Oberbürgermeister Boris Palmer und Regierungspräsident Klaus Tappeser zusammen mit zahlreichen Zuschauer*innen bei der Eröffnung der Ann-Arbor-Brücke. Foto: Anne Faden

Martin Donat

Fahrradstadt Tübingen: Wie eine Stadt die Verkehrswende anpackt

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Unterwegs zur Verkehrswende: Warum Tübingen jetzt im Fokus steht

Die Fahrradstadt Tübingen ist ein Vorbild für viele deutsche Kommunen. Hier zeigt sich: Radverkehr ist machbar, sicher und komfortabel. Unter anderem lernt Tübingen von Utrecht und zeigt gleichzeitig selbst, wie moderne Stadtplanung für das Rad aussehen kann. Wenn du dich für die Verkehrswende interessierst, findest du hier viele konkrete Ideen, wie man den Wandel gestaltet. Dabei geht es nicht nur um Infrastruktur, sondern auch um eine neue Haltung: Radverkehr darf nicht länger die Ausnahme sein, sondern muss zur selbstverständlichen Option für den Alltag werden.

Mehr Menschen aufs Rad zu bringen, ist nicht nur ein ökologisches Ziel. Es geht auch um Platz, Gesundheit, Lärm und Lebensqualität. Tübingen hat erkannt, dass die Verkehrswende viele Vorteile bringt und damit die Stadt lebenswerter macht – für alle.

In diesem Video erfährst du allerlei über die Verkehrswende in Tübingen und darüber hinaus. Unser Filmtipp passend zum Blogbeitrag.

Die Niederlande als Inspiration: Utrecht zeigt, wie es gehen kann

In Utrecht fahren mehr als die Hälfte der Menschen mit dem Rad. Das liegt nicht nur an der Kultur, sondern an gezielter Planung. Breite Radwege, getrennte Verkehrsflächen und ein riesiges Fahrradparkhaus machen das Radfahren attraktiv. Genau das haben auch Stadtplaner aus Tübingen erkannt. Bei einem Besuch vor Ort konnten sie erleben, wie sinnvoll Ampelschaltungen, Leitsysteme und Komfortzonen für Radfahrer funktionieren.

Tübingen übernimmt diese Ideen und passt sie auf die eigenen Gegebenheiten an. Ziel ist es, dass sich Menschen auf dem Rad sicher fühlen – zu jeder Tageszeit, bei jedem Wetter. Wenn Eltern sagen: „Hier würde ich mit meinen Kindern fahren“ – dann ist die Infrastruktur gelungen. Denn Sicherheit und Selbstverständlichkeit sind die Basis für mehr Radverkehr. Vertrauen in die Planung entsteht nicht über Nacht. Es wächst mit jeder gelungenen Strecke, jedem sicheren Abstellplatz und jeder durchdachten Verbindung.

Gerade dieser Blick über den Tellerrand kann eine wirksame Strategie sein. Es lohnt sich, zu schauen, wie andere Städte Herausforderungen gelöst haben. Verkehrsplaner, Stadtplaner und Bürgermeisterinnen sollten sich trauen, sich inspirieren zu lassen: von Utrecht, von Kopenhagen oder eben auch von Tübingen. Wer gute Lösungen sehen will, muss sie sich manchmal einfach anschauen.

Fahrradstadt Tübingen: Investitionen, die sich lohnen

Keine andere Stadt in Deutschland investiert pro Kopf so viel in den Radverkehr wie Tübingen. 79 Euro pro Jahr sind es aktuell. Zum Vergleich: Berlin gibt rund 5 Euro aus. Mit dem Geld entstehen neue Radwege, Brücken und eine moderne Radstation am Hauptbahnhof. Die Station bietet 1.100 Stellplätze, eine Werkstatt, eine Waschstation und sogar inklusive Arbeitsplätze. Das zeigt: Radverkehr ist mehr als nur Fortbewegung. Er kann soziale Wirkung entfalten.

