Man kann eine Menge Geld für ein Fahrrad ausgeben. Muss man das aber auch? Wir haben uns Cubes Nuroad geschnappt und sind damit auf große Tour gegangen. Mehr als 800 Kilometer feinsten Gravels, ruhiger Straßen und ganz viel Bikepacking-Abenteuer später haben wir hier die Antwort auf unsere Frage…
Cube Nuroad Test – Inhalt
Cube Nuroad Test: Allgemeines
Jedes Jahr gibt es fantastische Neuigkeiten. Neue Materialien, neue Farben und Super-Highend-Technologien zum Super-Highend-Preis. Wenn da so ein Rad, wie das Cube Nuroad um die Ecke kommt, mag es einen im ersten Moment nicht vom Hocker hauen. Doch auf den zweiten Blick entwickelten wir ein reges Interesse. Denn, inmitten von all dem heutigen Carbon und Glitzerlack, ist das Cube ein Fahrrad zum Sparpreis, das vor ein paar Jahren noch eine technische Sensation gewesen wäre.
Das Rad sieht gut aus, kann – zumindest in der Theorie – alles, was ein Gravelbike können muss und qualifizierte sich auf diese Weise ganz von allein als unser fahrbarer Untersatz für die geplante Tour durch Deutschland: #einautoweniger – wir begleiteten Radpendler auf ihrem Weg zur Arbeit. Cubes Nuroad sollte unser treues Arbeitstier sein, mit dem wir vollgepackt auf eine mehr als 800 Kilometer lange, winterliche Radreise gehen wollten.
Bevor man auf eine längere Radreise geht, lohnt es sich, sich ein wenig mit dem Fahrrad vertraut zu machen, mit dem man für längere Zeit ein Team bilden wird. Bekommt man alles unter, was man mitnehmen möchte? Sitzt man bequem? Sind die Anbauteile dem geplanten Einsatzzweck angemessen oder muss man eventuell noch etwas ändern? Werfen wir also zunächst mal einen Blick auf das Gravelbike von Cube…
Unser Testbike: Cube Nuroad Race im Detail
Für knapp 1.400 Euro wechselt das Nuroad Race seinen Besitzer. Das ist natürlich auch Geld, schaut man sich aber mal an, was man sonst für Bikes und Zubehör ausgeben kann, so handelt es sich eher um ein günstiges Fahrrad. Dabei ist es schon das teurere von zwei Nuroad-Modellen: Das Pro ist mit rund 1.000 Euro nochmal eine Ecke günstiger. Beide Modelle kommen „nackt“ daher, im Sportlook ohne Zubehör wie Schutzbleche, Gepäckträger oder Beleuchtung.
Wer solche Anbauteile ohnehin haben möchte, kann sie natürlich nachrüsten, oder aber gleich auf die beiden „FE“-Modelle zurückgreifen. Fakt ist jedoch: Der Rahmen des Nuroad ist mit allen nötigen Kontaktpunkten für solches Zubehör ausgestattet. Damit taugt das Bike nicht nur für Offroadeinsätze, sondern hat einen sehr viel breiteren Einsatzbereich.
Wie Eingangs erwähnt, wäre ein solches Fahrrad vor ein paar Jahren noch eine Sensation gewesen. Warum, wollen wir hier kurz erläutern. Schuld daran ist wohl der ständige, technische Fortschritt. Und so ist vieles, was damals der neuste Schrei war, heute schon wieder ein alter Schuh. Besonders fällt uns das am schönen Alurahmen des Cube auf. Er besteht aus einem hübschen Hydroform-Rohrsatz, was einst nur den absoluten Top-Modellen vorbehalten war und heute durch nahtlose Carbonrahmen abgelöst wurde. Heute funktioniert die Alu-Technik jedoch immer noch und bietet einen stabilen, leichten Rahmen, der auch noch gut aussieht.
