Vecnum freeQuence Test Gefederter Vorbau

Martin Donat

Vecnum freeQence Test: gefederter Vorbau am Gravelbike?

Endurance Rennrad, Gravelbike, Zubehör

Federgabel vs. gefederter Vorbau

Eine Federgabel am Gravelbike? Das ist nichts für mich. Ich denke dann immer: Es geht wieder von vorn los. Wie damals in den 1990ern, als wir unsere Mountainbike Hardtails mit den ersten gefederten Gabeln aufrüsteten. Ein Gravelbike rappelt eben, Punkt?! Deswegen wäre dieser Vecnum freeQence Test beinahe gar nicht zustande gekommen. Denn mit dem Prinzip gefederter Vorbau konnte ich auf den ersten Blick ebenso wenig anfangen. Zumal die Idee dazu ja wirklich nicht neu ist. Ich gab der Sache jedoch gedanklich eine Chance. Denn ich stellte fest, dass ein Vorbau mit Federung im Gegensatz zur Federgabel am Gravelbike Vorteile mit sich bringt. Allem voran gefiel mir die Tatsache, dass sich optisch an meinem Bike fast nichts verändern würde.

Vecnum freeQence Test Vorbau
Der Vecnum freeQence Test Vorbau ist hochwertig und wird aus einem Alublock gefräst. Optisch fügt er sich gut ins Gesamtbild von Martins Gravelbike ein.

Natürlich sprechen auch ein paar echte Fakten für das Prinzip gefederter Vorbau. Oder, um konkret zu werden: Für den gefederten Vorbau Vecnum freeQence, der mir Ende letzten Jahres zum Testen angeboten wurde. 30 mm Federweg bietet das edel gefräste Stück Aluminium, rund zehn davon stellt er als Negativfederweg zur Verfügung. Von außen sieht man nur das massiv wirkende Parallelogramm. Die Magie der Federung ist gut versteckt im Inneren. Wobei diese Magie bewusst simpel gehalten wurde: Im Parallelogramm, dessen Bewegungen wartungsfreie Gleitlager und robuste Titanachsen sicherstellen, befinden sich ebenso wartungsfreie Spezialelastomere. Diese sind sowohl für die Federung als auch für die Dämpfung zuständig.

Mit anderen Worten: Technisch betrachtet, ist der Vecnum Vorbau extrem simpel. Das ist für mich der größte Vorteil gegenüber einer Federgabel: Noch einen „Stressfaktor“ in Form von pflegebedüftiger Technik brauche ich echt nicht. Abgesehen davon ist das gute Stück viel leichter (rund 287 Gramm) und günstiger, als hochwertige Federgabeln für den Graveleinsatz. „Gravel“ ist übrigens nicht das Einzige, was der Vecnum freeQence Vorbau kann: Grundsätzlich lässt er sich ins Reiserad genau so einbauen, wie in ein Rennrad.

Vor- und Nachteile von Federgabel und gefedertem Vorbau

Pro Federgabel

  • ausgereifte, präzise und effiziente Technik
  • feines Ansprechverhalten
  • meist einstellbare Dämpfung
  • Federung „direkt am Rad“

Contra Federgabel

  • relativ schwer
  • technisch relativ aufwendig
  • Warungs-/pflegeintensiv
  • relativ teuer
  • optisch zumindest am Gravelbike gewöhnungsbedürftig

Pro gefederter Vorbau von Vecnum

  • zuverlässige, einfache Technik
  • im Vergleich deutlich leichter (287 Gramm laut Hersteller, von uns bestätigt)
  • im Vergleich zu einer ähnlich hochwertigen Federgabel deutlich günstiger
  • optisch vergleichsweise unauffällig
  • kaum Wartungs- und Pflegeaufwand

Contra gefederter Vorbau von Vecnum

  • federt „nur am Lenker“
  • technisch einfache Elastomerfeder/Reibungsdämpfung
  • im Vergleich zu einem normalen Vorbau sehr bullige Optik

Vecnum freeQence Test: Das Video

Vecnum freeQence – gefederter Vorbau im Detail

Die groben Fakten sind schnell erzählt. Der Vecnum freeQence entspricht im Wesentlichen den „ganz normalen“ Maßen, die jeder andere Vorbau zu bieten hat. Er bedient den gängigen Standard: Der Vecnum freeQence passt auf 1 1/8 Zoll messende Gabelschäfte und klemmt Lenker mit einem Klemmdurchmesser von 31,8 mm. Es gibt den Vorbau in drei Längen: 90 mm, 105 mm oder 120 mm.

Allen Ausführungen gemein ist das eigentlich Besondere des Vecnum Vorbaus: 30 mm Federweg. Dieser ist so ausgelegt, dass – richtig aufs Fahrer:innengewicht abgestimmt – etwa 10 mm davon als Negativfederweg zur Verfügung stehen. Das heißt: Der Vecnum Vorbau federt nicht nur ein, wenn du zum Beispiel über eine Wurzel fährst. Sondern er kann auch ausfedern, wenn du zum Beispiel durch ein Schlagloch fährst. Somit gleicht er in gewissem Maße auch „negative“ Schläge aus – zumindest theoretisch.

