Wie fühlt sich ein Fabelwesen an, das aussieht wie eine Bergziege, allerdings unterschiedlich lange Läufe hat? Die Firma tune glaubt das zu wissen und nennt ihr neues Lenkerband nach dem Dahu. Wir haben mal genau hingefühlt, um zu sehen, ob sich die Haut eines Fabelwesens als Lenkerband eignet.
Features
Bleiben wir mal objektiv: Es ist ein Lenkerband. Eines von unzähligen anderen Teilen am Fahrrad. Welche Funktionen soll es schon erfüllen? Das Lenkerband ist eben nicht irgendein Teil am Fahrrad, sondern das einzige, mit dem wir permanent direkt Kontakt haben, wenn wir nicht gerade Handschuhe tragen. Deswegen ist es für das Wohlbehagen während einer Tour sogar ziemlich wichtig. Das Dahu Lenkerband von tune hat neben der Länge von 2,05 Metern doch ein paar Special-Features. Es ist zum einen ziemlich dick, mit 3,5 mm Stärke. Zum anderen ist es mit 186 g auch noch schwerer als viele andere Lenkerbänder. Was es außerdem noch von der Masse abhebt, ist die antibakterielle Oberfläche. Zusammen mit der leicht perforierten Oberfläche ergibt das eine ganz deutliche Zielgruppe: Radfahrer, die gern lang und intensiv fahren und denen Komfort vor Gewicht geht.
Lieferumfang und Preis
Um gleich mal den Elefanten im Raum beziehungsweise das Dahu anzusprechen: tune ist nicht dafür bekannt, besonders günstige, dafür aber sehr hochwertige Produkte herzustellen. Das spiegelt sich natürlich normalerweise im Preis wider. Umso überraschter waren wir, als wir die unverbindliche Preisempfehlung von nur 21,90 Euro sahen. Sicher immer noch kein Kampfpreis, aber auch lange nicht im Lenkerband-Luxus-Segment einzugruppieren.
Woran das liegen könnte, wird beim Lieferumfang klar. Die Verpackung ist an Unglamourösität (andere würden es Schlichtheit nennen) kaum zu überbieten. Eine einfache Plastiktüte mit Zippverschluss. Grundsätzlich eine gute Sache, nicht zu viel Energie in eine Verpackung zu stecken – jetzt noch ohne Plastiktüte, dann wäre das glatt vorbildlich. In der Tüte jedenfalls lassen sich die üblichen Utensilien finden, jedenfalls fast. Zwei Rollen Lenkerband, zwei kleine Streifen Lenkerband (zum Verstecken der Schalt-Brems-Hebel-Klemme), zwei schwarze Klebestreifen (für den Abschluss kurz vor der Klemmung) und ein wundervoller Aufkleber von tune. Das wars! Was fehlt? Eigentlich haben wir wie bei 98 Prozent aller anderen Lenkerbänder noch Lenkerendstopfen erwartet. Die waren nicht dabei, sind aber natürlich separat zu erwerben für stattliche 38,50 Euro. Dafür bekommst du dann aber auch hochwertige, wiederverwendbare Endstopfen, die besser und vor allem langlebiger sein dürften, als die üblichen Kunststoff-Pfropfen.
Wickeln
Die Montage des Dahu Lenkerbands von tune gestaltet sich richtig einfach. Das Material aus Polyurethan ist sehr flexibel und schmiegt sich an den Lenker regelrecht an. Wir mussten sogar aufpassen, das Band nicht zu fest an den Lenker zu schnallen. Es lässt sich nämlich ganz gut in die Länge ziehen. Aber aus Erfahrung wissen wir: Wer zu straff wickelt, der wickelt bald nochmal. Das Lenkerband wird dann nämlich zu steif und der Komfort geht komplett verloren. Besonders, wenn das Lenkerband zu kurz ist, wird gezogen was das Zeug hält, um sich danach doppelt zu ärgern. Beim Dahu Lenkerband von tune ist das überhaupt nicht notwendig. Es ist ausreichend lang für alle üblichen Lenkerbreiten. Was ein wenig enttäuschend war, ist das mitgelieferten Klebeband für den Abschluss am Oberlenker. Es wirkt ziemlich starr und hat für uns nicht funktioniert.
Beim Fahren
Nun kommen wir aber zum Eingemachten: wie fährt sich die Dahu-Haut? Das Dahu Fabelwesen glänzt mit Anpassungsfähigkeit an seine Umgebung und das Gleiche gilt auch für das Lenkerband von tune. Gleich vom ersten Kontakt an hat es uns richtig gut gefallen. Es trägt schon wirklich dick auf. Da lässt sich nicht drum herumreden, man hat das Gefühl ordentlich was in der Hand zu haben. Wer vorher ein dünneres Lenkerband drauf hatte, der muss sich vermutlich an den fetten Griff erstmal kurz gewöhnen. Die 3,5 mm sorgen aber nicht nur für ein voluminöses Gefühl beim Zupacken, sie verringern tatsächlich alle Vibrationen spürbar. Es wäre zu viel zu sagen, dass man in den Griff hinein sinkt, aber es fühlt sich schon so an sehr geschmeidig an.
Dieses Gefühl der Elastizität ist ganz besonders im Unterlenker spürbar. Durch das nach unten bringen des gesamten Oberkörpers wirkt mehr Druck auf die Hände. Mit dem Dahu Lenkerband liegt es sich in den Drops richtig entspannt und bequem. Leider büßt man durch dieses große Maß an Komfort das Gefühl der Agilität ein wenig ein. Natürlich ist dieser Trade-Off aus Sportlichkeit vs. Komfort bei vielen Bauteilen am Fahrrad zu spüren, angefangen beim Rahmen, aber hier fühlt man ihn besonders deutlich. Nützlich ist das aber an anderer Stelle, nämlich im Offroad-Segment. Dort lassen sich sehr viele Erschütterungen mit dem tune Dahu Lenkerband abfedern. Deswegen macht es unserer Meinung nach dort auch am meisten Sinn. Aber auch auf sehr langen Touren hat uns die Haut des Dahu sehr gutgetan.
Fazit
Wer ein komfortables Lenkerband sucht, dass am Gravel Bike ebenso Sinn macht, wie am Endurance Renner, der sollte sich definitiv mit dem Dahu auseinandersetzen. Wem der Sinn nach direktem Fahrgefühl und Leichtbau steht, der sollte nach einem anderen Lenkerband Ausschau halten. Für unseren Einsatzzweck (Gravel und Asphalt Touring) ist das Dahu von tune optimal und wir werden es auf jeden Fall noch länger auf unseren Höckern lassen.