Carla Cargo Test – der Schwerlast-Anhänger für Fahrräder

Wer oder was ist diese Carla Cargo? Carla Cargo ist ein Fahrradanhänger. Aber nicht irgendeiner. Carla Cargo ist für die richtig dicken Dinger. Und wir reden hier nicht von zwei Kisten Wasser oder ’nem Sack Zement. Darüber lacht Carla Cargo nur verschmitzt. Carla Cargo fängt an Sinn zu machen, wenn du über richtige Lasten nachdenkst. Bis zu 150 Kilogramm Zuladung sind drin – das spricht wohl für sich. Um das zu tragen, bedarf es einer großen Ladefläche und einer robusten Konstruktion. Funktioniert dieses Transportmonster im Alltag? Hier ist unser Carla Cargo Test.

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Ein amtliches Gespann!

Für den normalen Einkauf und generell für Alltagsbesorgungen ist dieser Anhänger ganz gewiss überdimensioniert. Der/die ein oder andere mag sich schon fragen, wie man bloß auf die Idee kommt, so ein Monstrum zu entwickeln. Die Antwort auf diese Frage liefert die Geschichte von Carla Cargo. Die Idee ist der „solidarischen Landwirtschaft Gartencoop Freiburg“ entsprungen. Deren Mitglieder mussten ihr Gemüse herumfahren und wollten dafür möglichst das Fahrrad benutzen. Da es aber um etwas größere Mengen ging, musste auch ein etwas größerer Hänger herbei. Den gab es nicht. Und so wurde getüftelt. Das Ergebnis wurde per Crowdfunding zum Geschäftsmodell und steht nun hier vor uns.

Die unterschiedlichen Anhänger Modelle

Carla Cargo gibt es in zwei Varianten: mit E-Motor und ohne. Die Unterschiede sind schnell definiert: Das Modell mit Motor besitzt im vorderen Rad einen Nabenmotor, der mit bis zu 250 Watt unterstützt, sofern man nicht schneller als 25 km/h unterwegs ist. Dazu besitzt „eCarla“ einen dicken Akku und ein paar elektrische Kabel, die zum Trittfrequenzsensor der Zugmaschine führen. eCarla gibt es mit „normalem“ 36V Akku oder mit einem leistungsstarken GreenPack, der mit 48V und 1.400 Wh richtig „was unter der Haube“ hat. Apropos: 4.990 Euro beziehungsweise 6.590 Euro kosten die Modelle mit Antrieb. Beide sind insbesondere für „Zugmaschinen“ ohne zusätzlichen E-Antrieb gedacht.

Deutlich erschwinglicher ist die Carla ohne E. Sie kostet 2.949 Euro und kommt ohne den ganzen Elektro-Schnickschnack aus. Dafür muss man sie aus eigener Kraft antreiben, was je nach Topografie und/oder Beladung ein E-Bike als Zugmaschine zum perfekten Partner macht. Wenn man vorwiegend in der Ebene unterwegs ist oder eher sperrige als schwere Ware transportiert, funktioniert sie aber natürlich auch mit reinster Muskelkraft.

Neben diesen Unterschieden haben beide Modelle auch einiges gemeinsam: Zum Beispiel die Maße der Ladefläche (156 cm x 65 cm) oder die Nutzlast von 150 Kilogramm beziehungsweise von 200 Kilogramm, wenn man den Hänger als Handwagen nutzt. Ja richtig: Das geht auch. Weiterhin haben beide Hänger eine mechanische Auflaufbremse, die verhindern soll, dass am Antriebsrad die Beläge durchglühen. 20 Zoll Laufräder, ein Nabendynamo fürs Licht und natürlich eine Zulassung laut StVO gehören ebenfalls zu den gemeinsamen Attributen der Familie Carla. Und noch etwas: Wie für Lastenräder gibt’s auch für Lastenanhänger Förderprogramme. Um zu checken, wie die zurzeit gestaltet sind, lohnt sich vorm Kauf immer ein Blick auf cargobike.jetzt, wo du Infos zur Carla Cargo Förderung findest.

