Vor allem die „Powerstraps“ sind eine Neuerung, die ich so im Bike Bereich noch nicht gesehen habe. Mit diesen Straps werden alle Vaude Bikepacking Produkte am Bike fixiert. Dabei handelt es sich um dehnbare Kunststoff-Straps, die sich sehr schnell und sicher anbringen lassen. Etwas nervig sind nur die Enden der Straps, die man entweder mit viel Geduld irgendwie in irgendeine Ritze fummeln kann, oder sie einfach überstehen lässt, was vor allem optisch nicht schön ist. Abgesehen davon funktionieren die Straps aber gut und sind eine stabile und schonende Alternative zu Klett-Bändern, die zudem einfach in der Handhabung (Reinigung!) sind.
Bei allen Vaude Bikepacking Taschen kommen wasserdichte Packsäcke zum Einsatz, die mittels Wickelverschluss verschlossen werden. Das geht schnell und ist im Prinzip praktisch. Allerdings muss man darauf achten, die Taschen nicht zu vollzustopfen, denn man muss schon ein paarmal wickeln, damit die Wasserdichtigkeit gewährleistet ist. Außerdem ist es gar nicht so einfach, die Luft aus den Taschen zu bekommen. Ein Luftventil wäre hier sehr hilfreich. Last but not least ist zu erwähnen, dass diese Packsäche sehr leicht sind.
Typisch Vaude wird möglichst umweltfreundliches Material verwendet, man kommt ohne PVC und PFC aus und hat trotzdem ein wasserdichtes Produkt. Das Preis-/Leitungsverhältnis ist sehr gut.
Die Packliste: Isomatte, Schlafsack, Zelt, Handtuch, Erste Hilfe Kit, Kosmetik-Tüte, Regenjacke- und Regenshorts, Pulli, Hose, Socken und Unterhose für „danach“, Ersatzschlauch, Kettenöl, Schaltzug, Tool, Flickzeug, Pumpe, Powerbank, Ladekabel, Front- und Rücklicht, Kamera
Alle Taschen werden mittels dieser „Powerstraps“ befestigt. Die Inspiration dafür holte sich Vaude beim Heliskiing.
Die meisten „herkömmlichen“ Gurte kommen mit solchen praktischen Klett-Enden, die für eine aufgeräumte Optik sorgen.
Satteltasche
Vaude Bikepacking Satteltasche „Trailsaddle“
Facts
Preis: 100 Euro
Gewicht: 350 g
Volumen: 12 Liter
Wasserdicht: ja
Verschluss: Wickelverschluss
Befestigung: „Powerstraps“ und Zurrgurte
Die Vaude Bikepacking Satteltasche funktioniert mit einer Art „Käfig“, der an Sattel bzw. Rahmen befestigt wird und der den eigentlichen Transportsack aufnimmt. Dieser ist aus umweltfreundlichem, PVC-freiem Planen-Material gefertigt, soll vollständig wasserdicht sein und fasst 12 Liter. Per Wickelverschluss ist er einfach und effektiv zu packen. Mit verschiedenen Zurrgurten wird der Sack fixiert und an Ort und Stelle gehalten.
Die Montage ist recht einfach. An Bikes mit viel Platz (z.B. Mountainbikes) funktioniert die Montage besonders gut. Der Käfig ist dank integrierter Metallschiene sehr steif und kann so sehr effektiv an Rahmen und Sattelstütze festgezurrt werden. An Bikes mit wenig Platz (z.B. kleine Gravelbikes) muss man die Schiene oben recht stark biegen, sodass sie unterhalb des Sattels abknickt. Das funktioniert auch, ist aber insgesamt etwas fummelig. Vor allem die Gurte, die durch die Sattel-Rails geführt werden müssen, bekommt man dann nur mit Fingerspitzengefühl an den Ort ihrer Bestimmung. Nun wird der „Sack“ eingesetzt und einmal alles festgezogen. Das funktioniert sehr gut, das ganze System hält richtig gut und wackelt unterwegs wenig.
