen für verschiedene Anbauteile bereithält. Seitliche Schraubösen für zum Beispiel Fork-Cages sollten dran sein und vor allem auch eine Aufnahme für Licht. Außerdem sollte zumindest die Option bestehen, irgendwann einmal ein Schutzblech zu montieren. Richtig klasse wäre es natürlich, wenn auch noch interne Kanäle zum Verlegen elektrischer Leitungen und der Bremsleitung vorhanden wären, aber das war eher ein Wunsch in der Kategorie „Nice to have“.
Last but not least sollte meine neue Gabel natürlich dennoch möglichst nachhaltig entstehen beziehungsweise so hochwertig sein, dass sie gewisse werkstoffbedingte Nachteile (Carbon halt) durch einen langen Einsatzzeitraum wieder wettmacht.
Warum also die Enve Adventure Gabel?
Wie du siehst, hatte ich also schon recht genaue Anforderungen an meine neue Gabel. Allerdings fand ich lange Zeit nicht das passende Produkt. Bis besagter Newsletter in mein Postfach flatterte. Die Infos zur neuen Enve Gabel klangen meinen Wünschen wie auf den Leib geschneidert! Die Maße der Gabel passten jedenfalls und auch die Features, welche sie versprach. Im Interview mit Enve (das du in unserer Ausgabe #12 nachlesen kannst) bekam ich auch den Eindruck, dass sich die US-Company sehr um eine nachhaltige Produktion schert und alle Produkte direkt in den USA herstellt. Fünf Jahre Garantie wirken in Sachen Qualität jedenfalls schonmal recht vertrauenerweckend und auch der hohe Preis (rund 650 Euro) legt irgendwie nahe, dass man hoffentlich keinen Schund bestellt. Die Entscheidung war also relativ schnell gefallen…
Specs
- Gewicht: 575 Gramm
- Gabelschaft: Tapered (1,5 Zoll unten, 1 1/8 Zoll oben)
- Scheibenbremsaufnahme: Flat Mount
- Zugelassene Ladungsgewichte: 18 kg (Low Mount Rack), 10 kg (Front Mount Rack), 3 kg (Fork Cage pro Seite)
Achsmaße: 12 x 100 mm - Passende Scheibenbremsdurchmesser: 140 und 160 mm
- Reifenfreiheit: 29 x 2.1 Zoll (700×53) / 27.5 x 2.4 Zoll
- Preis: ca. 650 Euro
Der Test: Enve Adventure Gabel
Erster Eindruck: Enve Adventure Fork
Wow, die sieht gut aus! Optisch gefällt mir die Gabel auf Anhieb und sie dürfte perfekt ins neue Bike passen. Das mattschwarze Finish macht echt was her und der ovale, ganz schön voluminöse Querschnitt der Gabel ist ein schöner Kontrast zu meinem schlanken Stahlrahmen. Ansonsten hat die Gabel alles, was ich mir wünschte: Eine Gepäckträgeraufnahme, drei Gewindeösen an jeder Seite, eine Licht-Aufnahme und sogar interne Zug-Kanäle. Als Bonus gibt’s noch einen „Flip-Chip“ an der Achsaufnahme, der es ermöglicht, die Geometrie des Rades leicht zu verändert: Darf es etwas flacher/komfortabler sein oder lieber kurz/sportlich? Ehrlicherweise muss ich aber gleich dazu sagen: Ich bin mir relativ sicher, dass ich dauerhaft in der flachen/komfortablen Einstellung fahren werde und den Flip-Chip allenfalls mal zu Testzwecken umbauen werde.
„Problemchen“ auf den zweiten Blick
Zwei Eigenschaften der Gabel stellten sich im Nachhinein als nicht ganz so heraus, wie ich mir das gedacht hatte. Punkt 1: „Made in USA“. Im Interview mit Enve wirkte es so, als wenn die US-Firma alle Carbon-Produkte im eigenen Werk in den USA herstellt. Das gilt aber scheinbar nur für die Felgen. Jedenfalls war ich etwas enttäuscht, als ich den „made in China“-Sticker auf der neuen Gabel fand. Punkt 2 ist in funktioneller Sicht entscheidender: Beim Einbauversuch der Elektronik meines Forumsladers (ein elektronisches Modul zum Speichern der Energie des Nabendynamos, das normalerweise im Gabelschaft verschwindet) stellte sich heraus, dass sich im unteren Teil des Schaftes ein Steg befindet. Dieser Steg verhindert, dass man Gegenstände wie den Forumslader bis nach unten in den Schaft stecken kann. Zumindest bei mir ist das so, wobei mein Steuerrohr auch nicht besonders lang ist. An sehr großen Bikes mag es trotzdem passen, dazu kann ich aber nichts sagen. Abgesehen davon beträgt der Innendurchmesser des Gabelschaftes aber auch nur circa 23,4 mm (wie ich selber nachgemessen habe). Die meisten dieser Strommodule benötigen 24 mm. Es ist minimal, aber im Zweifelsfall einfach zu eng. Das Ende vom Lied ist jedenfalls, dass ich mich hier noch um eine externe Lösung kümmern muss, damit ich unterwegs meinen selbst erstrampelten Strom anzapfen kann.
Einbau und Fahreindrücke
Nun aber endlich zum erfreulichen Teil. Erstmal finde ich, dass die Kombination aus gelbem Stahlrahmen und schwarzer Carbongabel echt gut aussieht! Der Einbau war (abgesehen vom Lademodul) total unkompliziert (insbesondere die internen Leitungen) und das Ergebnis finde ich richtig überzeugend. Vor allem aber fährt sich die Gabel genau so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Sie fährt sich direkt, aber trotzdem spürbar komfortabler, als jede Stahlgabel. Vor allem auf langen Touren ist das von unschätzbarem Vorteil, denn jeder kleine Schlag und jede Vibration, die von der Gabel weggefiltert wird, landet nicht in meinem Knochengerüst. Und das bedeutet nichts anderes als: Ich bin länger entspannt und schmerzfrei unterwegs. Das ist ein wichtiger Punkt für mich, weil ich auf langen Touren schnell Probleme mit Nackenschmerzen bekomme.
Enve Adventure Gabel – Mein (vorläufiges) Fazit
Auch, wenn ich die neue Gabel erst seit ein paar Monaten habe, wage ich schonmal ein kleines „Zwischenfazit“ und behalte mir eventuelle Ergänzungen vor. Über das „made in China“ war ich ehrlich gesagt schon ein wenig enttäuscht. Und dass die gängigen Lademodule unter Umständen nicht in den Gabelschaft passen, muss man einfach berücksichtigen. Abgesehen von diesen beiden Schönheitsfehlern erfüllt die Enve Adventure Fork aber alle meine Wünsche, die ich an meine neue Gabel hatte! Sie ist ein echt feines Teil und ich bin mir zum jetzigen Zeitpunkt schon sehr sicher, dass ich sie viele, viele Jahre lang in meinem Fahrrad fürs Leben fahren werde.
Moin,
wäre es denn möglich gewesen das Kabel vom Dynamo direkt hoch durch den Gabelschaft zu verlegen,
oder muss das Kabel zwingend an der Öffnung unter der Gabelkrone raus um dann nur extern weiter verlegt zu werden?
Gruss Patrick
Du kannst Kabel durch den Schaft verlegen. Wenn du zur Lampe möchtest, macht das aber ja keinen Sinn. Wenn du eine Elektronik findest, die in den Schaft passt, kannst du das Kabel direkt dahin legen.