Vecnum freeqence
Martin hat den Vecnum Vorbau den Winter über unter „allerfeinsten“ Gravel Bedingungen ausgiebig getestet.

Wie funktioniert der gefederte Vecnum freeQence Vorbau?

Das Prinzip ist denkbar einfach: Anstelle eines steifen Rohrs besitzt der Vorbau eine Parallelogramm-Konstruktion, welche die Auf-/Abwärtsbewegung von 30 mm ermöglicht. Das Besondere dabei: Der Lenker bewegt sich auf einer senkrechten Linie hoch oder runter. Viele gefederte Vorbauten „drehen“ um einen Punkt. Der Lenker macht bei solchen Systemen eine Kreisbewegung, was sich vor allem mit Dropbars befremdlich anfühlen kann. Beim Vecnum Vorbau soll das nicht so sein.

Gefederter Vorbau von Vecnum: Einstellung mit 3 mm Inbus
Gefederter Vorbau von Vecnum: Er lässt sich ganz einfach mit einem 3 mm Inbusschlüssel auf das Fahrer:innen Gewicht einstellen.

Damit der Vorbau sich kontrolliert bewegt, benötigt er – wie eine Federgabel – eine Feder sowie Dämpfung. Beides übernimmt ein „Hightech Elastomerkörper“, wie Vecnum sagt. Dieser ist im Inneren des Parallelogramms untergebracht und von außen überhaupt nicht zu sehen. Nur die Einstellschraube kann man erspähen, wenn man auf der rechten Seite zwischen die Parallelogrammteile lugt: Dort kannst du die „Federhärte“ mit einem 3 mm Inbusschlüssel stufenlos einstellen. Der Vorbau lässt sich auf Fahrer:innen von 50 bis 120 kg abstimmen, so Vecnum.

Vecnum freeQence – der Einbau

Zum Einbau ist nicht viel zu sagen. Der wichtigste Schritt erfolgt am Anfang – zumindest bei der 90 mm Version. Denn logisch: Wo sich etwas bewegt, muss der Platz dafür gegeben sein. Da der 90 mm Vorbau sehr kompakt ist, musst du sicherstellen, dass auch voll eingefedert nichts am Rahmen oder am Steuersatz anschlägt. Mit der beigelegten Prüflehre aus Holz ist das schnell erledigt. Anschließend ist der Vecnum Vorbau ebenso schnell montiert, wie seine ungefederten Gegenstücke. Auf der rechten Seite zwischen dem Parallelogramm lässt sich noch die Federhärte einstellen wie bereits oben erwähnt. Ich lasse sie erst einmal auf „weich“ und lege lieber los mit meiner Tour.

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Dank der offenen Klemmung ist der Vecnum Vorbau super schnell montiert.

Gefederter Vorbau: Die Fahreindrücke

„Unauffällig“ ist eine gute Beschreibung für meinen ersten Eindruck. Unterwegs merkt man erst einmal nicht viel vom Vecnum Vorbau. Das ist positiv, denn:

  • der Vecnum Vorbau federt kontrolliert und den Schlägen angepasst ein sowie aus
  • es gibt kein spürbares Wippen (auch wenn man im Wiegetritt eine ganz leichte Bewegung sehen kann), keine nervigen Nebeneffekte
  • der gefederte Vorbau fühlt sich auch im Wiegetritt steif an
  • es findet keine Geometrieveränderung statt. Sprich: Du merkst im Grunde nichts davon, wenn der Vorbau einfedert.

Die paar Gramm mehr im Vergleich zum leichten Carbon-Vorbau merkt man schlichtweg nicht. Außer man ist Weight-Weenie mit siebtem Sinn für jedes Gramm. Selbst optisch betrachtet fügt sich der schwarze Edel-Vorbau unauffällig ins Gesamtbild meines Bikes ein. Wobei ich sagen muss: Ich finde die Optik des 90-mm-Vorbaus deutlich gefälliger als die der beiden längeren Versionen. So weit, so gut. Die spannende Frage ist aber: Merke ich denn etwas von der Federung? Natürlich achtet man am Anfang besonders darauf, ob sich vorn etwas bewegt. Und das macht es: Ob kleine oder größere Schläge, das Parallelogramm ist quasi permanent in Bewegung.

Trotzdem darfst du kein Aha-Erlebnis erwarten, als ob man keinerlei Schläge mehr spürt. Es sind „nur“ 30 Millimeter. Diese vollbringen keine Wunder. Sie sorgen aber dafür, dass all die ermüdenden Belastungsspitzen, die Gravelwege, Schlaglöcher oder Wurzeltrails zu bieten haben, entschärft werden. Es rappelt trotzdem und das ist auch gut so. Vor allem auf langen Touren ist der Effekt erst so richtig spürbar – denn du bleibst einfach etwas länger „entspannt“.

