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Ganz ehrlich: Als Hendrik von Basic mich fragte, ob ich dieses Bike mal testen möchte, war ich zunächst skeptisch. Bisher zählte ich definitv nicht zu den Verfechtern solcher extremen Interpretationen des Themas Gravelbike. Ich fühlte mich dann immer zu sehr an früher erinnert. An die ersten Mountainbikes und an John Tomac, den Mountainbike-Star aus den 1990er-Jahren, der mit seinem Dropbar-Hardtail sogar Mountainbike Downhill-Wettkämpfe gewann.
Beim Anblick des Monsters fragte ich mich unwillkürlich: Haben wir die Schleife jetzt durch und sind wieder an dem Punkt gelandet, bei dem vor ein paar Jahrzehnten alles anfing? Okay, ganz sicher ist dieses Bike leichter, hat funktionierende Bremsen, griffige Reifen und eine Schaltung, deren Gänge treffsicher und definiert einrasten. Aber vom Prinzip her ist das doch nichts Neues und eigentlich waren wir alle mal froh, diese „Phase“ hinter uns gelassen zu haben. Oder?
Trotzdem sagte ich zu. Zum einen, weil ich einfach neugierig bin und allem eine Chance geben möchte. Zum anderen, weil das Basic Monster Test Bike das perfekte Druckmittel für mich war, damit ich die #festive500 Challenge schaffe. Schließlich „verpflichtet“ mich so ein Test ja auch dazu, das Bike ausgiebig zu benutzen – die 500 #festive Kilometer kamen da gelegen. Und so stand fest: Im Winter 2023/2024 werde ich rund zwei Monate lang ein Monster fahren! Die „Übergabe“ fand – quasi als Weihnachtspräsent – persönlich am 1. Weihnachtsfeiertag statt: Hendrik war auf dem Weg zu seiner Familie und brachte das Bike kurzerhand vorbei. Am 26. Dezember konnte es also losgehen! Fast 500 Festive-Kilometer und noch ein paarhundert extra stecken also in diesem Test. Und hier sind meine Eindrücke.
Wie mein ziemlich feuchtes #festive500 verlief, kannst du übrigens in unserer Ausgabe #23 nachlesen!
Basic Monster Gravelbike Test – die Facts
Beginnen wir mal mit dem Rahmen. Dieser ist aus Carbon gefertigt und getreu dem Firmenmotto recht „basic“ gehalten. Dazu gehört auch, dass es sich um einen sogenannten „Open Mold“-Rahmen handelt. Das bedeutet, dass der Rahmen von einem Hersteller entwickelt wurde, der die Form oder das Design des Rahmens offen für andere Unternehmen oder Hersteller zugänglich macht, um ihn unter ihrem eigenen Markennamen zu produzieren und zu verkaufen. „Open Mold“ Rahmen sind oft eine kostengünstigere Alternative zu sogenannten „Closed Mold“ Rahmen, die exklusive Designs haben und in der Regel teurer sind, da die Hersteller die Kosten für die Entwicklung und das geistige Eigentum des Designs berücksichtigen müssen.
Basic hat sich für die günstigere Version entschieden. Warum nicht, wenn das Ergebnis den eigenen Vorstellungen entspricht und man so Geld sparen kann. Schließlich ist es ein Teil der Firmenphilosophie, preislich auf dem Teppich zu bleiben, um viele Menschen in den Genuss toller Bikes kommen zu lassen. Also, was kostet das Basic Monster Test Bike?
Das Rahmenset „Basic MTB Carbon“ beinhaltet den Rahmen, die Gabel, einen Steuersatz, Steckachsen und eine Sattelklemme. Dieses Set kostet 1.090 Euro. Alternativ kannst du den „blanken“ Rahmen für 890 Euro kaufen oder das Komplettbike ab 3.980 Euro. Das klingt alles durchaus fair – wirft bei mir jedoch die Frage auf, ob und wie sich Basic Bikes um das Thema Nachhaltigkeit schert? Schließlich sind günstige Preise und bewusster Konsum nicht immer beste Freunde…
Basic äußert sich dazu ganz klar: „Es gehört heute einfach dazu, sich Gedanken zum Umwelteinfluss zu machen, wenn man eine Unternehmung gründet. Das war uns von Anfang an ein wichtiges Thema.“ Klar, wenn man Carbonbikes günstig verkauft, ist das nicht alles super und das Thema Nachhaltigkeit ganz sicher eine Challenge. Basic hat sich aber viele Gedanken gemacht und diese in ihrem „Offenen Manifest von Basic Bikes für Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ zusammengefasst. Für eine „Two-Men-Show“, wie Basic Bikes es ist, durchaus bemerkenswert. Du kannst dir dieses Manifest auf der Webseite von Basic Bikes herunterladen und bist sogar eingeladen, deine Ideen dazu zu äußern.