Und der sogar einige Features hat, die zur Hochzeit des Hydroforming noch lange kein Standard waren: Innen verlegte Leitungen und Züge zum Beispiel, ein „tapered“-Steuerrohr oder 12-mm-Steckachsen vorn und hinten. Scheibenbremsen an Dropbar-Bikes? Noch vor ein paar Jahren undenkbar. Heute eher eine Randnotiz, die am Cube Nuroad in Form einer bewährten 105er Bremse von Shimano ein Gesicht bekommt. Dazu gesellt sich eine komplette 105er Gruppe, die für perfekte Shimano-Performance zum bestmöglichen Preis steht. Weitere Parts stammen aus Cubes hauseigener Zubehörpalette. Nur die Reifen kommen von außerhalb: Das Rad wird mit 35 mm breiten Schwalbe G-One Allround Gummis ausgeliefert, wer will, kann bis zu 40 mm breite Reifen montieren.
Diese vielseitige Ausstattung lässt schon erahnen, dass das Cube Nuroad kein Spezialist sein will, wie zum Beispiel ein reines Rennrad. Darum ist auch die Rahmengeometrie eher entspannt ausgelegt. Die spezielle „Gravel“-Gabel von Cube ist so ausgelegt, dass sie die vielen kleinen Vibrationen abseits der Straße besonders gut schluckt und der Dropbar mit leichtem Flare liegt ebenfalls gut in der Hand, auch wenn seine Formgebung noch eher „moderat“ ausfällt. Also: Das Cube Nuroad ist zumindest auf dem Papier kein Spezialist einer Disziplin, sondern ein durchdachter Allrounder, der auf der Straße Spaß machen, vor allem aber auch gern auf Schotterwegen und engen Pfade unterwegs sein soll. Nun müssen wir ihn nur noch etwas für die bevorstehende Reise vorbereiten…
Cube Nuroad Test Setup
Um eine Woche lang unabhängig zu bleiben, mussten wir noch ein paar Sachen ans Bike schrauben. Diese mal gab es nichts Neues zum Testen, darum haben wir einfach mal eine „Best-Of“-Auswahl getroffen: Satteltasche Revelate Designs „Terrapin System 8L“, Rahmentasche Ortlieb „Frame Pack 4L“, Salsa Oberrohrtasche „EXP Series Toptube Bag“, Lenkerrolle Revelate Designs „Harness“. Dazu noch eine Klingel, der Wahoo „Elemnt“ und eine Lupine Leuchte – und schon konnte es losgehen.
Cube Nuroad Race: Ausstattung und Geometrie
Ausstattung
- Preis: 1.399 Euro
- Gewicht: circa 10,1 kg
- Rahmen: 6061er Aluminium, Flat-Mount Scheibenbremsaufnahmen, 12×142 mm Steckachse, Aufnahmen für Gepäckträger und Schutzbleche
- Rahmengrößen: 50, 53, 56, 58, 61 cm
- Lenker: CUBE Gravel Race Bar
- Vorbau: CUBE Performance Stem Pro, 31,8 mm
- Sattel: Natural Fit Nuance Race
- Sattelstütze: CUBE Performance Post, 27,2 mm
- Bremsen: Shimano 105 BR-R7070, Hydr. Disc Brake, Flat Mount (160/160)
- Schaltung: Shimano 105
- Kurbeln: Shimano 105 FC-R7000, 50×34 Z, 170 mm (50/53 cm), 172,5 mm (56/58 cm), 175 mm (61 cm)
- Schaltwerk: Shimano 105
- Kassette: Shimano 105 CS-R7000, 11-32 Z
- Kette: Shimano CN-HG601-11
- Naben: CUBE RA 0.8 CX
- Felgen: CUBE RA 0.8 CX
- Reifen: Schwalbe G-One Allround, Kevlar, 35-622
Geometrie
50 | 53 | 56 | 58 | 61 | |
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Reach | 376 mm | 382 mm | 386 mm | 389 mm | 398 mm |
Stack | 533 mm | 557 mm | 588 mm | 609 mm | 632 mm |
Oberrohr horizontal | 517 mm | 537 mm | 560 mm | 575 mm | 592 mm |
Kettenstrebe | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
Tretlager Überhöhung | -70 mm | -70 mm | -70 mm | -70 mm | -70 mm |
Lenkwinkel | 70 Grad | 71 Grad | 71,5 Grad | 72 Grad | 72,5 Grad |
Sitzwinkel | 75,2 Grad | 74,5 Grad | 73,5 Grad | 73 Grad | 73 Grad |
Radstand | 1018 mm | 1023 mm | 1032 mm | 1037 mm | 1048 mm |
Cube Nuroad Test: Die Testfahrt
#einautoweniger – so haben wir die Tour genannt, in deren Rahmen wir das Cube Nuroad ausgiebig getestet haben. Wir sind eine Woche lang durch Deutschland geradelt und haben jeden Tag Radpendler auf ihrem Weg zur Arbeit begleitet. Zwischendurch warteten Etappen mit bis zu 230 Kilometern Länge aufs Rad. Die Story zur Tour gibt’s im lifeCYCLE Magazin #6!