Unsere Test-Carla

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Im Green Pack steckt richtig Elektropower!
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Per Nabenmotor treibt sich Carla selbst an.

„Unsere“ Carla ist eine mit E und das satt: Aufgrund der fordernden Testbedingungen haben wir nicht nur einen leistungsstarken GreenPack Akku im Gepäck, sondern gleich vier. Das bringt schonmal eine ordentliche „Vorbelastung“ auf den Hänger, denn ein Akku wiegt knapp neun Kilogramm. Samt Ladegeräte haben wir also schonmal locker 40 Kilo Gepäck dabei. Was haben wir bloß vor damit? Du erfährst es weiter unten… Diese eCarla Cargo gehört der Halle1 der westfälischen Hochschulen in Gelsenkirchen. Dieses „MakerSpace“-Projekt hat sich unter anderem intensiv der nachhaltigen Mobilität verschrieben und wir sind wirklich dankbar, dass wir eCarla so intensiv testen durften. Die Halle1 ist ein echt cooles Projekt, von dem wir uns beim Abholen des Hängers direkt einen kleinen Eindruck verschaffen konnten. Dort haben wir eCarla dann auch an unser unmotorisiertes Bullitt gebaut. Der Trittfrequenzsensor war schnell montiert und es konnte gleich losgehen.

Testfahrt & Testbedingungen

Wie schon erwähnt, war unser Test etwas ganz Besonderes. Wir haben eCarla im Rahmen der Schokofahrt getestet, die im Frühjahr 2020 aufgrund der Corona Pandemie ein wenig anders durchgeführt wurde als normalerweise. Die Schokofahrt ist eigentlich ein Happening: Unzählige Radler fahren vorwiegend mit Cargobikes nach Amsterdam, um dort bei den Chocolatemakers Schokolade abzuholen, deren Rohstoffe bereits emissionsfrei per Segelschiff aus der Karibik nach Amsterdam befördert wurden. Die letzte Meile per Fahrrad sorgt dafür, dass die Schokolade eine tatsächlich nahezu emissionsfrei transportierte Leckerei ist. Doch in diesem Jahr war alles anders, denn Radtouren in der Gruppe und über Landesgrenzen hinweg waren schlichtweg nicht möglich.

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So schön kann Einkaufen sein…

Der Plan B sah vor, dass sehr wenige Radfahrer sehr viel Schokolade abholen. Und wir durften ein Teil dieses Schokotransports sein. Wir machten uns also auf, um beinahe Nonstop aus dem Ruhrgebiet nach Amsterdam und zurück zu fahren. Die Daten dieser Fahrt in aller Kürze: Zwei Tage, mehr als 500 Kilometer und rund 120 Kilogramm Schokolade. Wenn das mal nicht ein ordentlicher Test ist, oder?