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Im Winter war der Effekt vom gefederten Vorbau an manchen Tagen besonders deutlich spürbar: Wenn draußen alles gefroren ist, rüttelt es besonders kräftig.

Das ist natürlich ohne High Tech Gerät schwer messbar. Vecnum spricht von bis zu 75 Prozent Reduzierung von Vibrationen und Schlägen. Ob das wirklich so ist, weiß ich nicht. 75 Prozent klingt viel, danach fühlt es sich nicht an. Ein kleines Aha-Erlebnis habe ich trotzdem: Zum direkten Vergleich habe ich zwischendurch mal wieder auf den normalen Carbon-Vorbau umgebaut. Und ich war durchaus beeindruckt, wie sehr ich die nicht mehr vorhandene Federung plötzlich spüre! In diese „Richtung“ verläuft der Test deutlich eindrucksvoller. Und er macht deutlich: Ja, der Vecnum Vorbau bewirkt etwas.

Spätestens dann ist klar: Der Vecnum freeQuence ist ein tolles Hilfsmittel für alle, die keine technisch aufwendige, schwere und teure Federgabel wollen, aber sich dennoch eine komfortablere Gravelbike Front wünschen. Mehr Komfort für weniger Geld und mit geringerem Zusatzgewicht geht nicht. Übrigens: Vecnum ist eine deutsche Firma, die von der Entwicklung bis zur Produktion alles im schönen Allgäu erledigt. Dieser gefederte Vorbau ist also auch eine nachhaltige Anschaffung.

Vecnum freeQence: Wartung und Reparaturen

Zu diesem Zeitpunkt kann ich nicht von selbst gemachten Erfahrungen berichten. Ich wage dennoch eine kurze Einschätzung. Erst mal sei erwähnt, dass Vecnum eine deutsche Firma ist, die ihren Sitz im Allgäu hat. Dort befinden sich die Entwicklung und die Montage. Nur wenige Arbeitsschritte am gefederten Vorbau finden nicht unter dem eigenen Dach statt. Der Vorbau wird aus dem vollen Alublock gefräst. Es kommen hochwertige Schrauben, langlebige Titanachsen und robuste Gleitlager zum Einsatz.

vecnum vorbau gefederter vorbau 2 | lifeCYCLE Magazine
Alles am Vecnum Vorbau wirkt robust und hochwertig. Klar kann trotzdem mal was kaputtgehen – aber in diesem Fall sind wir optimistisch, dass das Teil lange hält. Und selbst wenn nicht: Vecnum kommt aus dem Allgäu und verspricht besten Service.

Grundsätzlich erfreut sich der Vecnum freeQence Test Vorbau also hochwertiger Materialien, einer hohen Qualität und einer einfachen, wartungsfreien Technik. Wenn trotzdem etwas kaputtgeht oder verschleißt, verspricht Vecnum: „Sollte es nach intensiver Nutzung zu einem Verschleiß kommen, können die entsprechenden Teile einfach ausgetauscht werden.“ Meine Einschätzung dazu: Der Vorbau wirkt extrem robust und haltbar.

Wenn was passieren sollte, glaube ich Vecnum, dass Sie sich darum bemühen, den edlen Vorbau wieder ans Laufen zu bekommen. Immerhin war die Initialzündung zur Gründung von Vecnum im Jahr 2016 der Wunsch danach, alles selber in der Hand zu haben. Höchste Qualitätsstandards, Kontrolle über die Ersatzteilversorgung und schnelle Umsetzung sind laut eigener Aussage wichtige Eckpunkte der Unternehmensphilosophie.

Vecnum freeQence Test Fazit

Nach wie vor bin ich persönlich der Meinung, dass ich am Gravelbike keine Federgabel haben möchte. Auch beim Vorbau war ich zunächst skeptisch. Allerdings sind die „negativen“ Aspekte vom gefederten Vecnum Vorbau kaum zu sehen und gar nicht zu spüren. Im Gegenzug bekomme ich zwar keinen krassen, aber dennoch einen spürbaren Komfortgewinn. Und da spricht – gerade auf langen Graveltouren – nun wirklich gar nichts dagegen. Wenn du also oft Offroad unterwegs bist und/oder auf langen Touren Probleme mit deinen Händen beziehungsweise deiner Oberkörpermuskulatur hast, kann der Vecnum freeQence eine sehr sinnvolle Option für dich sein!

4 Gedanken zu „Vecnum freeQence Test: gefederter Vorbau am Gravelbike?“

  1. Servus Stephan,
    danke für deinen Test und die nachvollziehbaren Erfahrung. Ich habe ein Cowboy 3 erstanden, bin extrem beeindruckt von meinem Stadtflitzer, da es ein Ersatz für mein Auto und meinen Motorroller sein wird, und erwäge auch diesen Vorbau zu testen.

    Dein Test hat mich überzeugt und auch die Tatsache, dass es ein kleiner Betrieb ist. Das unterstütze ohnehin am liebsten.

    Liebe Grüße aus Wien, Nerijus

    Antworten

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