Ein weiteres Prestigeprojekt ist die beheizte Radbrücke West. Sie zeigt, wie durchdachte Infrastruktur Komfort und Sicherheit fördert. Im Winter bleibt sie eisfrei, ohne dass Streusalz eingesetzt werden muss. Das spart langfristig Kosten und erhöht die Lebensdauer. Zusätzlich profitiert die Umwelt: weniger Salz im Grundwasser, weniger Reparaturen am Bauwerk.

Auch kleinere Maßnahmen zählen: bessere Beleuchtung, kluge Beschilderung oder Reparaturstationen unterwegs. Es ist die Summe dieser Elemente, die den Unterschied macht. Denn wer täglich mit dem Rad unterwegs ist, achtet auf Details. Und genau diese Details entscheiden oft, ob das Rad die erste Wahl bleibt.

Radfahren muss einfach sein: Der Mensch steht im Mittelpunkt

Die Stadtplaner in Tübingen wissen: Nur wenn das Radfahren einfach und bequem ist, steigen mehr Menschen um. Dazu gehören auch klare Wegführungen, Vorfahrt für Radler im Kreisverkehr und breite Spuren, auf denen man nicht gedrängt wird. Selbst S-Pedelecs mit 45 km/h dürfen vielerorts die Radwege nutzen – ein Novum in Deutschland.

Wichtig ist auch das Zusammenspiel mit anderen Verkehrsformen. Die neue Infrastruktur ermöglicht schnelles Umsteigen vom Rad auf den Zug. So wird das Radfahren zur echten Alternative, auch für längere Strecken. Dank E-Bikes und Radschnellwegen kann Pendeln auf zwei Rädern komfortabel sein.

Eine durchdachte Radpolitik berücksichtigt aber auch soziale Aspekte. Wer kein Auto besitzt oder nicht fahren kann, braucht sichere Wege und gute Verbindungen. Barrierefreiheit, Sichtbarkeit und Erreichbarkeit sind daher zentrale Themen. Die Fahrradstadt Tübingen zeigt, dass sich das Rad hervorragend in einen modernen, inklusiven Stadtverkehr einfügen lässt.

Fahrradstadt Tübingen inspiriert: Was andere Städte lernen können

Inzwischen reisen Delegationen in die Fahrradstadt Tübingen, um sich ein Bild zu machen. Die Stadt beweist: Eine echte Fahrradstadt ist keine Utopie. Mit klaren Zielen, guter Planung und dem Willen zur Umsetzung kann jede Stadt den Wandel schaffen. Die vielen Beispiele zeigen: Wer konsequent handelt, kann in wenigen Jahren viel bewegen.

Fahrradstadt tübingen? Das neue fahrradparkhaus am bahnhof ist ein weiterer schritt dahin! Nicht ganz so imposant wie in utrecht, aber gar nicht schlecht!
940 Fahrradstellplätze stehen seit Juli 2023 in der Tiefgarage am Hauptbahnhof Tübingen rund um die Uhr zur Verfügung. 256 davon befinden sich in einem abgeschlossenen Bereich, der nur per Chip zugänglich ist. Foto: Universitätsstadt Tübingen

Dabei geht es nicht um das Entweder-oder. Auch Tübingen kennt Zielkonflikte, etwa zwischen Rad- und Fußverkehr. Doch man sucht Lösungen, die beiden gerecht werden. Der Kern bleibt: Mehr Platz für das Fahrrad bedeutet mehr Lebensqualität für alle. Die Stadt wird leiser, sauberer und entspannter.

Nicht zuletzt entstehen durch neue Wege und Projekte auch neue Arbeitsplätze. Sei es im Bau, in der Wartung oder im Servicebereich rund ums Rad. So wird aus der Verkehrswende auch ein wirtschaftlicher Impuls. Tübingen zeigt, wie man mit Weitblick und Mut eine lebenswerte Zukunft gestalten kann.

Fazit

Die Fahrradstadt Tübingen zeigt: Die Verkehrswende ist machbar. Mit Engagement, guten Ideen und dem Mut zur Veränderung kann jede Stadt den Radverkehr stärken. Wer sich inspirieren lassen will, sollte den Blick nach Tübingen richten – und anfangen, zu planen. Früher musste man dafür vielleicht bis nach Utrecht fahren, heute reicht auch ein Besuch im Schwabenland.

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