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#einautoweniger: Wir fahren mit euch zur Arbeit – Prolog Hamburg, Spätschicht mit Martin Lormes

Martin Lormes ist IT-Berater im Außendienst und er hat für seine Kundenbesuche ein Firmenfahrzeug: Ein Brompton Faltrad. Damit fährt er im Jahr rund 5.000 Kilometer quer durch Hamburg. Ein paar davon sind wir auf unserer #einautoweniger Tour mitgeradelt.

Der Lunchride war die perfekte Überleitung zum Nachmittagstermin meiner #einautoweniger Tour. Denn den nächsten Radpendler, Martin Lormes, durfte ich bereits auf der schönen Mittagsausfahrt kennenlernen. Ich war schon sehr gespannt, denn seine Interpretation des Firmenfahrrads ist eine ganz besondere. Martin ist IT-Berater und im Außendienst tätig. Sein Job bringt mit sich, dass Martin viel umherfährt, um unterschiedliche Kunden zu besuchen. Und so wurde ihm vor etwa drei Jahren im Bewerbungsgespräch seines jetzigen Arbeitgebers Symplasson die gar nicht mal so ungewöhnliche Frage gestellt, was für einen Firmenwagen er sich vorstellen könne. Mit Martins Antwort hatte damals aber vermutlich niemand gerechnet. Etwas perplex dachte er damals kurz nach und brachte dann „Am liebsten gar keins“ über die Lippen. Das war nicht die Antwort, die sein künftiger Chef erwartet hatte. Doch er ließ sich auf Martins Vorschlag eines Firmenfahrrads ein. Ein „Brompton“ Faltrad sollte es sein und so ist Martin heute der einzige mir bekannte Außendienstler mit einem echten Firmenrad – komplett vom Arbeitgeber bezahlt, inklusive Sonderwünschen (wie einer „Son“-Lichtanlage) und Service. „Damals hat keiner gedacht, dass ich das lange durchhalte“, erzählte mir Martin. „Du musst nur was sagen, wenn du doch lieber ein Auto willst“, bot Martins Chef ihm diverse Male an.

Ich finde das Fahrrad für meinen Weg zur Arbeit ziemlich alternativlos, vor allem in Kombination mit der Bahn. Das macht für mich den Charme meiner Lösung aus: Ich kombiniere die Vorteile des Fahrrads auf Kurzstrecken mit den Vorteilen des Bahnfahrens.

Martin Lormes
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#einautoweniger: Martin Lormes und seine Fahrradgeschichte


Martin Lormes fährt immer noch Brompton. Heute mal mit mir, auf meiner #einautoweniger Tour. Gerade waren wir unterwegs zum Termin nach Alsterdorf, wo Martin einen Server einrichten muss. Die Route führte über Hamburgs Vorzeige-Fahrradstraße. Wir radelten über den Harvestehuder Weg und den Leinpfad entlang der Alster, wo es sich tatsächlich recht entspannt fuhr und wo wir nebeneinander radeln konnten, sodass Martin ein bisschen von seiner Fahrrad-Geschichte erzählen konnte. Die begann ganz „normal“ mit Puky und Freizeitrad. Erstmals intensiver wurde die Beziehung zum Fahrrad durch Besuche des damals fahrradverrückten Onkels im Taunus, was zu ersten RTF-Teilnahmen und Mountainbikeausfahrten mit dem Cousin führte. Mit zunehmendem Alter wurde das Rad auch im Alltag zum Verkehrsmittel der Wahl.

Martin ist einer der wenigen Hamburger Katholiken und besuchte eine katholische Schule, wovon es nicht viel gab. Das bedeutete einen Schulweg von rund acht Kilometern  – perfekte Fahrraddistanz! Es folgte ein Auslandsjahr in den USA, wo Martins erste Amtshandlung der Kauf eines Schwinns war, womit er sich gleich den Ruf des radelnden Deutschen erwarb, was auf dem Land im mittleren Westen der USA mit Sommer-Temperaturen um die 40 Grad kein Standard war. Eine „Runde um den Block“ hatte 17 Meilen und führte fast nur über echten Gravel. Zurück in Deutschland stieg sein Jahrespensum auf über 10.000 Kilometer an, oft war er in feinster Bikepacking-Manier unterwegs mit Zelt, Schlafsack und allem drum und dran. Irgendwann wurden aber (zwischenzeitlich) andere Dinge interessanter, wie das eben so ist.