Zurück zu den Rahmen-Facts. Das Basic Monster steht auf 29-Zoll-Rädern und ist mit dem Boost-Standard ausgestattet. Das heißt: Es nutzt vorn eine Achsbreite von 110 mm, hinten 148 mm. Zusammen mit der „voluminösen“ Gabel ergibt das eine recht bullige, monsterhafte Optik. Plus einigen „Annehmlichkeiten“ aus dem MTB-Bereich. Dazu gehört eine beeindruckende Reifenfreiheit von 2,4 Zoll und die Möglichkeit, eine 30.9er Dropper-Post montieren zu können. Mit 1.760 Gramm für das Rahmenset bleibt das Gewicht dennoch auf dem Teppich. Ganz bodenständig ist auch die Verwendung eines BSA-Innenlagers anstelle von speziellen Pressfit-Lagerschalen. Das ist cool, da es dir die Möglichkeit gibt, das Rad mit günstigem Standard-Kurbelsets, die es an jeder Ecke gibt, aufzubauen. Die sanften Formen und die integrierte Zugverlegung sorgen für eine gefällige Optik des mattschwarzen Monsters mit seinen knalligen Basic-Stickern.
Im Bezug auf die Geometrie sind sportliche Cross-Country Bikes und eher ausdauerorienterte Gravelbikes gar nicht so weit auseinander. Der markanteste Unterschied liegt in der Gabel-Einbaulänge, was irgendwie logisch ist: Der Rahmen ist immerhin für den Einsatz von 100 mm Federgabeln ausgelegt. Damit einher geht ein etwas flacherer Lenkwinkel, als es in klassischen Gravelbikes gängig ist. Dieser beträgt 68,5 Grad. Abgesehen davon könnten viele der Geometriedaten auch in der Tabelle eines „normalen“ Gravelbikes auftauchen. Wie stark die vorhandenen Unterschiede unterwegs spürbar sind – darauf bin ich jedenfalls sehr gespannt!
Der Basic Monster Test – die ersten Eindrücke
Am zweiten Weihnachtsfeiertag ist es soweit: Im strömenden Regen starte ich in meine dritte #festive500-Fahrt und unternehme meine persönliche Monster-Jungfernfahrt. Gut für das Bike: Eventuelles Unbehagen kann ich heute ganz getrost auf das Wetter abwälzen. Doch dazu kommt es zum Glück nicht. Das Monster fährt sich deutlich „unauffälliger“, als es sein Name und seine optische Erscheinung vermuten ließen. In einer „Blindverkostung“ wäre mir, zumindest anhand der Sitzposition, vermutlich nicht aufgefallen, dass ich nicht auf einem normalen Gravelbike sitze.
Der auf die erste Fahrt markanteste spürbare Unterschied kommt ganz von unten: Die breiten Reifen sind natürlich spürbar – und hörbar! Sie surren monoton auf dem Asphalt, rollen aber dennoch gut. Immerhin handelt es sich beim Kenda „Booster“ um einen Cross Country Renn-Reifen, der leicht ist und besonders gut rollen soll. Das scheint jedenfalls auch so zu sein. Unterm Strich behalte ich die erste Fahrt mit dem Monster als angenehm unauffällig in Erinnerung. Das Bike macht, was es soll und die bullige Optik bringt – zumindest für mich – zunächst einmal keine Nachteile mit sich. Sie ist aber offenbar ein Hingucker: Gerade bei eher „klassisch“ anmutenden RadlerInnen registriere ich intensive Blicke, die mir neugierig folgen.
