Darum geht's
Bio Kettenöle versprechen Top-Leistung und Nachhaltigkeit – aber was können sie wirklich? Unser Bio Kettenöl Test liefert dir klare Antworten, spannende Einblicke und einen Testsieger, der überrascht.
Was wurde getestet – und warum?
Wenn du Rad fährst, kennst du das: Irgendwann quietscht die Kette. Ein Tropfen Kettenöl soll helfen. Aber ist „Bio“ auch wirklich gut für dein Rad? Genau das haben wir uns gefragt. Statt auf Werbeversprechen zu vertrauen, haben wir vier Bio Kettenöle ins Labor geschickt. Getestet wurde auf einem genormten SRV-Prüfstand unter realitätsnahen Bedingungen: 30°C, 300 N Druck und 50 Hz Oszillation über eine Stunde. Gemessen wurden Reibungswert und Verschleiß.
Dabei ging es nicht nur um das „ob“, sondern vor allem um das „wie gut“. Denn es ist ja keine Frage: Es reicht nicht, dass ein Öl biologisch abbaubar ist – es muss auch in Sachen Performance überzeugen. Es hilft also nichts: Man muss auf Details schauen und und Testergebnisse analysieren.
Die vier Testkandidaten im Überblick
Im Test: antidot Kettenöl, Atlantic Bio-Kettenöl, Dr. Wack F100 Bio und Hanseline Bio-MTB Öl mit Graphit. Alle vier basieren auf biologisch abbaubaren Estern. Die Unterschiede liegen im Detail – mit teils erstaunlicher Wirkung. Alle Produkte erfüllen laut Hersteller die OECD-Kriterien zur biologischen Abbaubarkeit. Das ist schonmal gut – denn mit Begriffen wie Bio, Organic oder sonstigen Beschönigungen wird ja auch gerne mal getrickst. Doch das allein sagt noch nichts über die Schmierleistung aus.
Die Formulierungen unterscheiden sich stark – sowohl bei den Grundölen als auch bei den Additiven. Graphit, EP-Additive, Temperaturstabilität: Wer sich hier auskennt, erkennt schnell, dass es beim Kettenöl kein „One fits all“ gibt.

Ein klarer Sieger?
Beim Reibungswert hatte das antidot Kettenöl mit 0,080 die Nase vorn. Es folgte Atlantic mit 0,085, Dr. Wack mit 0,088 und Hanseline mit 0,092. Aber was genau bedeutet dieser Reibungswert? Er gibt an, wie stark zwei Oberflächen aneinander reiben, wenn sie sich unter Druck bewegen – im Test wurde das durch eine oszillierende Kugel auf einer festen Scheibe simuliert. Je niedriger der Wert, desto besser trennt das Öl diese Flächen – und desto weniger Energie geht durch Reibung verloren.
Deutlich stärker fallen die Unterschiede beim Verschleißschutz aus: antidot zeigte mit 2,45 µm die geringste Verschleißtiefe, Dr. Wack folgt mit 6,36 µm. Atlantic (15,56 µm) und Hanseline (16,93 µm) schnitten deutlich schlechter ab. Die Verschleißtiefe beschreibt, wie viel Material an Kugel und Scheibe abgetragen wurde – ein direkter Hinweis darauf, wie gut das Öl vor Abrieb schützt.
Auch die Stabilität der Reibungskurve wurde bewertet. Hier punktete ebenfalls antidot mit einer konstanten Linie und wenigen Peaks. Diese Kurve zeigt, ob die Reibung gleichmäßig bleibt oder ob es Spitzen – sogenannte Peaks – gibt. Solche Reibungsspitzen entstehen, wenn der Schmierfilm kurzzeitig versagt. Sie führen zu punktuell hoher Belastung und beschleunigen den Verschleiß – ein Problem, das bei den beiden letztplatzierten Ölen besonders häufig auftrat.
Was heißt das für deine Kette?
Ein Bio Kettenöl muss nicht schlechter als konventionelle Öle sein – ganz im Gegenteil: Der Testsieger antidot zeigt, dass Performance und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sind. Weniger Reibung heißt weniger Verschleiß. Und das bedeutet: Deine Kette hält länger, du sparst Geld und schonst die Umwelt. Wichtig: Nicht nur der Durchschnittswert zählt, auch die Stabilität der Reibungskurve spielt eine Rolle. Peaks im Reibungsverlauf können den Verschleiß deutlich erhöhen.
Wenn du regelmäßig fährst – egal ob auf Asphalt, Schotter oder im Matsch – sollte dein Öl mit allen Bedingungen klarkommen. Der Labortest hilft dir dabei, eine fundierte Entscheidung zu treffen, ohne dich durch vage Produktbeschreibungen kämpfen zu müssen.
So testet man richtig – ein Blick hinter die Kulissen
Unsere Laborbesichtigung zeigte eindrucksvoll, wie viel Know-how in einem Kettenöl-Test steckt. Die Maschine misst 3600 Einzelwerte pro Stunde. Das ergibt ein detailliertes Bild, das weit über subjektive Eindrücke hinausgeht. Besonders interessant: Der Test wurde an die Realbedingungen beim Radfahren angepasst – ein guter Praxischeck also.
Die Testmaschine – der SRV-Prüfstand – funktioniert nach dem Kugel-auf-Scheibe-Prinzip. Dabei wird eine Stahlkugel mit 300 Newton auf eine Scheibe gepresst, während sie mit 50 Hertz oszilliert. Die entstehenden Reibungskräfte werden präzise aufgezeichnet. Zusätzlich wird nach dem Test die Verschleißtiefe beider Komponenten gemessen. So lassen sich Rückschlüsse auf den Materialabrieb unter realistischen Belastungen ziehen.
Bio ist nicht gleich Bio: Darauf solltest du achten
Viele Hersteller werben mit „Bio“. Doch erst die Details in der Formulierung und die Wahl der Additive entscheiden, wie gut ein Öl wirklich ist. Erst der Labortest zeigt: Nur mit durchdachter Rezeptur bringt ein Bio Kettenöl auch echte Vorteile für dein Bike.
Ein gutes Bio Kettenöl zeichnet sich durch ein ausgewogenes Verhältnis von Grundöl und Additiven aus. Es sollte unter Druck stabile Schmierfilme bilden, keine aggressiven Lösungsmittel enthalten und möglichst lang auf der Kette bleiben. Leider steht das nicht immer auf dem Etikett. Deshalb lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen – oder eben in unabhängige Tests.
Atlantic Bio-Kettenöl
Laborwerte:
Durschnittlicher Reibungskoeffizient aus 3630 Einzelwerten | 0,085 |
Platzierung Reibungsverhalten | 2 |
Verschleißtiefe Kugel (Pt) | 9,2974 |
Verschleißtiefe Scheibe | 6,2639 |
Verschleißtiefe Gesamt | 15,5613 |
Platzierung Verschleiss | 3 |
Testurteil: Guter Reibwert (0,085), Verschleißschutz im hinteren Mittelfeld (15,56 µm).
Fazit: Für Alltagsfahrer in trockenen Bedingungen gut geeignet. Im harten Einsatz mit Einschränkungen.