Die Abenteuer Story zum Test findest du in unserer Ausgabe #6.
Cube Nuroad: Die Fahreindrücke
Auf einer langen Radtour merkt man nach einigen Tagen, ob ein Rad passt oder nicht. Vieles, was sich Anfangs noch gut anfühlt, kann sich irgendwann als Nerv-Faktor herausstellen, wenn die Kilometer am Fahrer zehren und die kleinen Details den feinen Unterschied machen. Im Grunde muss man also nur darauf warten, bis sich die kleinen Schwächen eines Rads offenbaren…
Doch zunächst einmal wollen wir ein paar erste Eindrücke zusammentragen. Beginnen wir mit der Sitzposition, die von Beginn an sehr angenehm ist. Man sitzt deutlich entspannter, als auf einem reinen Rennrad, was ja auch Sinn macht. Das Rad fährt sich sehr kontrolliert und macht – noch unbepackt – auf einer ersten Offroad-Fahrt mächtig Spaß, vor allem wenn die Trails schmal und holprig werden.
Voll beladen wird’s natürlich etwas träger – kein Wunder, denn es kommt ja einiges an Gewicht hinzu. Aber: Alles passt gut. Der immerhin etwas breitere Dropbar lässt genug Platz für die nicht ganz gefüllte Lenkerrolle und im Rahmen findet, trotz großer Rahmentasche, noch eine Trinkflasche Platz. Hintenrum gibt es ebenfalls keine Probleme beim Befestigen der Satteltasche, sodass wir bald reisefertig sind.
Die erste Etappe war geprägt vom miesen Wetter und starkem Gegenwind. Eine lange, zähe Zeit im Sattel also und feuchte Straßen. Und auf feuchten Straßen ist der Reifengrip immer ein Thema. Gerade, wenn die Konzentration nachlässt, ist es gut, wenn der Reifen genug Grip hat und nicht plötzlich rutscht. Schwalbes „G-One“ ist hier gewohnterweise sehr vorbildlich und sorgt für eine sorglose Fahrt – den im Vergleich zum reinen Straßenreifen höhere Rollwiderstand nehmen wir hierfür gerne in Kauf. Ansonsten gibt es auf der langen aber flachen Etappe nichts zu meckern. Die Schaltung schaltet, die Bremsen bremsen. Und man sitzt immerhin so bequem auf dem Rad, dass selbst abends nach über 200 Kilometern keine Rücken- oder Nackenschmerzen in Sicht sind.
Um es vorweg zu nehmen: Auf der gesamten Tour gab es keinen wirklichen Ausfall. Das Cube hat stets seinen Dienst erfüllt und zeigte sich als äußerst zuverlässiger Begleiter. Und somit wäre die eingangs gestellte Frage eindeutig beantwortet: Ein tolles Bikepacking Erlebnis ist ganz klar nicht davon abhängig, wie teuer das Bike ist.