Ein Monster auf Asphalt – ergibt das Sinn?
Das wirklich fiese Wetter in diesem Winter zwang mich dazu, viel auf Asphalt zu fahren. Die Wald- und Wirtschaftswege waren derart aufgeweicht, dass hier lange Zeit kein Vorankommen möglich war. Ist das nicht ärgerlich, wenn man ein Bike wie das Basic Monster testen will? Natürlich war ich neugierig darauf, wie sich dieses Bike im Gelände fährt. Auf der anderen Seite überraschte es mich, wie gut es auch auf Asphalt unterwegs ist. Ich sitze sehr angenehm darauf. Vorn einen Tick höher und somit insgesamt etwas aufrechter, als bei einem „normalen“ Gravelbike. Ich empfinde das eher als angenehm, da ich ja ohnehin schon genug „leide“, um mein #festive500 Ziel zu erreichen.
Im Hinblick auf Komfort auf längeren Fahrten ist das eine gute Eigenschaft des Bikes. Dass die Reifen so breit sind, stört mich kaum. Im Gegenteil: Bei den teilweise nahezu überfluteten Straßen fand ich auch das eher angenehm. Unter feuchten, rutschigen Bedingungen geben solche Reifen einfach mehr Sicherheit. Unter trockeneren Bedingungen muss man aber klar sagen: Wer vorwiegend auf Asphalt unterwegs ist, brauchst solche Reifen natürlich nicht. Die bemerkenswerte Erkenntnis aber bleibt: Die Reifen stören mich auch nicht wirklich.
Monster als Bikepacking-Gefährt?
Die oben genannten Eigenschaften – guter Komfort auf langen Fahrten und komfortable, griffige Reifen – würden das Monster eigentlich als perfektes Bikepacking-Rad prädestinieren. Hier muss ich aber ein paar Einschränkungen machen: Erstens ist der Rahmen sehr kompakt, bietet also wenig Platz für Rahmentasche plus Trinkflasche. Zweitens hat der Rahmen kaum Gewindeösen. Du kannst also keine Anbauteile anschrauben – noch nicht einmal Schutzbleche. Immerhin hat die Gabel Gewindeösen, sodass du hier Cages montieren könntest. Ein gutes Setup zum Bikepacking mit dem Monster könnte also so aussehen: Hinten die Arschbombe, vorn Cages, in der Mitte eine kleine Rahmentasche. Als Alternative zu einem ausgewachsenen Schutzblech finde ich das Ass-Savers „Win Wing“ grandios. Kurz zusammengefasst: Das Basic Monster taugt nicht so sehr als dickes Adventure-Gravel-Reiserad. Wenn du es zum Bikepacking nutzen möchtest, „zwingt“ es dich quasi zum Minimalismus – was ja durchaus auch von Vorteil sein kann. Denn du weißt ja: Es reist sich besser mit leichtem Gepäck!
Endlich: Das Basic Monster Test Bike im Gelände!
Darauf hatte ich lange gewartet: trockenes Wetter und die Chance, mit dem Basic endlich ins Gelände vorzudringen. Als die #festive500 Challenge längst geschafft, die Wege abgetrocknet und die Sonne hinter den Wolken zaghaft hervorgekommen war, plante ich eine schöne MTB-Route durchs Sauerland. Endlich mal kaum Asphalt, dafür viele Waldwege und Trails. Mal schauen, ob das Monster hier hält, was es verspricht!
Ich kann es relativ kurz machen: Ja, das Monster macht seinem Namen alle Ehre! Der flache Lenkwinkel und die voluminösen Reifen sind meiner Ansicht nach die „Hauptschuldigen“ an den sehr guten Offroad-Eigenschaften. Beides zusammen gibt einfach ein entscheidendes Plus an Sicherheit. Wo ich mit einem schmal-bereiften Gravelbike eher „herunter eiere“, kann ich das Monster richtich laufen lassen! Es fühlt sich beinahe an, wie auf einem „richtigen MTB“. Auf jeden Fall fühle ich mich ein bisschen wie John Tomac in den 90ern. Zumindest stelle ich mir vor, dass er sich damals so gefühlt hat.