Dr. Wack F100 Bio
Laborwerte:
Durschnittlicher Reibungskoeffizient aus 3630 Einzelwerten | 0,098 |
Platzierung Reibungsverhalten | 3 |
Verschleißtiefe Kugel (Pt) | 2,9214 |
Verschleißtiefe Scheibe | 3,4377 |
Verschleißtiefe Gesamt | 6,3591 |
Platzierung Verschleiss | 2 |
Testurteil: Solider Reibwert (0,088), guter Verschleißschutz (6,36 µm).
Fazit: Eine ausgewogene Wahl mit guten Allroundeigenschaften. Geeignet für Touren und Stadtverkehr.

Hanseline Bio-MTB Öl graphitiert
Laborwerte:
Durschnittlicher Reibungskoeffizient aus 3630 Einzelwerten | 0,106 |
Platzierung Reibungsverhalten | 4 |
Verschleißtiefe Kugel (Pt) | 11,7809 |
Verschleißtiefe Scheibe | 5,1494 |
Verschleißtiefe Gesamt | 16,9303 |
Platzierung Verschleiss | 4 |
Testurteil: Höchster Reibwert (0,092) und größte Verschleißtiefe (16,93 µm).
Fazit: Kommt bei hoher Belastung an seine Grenzen, bietet aber solide Schmierung für entspannte Alltagsfahrten.

antidot Kettenöl
Laborwerte:
Durschnittlicher Reibungskoeffizient aus 3630 Einzelwerten | 0,080 |
Platzierung Reibungsverhalten | 1 |
Verschleißtiefe Kugel (Pt) | 1,063 |
Verschleißtiefe Scheibe | 1,3907 |
Verschleißtiefe Gesamt | 2,4537 |
Platzierung Verschleiss | 1 |
Testurteil: Testsieger mit Top-Werten bei Reibung (0,080) und minimalem Verschleiß (2,45 µm). Sehr konstante Reibungskurve ohne Peaks.
Fazit: Überzeugt mit starker Performance und durchdachter Bio-Formulierung. Ideal für Viel- und Ganzjahresfahrer.

Dein Weg zur besseren Wahl
Was bedeutet das für dich? Lass dich nicht von „grünen“ Labels blenden. Unser Bio Kettenöl Test beweist: Ein kritischer Blick lohnt sich. Lies Testberichte, achte auf technische Daten – und entscheide bewusst. Mit dem richtigen Öl sparst du langfristig Geld und tust gleichzeitig etwas für die Umwelt.
Wenn du ein Öl suchst, das sowohl im Alltag als auch auf Tour überzeugt, solltest du nicht nur auf Bio achten, sondern auf Leistung. Denn nur ein Öl, das deine Kette wirklich schützt, verlängert auch die Lebensdauer deines gesamten Antriebs. Und das bedeutet: weniger Wartung, mehr Fahrspaß.
Fazit: Unser Bio Kettenöl Test zeigt: Gute Performance und Umweltschutz schließen sich nicht aus. Mit dem richtigen Öl fährst du besser – und nachhaltiger.
Wie genau und wo wir getestet haben, kannst du übrigens ganz in Ruhe in unserem neuen Magazin nachlesen!

Mehr über unseren Tag im Labor …
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