Gute Carla – Schlechte Carla: Der Carla Cargo Test

Das hat uns gut gefallen…

  • Die Montage ist wirklich einfach. Die Kupplung ist in Sekundenschnelle an der Sattelstütze montiert und selbst der Trittfrequenzsensor passte auf Anhieb. Dafür muss man allerdings die Kurbel abnehmen und eine kleine „Signalscheibe“ für den Sensor installieren. „Mal eben schnell“ von einem Rad aufs andere wechseln ist also nicht unbedingt drin. Wenn man mehrere Bikes hat, kann man aber an jedes eine solche Signalscheibe montieren und dann recht schnell wechseln.
  • Mittels kleinem Daumenhebel aktiviert man die Anfahrhilfe, die spürbare Entlastung bringt. Der Hebel lässt sich leicht montieren, könnte nur gern etwas „wertiger“ wirken.
  • Das Gespann lässt sich super entspannt fahren. Im Grunde merkt man kaum etwas von dem langen, schweren Hänger. Selbst der Bremsweg bleibt ziemlich unverändert. Einzig an sehr schmalen Durchfahrten muss man etwas aufpassen.
  • Die Reichweite mit einem GreenPack ist sagenhaft: 175 Kilometer schafften wir auf der Hinfahrt nach Amsterdam. Dabei ist zu bedenken, dass der Hänger nicht leer, sondern bereits mit mehr als 40 Kilo Akkus sowie allerlei Reiseutensilien beladen war. Voll beladen (also 40 Kilo Akkus plus 120 Kilo Schokolade) brachten wir es immer noch auf knapp 130 Kilometer. Selbst, als wir die Anfahrhilfe häufig als „Dauerfeuer“ benutzten (zum Beispiel bergauf oder bei Gegenwind), packte ein Akku 80 Kilometer und mehr.
  • Der Hänger lässt sich auch als Handwagen nutzen. Das ist zum Beispiel praktisch, um ihn von der Laderampe zum Fahrrad zu schieben. Oder unterwegs, wenn man abkuppeln muss, um durch eine Absperrung zu manövrieren.
  • Die Ladekapazität ist der Wahnsinn. Wer Carla hat, braucht nun wirklich kein Auto mehr.
  • Es macht richtig Spaß damit zu fahren und das Gespann ist ein echter Hingucker. Wer gern mit anderen über sein Gefährt ins Gespräch kommt, wird Carla ganz besonders lieben.

Das fanden wir nicht so gut…

  • Wenn der Hänger leer ist, klappert er ziemlich laut. Wir würden fast sagen: Beladen liegt er besser auf der Straße, als leer.
  • Hin und wieder nervte die Bremse etwas durch Schleifgeräusche. Wir vermuten, dass die mechanische Auflaufbremse sich irgendwie verhakt hat und dazu führte. Einmal ruckartig bremsen hat das Problem, das zudem eher selten auftrat, beseitigt.
  • Der Anhänger ist halt einfach groß. Das kann hin und wieder zu kleineren Problemen führen, zum Beispiel im Fall von Absperrungen. Dann ist Abkoppeln angesagt, was natürlich nervt. Streng genommen ist das aber eher ein Problem des Radwegs, nicht des Anhängers…
  • Der Anhänger ist halt einfach groß! Das ist toll, wenn man große, schwere Sachen transportieren will. Tatsächlich kommt das aber im privaten Alltag eher selten vor. Von daher ist die Investition für den ganz normalen Privathaushalt eher fragwürdig. Ganz anders sieht es aus, wenn man sich so einen Hänger mit anderen teilt. Als Nachbarschafts-Anhänger oder im Rahmen eines (freien) Lastenradprojekts ist Carla einfach ein echter Kracher!

Fazit

Wir waren ja schon vom Potenzial eines Lastenrads total begeistert. Carla Cargo setzt noch einen drauf – das hat unser Carla Cargo Test bewiesen. Wer jetzt immer noch meint, er brauche ein eigenes Auto, dem ist nicht zu helfen. Bis auf das Klappern im Leerzustand und leichtes Verbesserungspotential bei der Auflaufbremse gibt es echt nichts zu meckern. In Kombination mit einem unmotorisierten Lastenrad plus GreenPack Akkus ergibt sich ein unschlagbares Schwerlast-Team für den städtischen Transport und – für Motivierte – auch für Überlandfahrten.

1 Gedanke zu „Carla Cargo Test: Fahrradanhänger für schwere Lasten“

  1. Schön, dass du das entdeckt hast. Aber du warst nicht der erste mit Bullitt + Carla bei der Schokofahrt in Amsterdam. Aus Marburg waren schon 2 mal (1x mal sogar mit 2 Carlas) und einmal aus Hamburg (Leihgabe aus Marburg) welche unterwegs ;-P

    Übrigens, die Grenze mit 150 kg liegt an der Kupplung, die nur 200 kg aushält; da der Hänger selbst 50 kg wiegt gehen nur noch 150 kg drauf. Als Handwagen gehen 250 kg drauf.

    Das Problem gibt es auch wenn du 2 Carlas hintereinander machst, s.
    https://www.cargobikeforum.de/forum/index.php?attachments/gespann2-jpg.14851/

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