Es ist ein cooler Mix aus Sicherheit und einer eher aggressiven Körperhaltung, die vor allem durch den Dropbar ermöglicht wird. Natürlich war ich nicht auf künstlich angelegten Downhillpisten unterwegs. Auf den öffentlich zugänglichen Wegen und Trails ist mir aber nichts untergekommen, was ich nicht mit gutem Gefühl dem Monster hätte fahren können. Das ist sicherlich auch meiner Mountainbike-Vergagenheit geschuldet. Ich kann aber sagen: Die Eigenschaften das Basic Monsters sind auch auf schwierigem Untergrund und auf technischen Trails super. Ob das alles sein muss oder theoretisch Sinn ergibt, ist mir mittlerweile völlig egal. Denn eines trifft absolut zu: Das Basic Monster macht mir Spaß!
Basic Monster Gravelbike Test: Gibt es auch negative Aspekte?
Wo Licht ist, gibt es logischerweise auch Schatten. Während meines Basic Monster Tests war es aber eher ein kleines „Schättchen“. Grundsätzlich mag ich die dezente, mattschwarze Optik. Beim Reinigen fand ich sie aber etwas schwierig. Ständig blieben irgendwelche Schlieren oder Fussel vom Lappen sichtbar. Ob das Rahmenfinisch dauerhaft so hübsch bleibt, ich weiß es nicht. Es gibt spezielle Sprays für matte Rahmen – vielleicht hilft so etwas. Ebenso bin ich skeptisch, ob das feine Basic-Logo auf dem Unterrohr lange lebt. Immerhin ließe es sich leicht erneuern, falls es mal nicht mehr hübsch ist. Ein eher feines Haar in der Suppe und rein optischer Natur, aber ich erwähne es trotzdem.
Die oben erwähnten eingeschränkten Befestigungsoptionen am Rahmen sind nur ein Nachteil, wenn du eben viele Dinge an deinem Rad befestigen willst. Mich stört es nicht wirklich, da ich voraussichtlich nicht auf Fahrrad-Weltreise gehen und das Monster auch nicht als Commuting-Bike nutzen will. Andererseits würden ein paar mehr Ösen nicht wirklich stören und die Aufbau-Möglichkeiten deutlich erweitern. Und das war es auch schon: Abgesehen davon hat mich das Monster durchweg positiv überrascht!
Basic Monster Test – mein Fazit
Anfangs war ich sehr skeptisch. Doch dieser Test hat mich überrascht! Und er hat mich überzeugt: Ein Gravelbike mit starken Mountainbike-Einflüssen ergibt durchaus Sinn! Wenn du bevorzugt Offroad unterwegs bist und gern auch mal anspruchsvolle Trails fährst, bietet dir das Monster hohen Komfort und Fahrsicherheit. Andererseits bist du auf glatten Schotterwegen und Asphalt dennoch flott unterwegs. Im Grunde genommen macht das Monster alles, was ein Gravelbike grundsätzlich auszeichnet: Es kombiniert das beste aus zwei Welten, das Beste vom Roadbike und das beste vom MTB. Allerdings liegt der Fokus beim Monster klar auf den Vorzügen, die ein MTB zu bieten hat.
Für wen also ist das Basic Monster das perfekte Bike? Ich würde sagen für alle, die ein besonders robustes, komfortables und geländegängiges Gravelbike suchen und im Gegenzug keinen besonderen Wert auf höchste Effizient im Einsatz auf Asphalt legen. Oder für Leute wie mich: Ich habe gar keine Lust auf ein sportliches Race-Cross-Country-Mountainbike. Mit dem Monster könnte ich in der Dorf-MTB-Gruppe völlig problemlos mithalten, wäre aber trotzdem irgendwie auf einem Gravelbike unterwegs. Unterm Strich verschwimmen hier die Grenzen und es bleibt am Ende ganz einfach auch Geschmacksache. Ob dieses Gravel-Bike-Konzept etwas für dich ist, entscheidest du ganz allein! Ich kann dich nach meinen Erfahrungen dazu ermutigen, den Blick über den Tellerrand zu wagen, falls du wie ich, beim Anblick des Basic Monsters zunächst skeptisch bist.