Wenn es unterwegs etwas zu bemängeln gab, dann war es die etwas kleine Übersetzungsbandbreite der Kassette am Cube – vor allem im Bergischen Land hätten wir uns machmal einen Gang mehr gewünscht. Dabei ist uns auch klar, dass es nicht viel größer geht (allenfalls eine Kassette mit maximal 34 Zähnen wäre im Rahmen der 105er Gruppe noch möglich), weil es schlichtweg keine anderen Komponenten gibt. Aber eine spezielle „Gravel-Gruppe“ mit Anleihen aus dem Mountainbike Bereich, das wäre doch schön! Das kann man Cube aber nun wirklich nicht vorwerfen. Ein kleiner Nerv-Faktor war noch das gelegentliche Quietschen der Scheibenbremsen, vor allem bei Nässe.
Wenn es nach fünf Tagen auf Reise und mehr als 800 Kilometern am Ende nicht wirklich etwas zum Meckern gibt, ist das Grund genug, um stattdessen mal ein Lob auszusprechen. Cubes Nuroad hat einen tollen Job erledigt! Klar, dieses Rad hat keinen Blingbling-Faktor und wiegt vielleicht ein bisschen mehr, als der teure Edel-Hobel. Aber das Rad macht Spaß und ist absolut zuverlässig. Das wurde uns noch einmal am letzten Tag der Tour klar, als das Vorderrad bei vollem Tempo in eine Stuttgarter Abflussrinne donnerte, die mit lautem „Klong“ einen kompletten Durchschlag des Reifens verursachte.
Der Schlauch war durch, doch weder Reifen noch Laufräder erlitten einen bleibenden Schaden. Da nimmt man doch die paar Gramm mehr gerne in Kauf. Eine Kleinigkeit fiel uns beim Schlauchwechseln dann aber doch noch auf: Irgendwie fiel es uns schwer, die Achsen der Laufräder ohne Gefummel festzuziehen. Letztendlich saß immer alles, allerdings mussten wir immer erst etwas rütteln und drücken, bis das Gewinde endlich griff und die Achsen sich festziehen ließen. Woran auch immer das lag – es soll nicht unerwähnt bleiben. Zum Schluss noch ein paar Eindrücke von unterwegs…
Cube Nuroad Test: Fazit
Cube beweist mit seinem Nuroad, dass Gutes nicht teuer sein muss. Es ist ein grundsolides Gravelbike mit bewährter Technik und allem, was man braucht, um auch auf langen Touren viel Spaß zu haben. Dank einer vielseitigen Ausstattung, vielen Anbauoptionen und einer ausgewogenen Geometrie ist das Cube Nuroad tatsächlich ein Bike für alle Fälle: Ob für den kleinen Geländespaß zwischendurch, den Weg zur Arbeit oder für Overnighter oder lange Bikepackingtrips – das Cube ist kein Spezialist für eine Disziplin, sondern fühlt sich überall wohl. Wer ein robustes, zuverlässiges Rad für den täglichen Einsatz sucht, wird am Nuroad seine Freude haben.
Hallo Jungs,
danke für euren informativen Bericht – ich habe mir soeben das wirklich günstige Nuroad FE gekauft (noch nicht geliefert worden). Tja, ich hatte dann leider erst nach der Bestellung Bedenken wegen der Kurbel und Kassette. Ich hab eine 11 34 Kassette und eine Kompaktkurbel 50 34 und ich fahre gerne bergig. Wenn ich nun zwischen den Zeilen eures Berichtes lese könnte diese Umsetzung knapp werden…. oder?
LG
Conny
Hi Conny,
das ist natürlich eine sehr individuelle Sache. Ich war mit dem Rad vollbeladen in hügeligem/bergigem Gelände unterwegs und bin lange Tagesetappen gefahren. Da freut mich sich irgendwann definitiv über leichtere Gänge. Ich bin hier und da an meine Grenzen gestoßen. Ich denke aber, dass die Übersetzung im „normalen“ Alltagseinsatz völlig ausreicht. Für Bikepacking in den Bergen wären ein paar leichtere Gänge sicher nicht verkehrt. Ein etwas kleineres Kettenblatt vorn sollte das „Problem“ aber lösen.
Liebe Grüße
Martin