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Der etwas andere Firmenwagen


Genervt vom Alltagstrott erinnerte sich Martin irgendwann zurück an dieses entspannende und praktische Gefährt. Es wäre perfekt, um damit den Weg zur Arbeit zu meistern und so dem Verkehr und den unzuverlässigen öffentlichen Verkehrsmitteln aus dem Weg zu gehen. Sein damaliger Arbeitgeber bot seinen Mitarbeitern damals als Werbeaktion an, das Startgeld für das Hamburger Radrennen Cyclassics und ein Custom-Trikot zu bezahlen und lockte Martin damit ernsthaft zurück aufs Rad. Im ersten Jahr startete er auf seinem alten Schwinn, im Jahr darauf auf einem geliehenen Rennrad, seitdem auf einem eigenen. Seit 2012 kann er fast immer seine Zeiten verbessern. Über den Lunchride kam der Kontakt zu Gleichgesinnten und das führte zu echten Highlights, wie zu einer Berlin-Hamburg-Fahrt – auf dem Brompton!

Vor allem aber ist Martins Fahrrad heute unverzichtbar auf seinen Radpendler Fahrten zu den täglich wechselnden Kundenterminen. Dabei nimmt er durchaus auch mal die Bahn zu Hilfe, denn Martin wohnt ziemlich außerhalb im Westen von Hamburg – je nach Wetter und Zeitplan ist das nur per Fahrrad manchmal einfach zu viel. Diese Kombination macht für ihn einen besonderen „Charme“ aus: „Auf diese Weise kombiniere  ich die Vorteile des Fahrrads auf der Kurzstrecke mit denen der Bahn. Vor allem aber erspare ich mir die Nachteile des Autos, wie Stau und Parkplatzsuche, und die der öffentlichen Busse“. Dabei ist Martin keinesfalls dogmatisch: „Ich bin in den letzten drei Jahren etwa fünfmal dienstlich Auto gefahren, wenn ich zum Beispiel von Hamburg nach Sankt Peter-Ording musste. Das ist dann doch etwas zu weit mit dem Fahrrad. Das Fahrrad ist für mich in der Stadt aber ziemlich alternativlos“.

Mit dem Klapprad zum Kundentermin


Und wie finden die Kunden das? Ich bin gespannt, das mitzuerleben. Und nun ist es so weit. Unser Ziel ist ein Hersteller optischer Mess- und Analyseinistrumente in Hamburg Alsterdorf. Kaum angekommen, klappt Martin sein Brompton in Sekundenschnelle zu einem kleinen Paket zusammen, kaum größer als ein kleiner Koffer. Das kann er problemlos mit reinnehmen – man kennt das hier schon. Ziemlich unspektakulär eigentlich. Trotzdem ist das Thema Fahrrad die ganze Zeit präsent. Martin ist halt der Typ, der überall mit dem Fahrrad hinfährt. Und so ist klar, dass nach Erledigung der Arbeit noch in aller Ruhe gefachsimpelt wird – scheinbar ist der Chef hier auch begeisterter Radfahrer, was für ein Zufall. 

Wir radeln zurück in die Stadt. Mittlerweile ist es dunkel und ganz schön kalt. Vermutlich wird Martin heute vom Hauptbahnhof mit der Bahn nach Hause fahren – sein Jobticket und sein Faltrad machen die spontane Entscheidung problemlos möglich. Vielen Dank, Martin Lormes, für diese tollen Einblicke und dafür, dass du Teil meiner #einautoweniger Tour warst!

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