Der Sack ist schnell herausgezogen und kann so mit ins Schlaflager genommen werden. Da er jedoch den Umwelteinflüssen ausgesetzt ist, kann es sein, dass man einen Haufen Dreck mit nimmt. Das ist bei innen liegenden Säcken wie bei Topeak in der Handhabung schöner. Der Wickelverschluss ist einfach und effektiv, allerdings darf man nicht zu voll packen, sonst ist die Wasserdichtigkeit nicht garantiert. Mit Zelt und Isomatte ist die Tasche schon gut voll. Um alles zu verstauen, musste ich noch einen Pulli mit reinquetschen, was schon beinahe etwas zu viel des Guten war.
Alles in allem ist die Vaude Bikepacking Satteltasche eine durchdachte, solide Lösung, die vor allem mit ihrer robusten und stabilen Befestigung punktet. Bei gutem Wetter ist der Sack eine schöne Lösung. Bei schlechtem Wetter funktioniert er auch, allerdings ist die Handhabung dann nicht mehr so lupenrein.
Windschnittig: Der fixe Rahmen hält alles in Form.
Der Packsack kann einfach herausgezogen werden. Gut erkennbar: Aufgrund von Platzmangel muss die Schiene hinten am Käfig stark gebogen werden, damit alles passt.
Bei kleinen Gravelbikes wird es ganz schön eng – hier musste ich ganz schön quetschen.
Rahmentasche
Vaude Bikepacking Rahmentasche „Trailframe“
Facts
Preis: 75 Euro
Gewicht: 180 g
Volumen: 8 Liter
Wasserdicht: ja
Verschluss: Wickelverschluss
Befestigung: „Powerstraps“ und Zurrgurte
Mit der Trailframe Tasche verfolgt Vaude ein gänzlich anderes Prinzip, als die Mitbewerber. Während die anderen auf Taschen mit fester Form setzen, kommt bei Vaude ein Packsack mit Wickelverschluss zum Einsatz, dessen Form recht flexibel ist und über dessen Größe über den flexiblen Verschluss einfach angepasst werden kann. Mit seinen 8 Litern Fassungsvermögen hängt Vaude die meisten vergleichbaren Produkte zumindest auf dem Papier deutlich ab.
Die Montage mittels „Powerstraps“ ist wirklich einfach, auch wenn ich irgendwie nicht so recht weiß, wohin mit den überstehenden Enden der Straps. Allerdings ist die Tasche bzw. der Sack extrem unförmig. Irgendwie bekomme ich ihn in den Rahmen gequetscht, wirklich schön ist das Ergebnis aber nicht. Vor allem aber herrscht in der Tasche das Chaos. Denn man „wirft“ im Grunde alles einfach oben rein, an ein geordnetes Packen ist nicht zu denken. Das ist natürlich vor allem dann ein Problem, wenn man empfindliche Teile, wie eine Kamera verstauen will. Dafür ist diese Tasche eigentlich nicht geeignet. Ich hoffe mal, dass Vaude noch eine passende Oberrohr-Tasche bringt. Ein weiteres Problem ist, dass die Form der Tasche keinerlei Begrenzung kennt. Je nachdem, wie die „Ladung“ sich setzt, kann es passieren, dass sich die Tasche stark zu den Seiten ausbeult, sodass man beim Pedalieren mit den Beinen daran schleift. Ein einzelnes Teil aus der Tasche zu fischen, ohne alles auszuräumen, ist nahezu unmöglich.
Die größte Stärke der Vaude Bikepacking Rahmen Tasche ist ihre große Flexibilität. Irgendwie bekommt man sie in jedes Bike. Das große Packvolumen kann man kaum nutzen, ohne die Form der Tasche ins Absurde zu führen. In der Handhabung finde ich sie recht umständlich.
Irgendwie geht es schon – wirklich ordentlich sieht das aber nicht aus. Vorteil: diese Tasche bekommt man in so gut wie jeden Rahmen.
Auch an der Rahmentasche stellen sich die Powerstraps als einfache aber effektive Lösung heraus.
Lenkerrolle
Vaude Bikepacking Lenkerrolle „Trailfront“
Facts
Preis: 90 Euro
Gewicht: 700 g
Volumen: 19 Liter
Wasserdicht: ja
Verschluss: Wickelverschlüsse
Befestigung: „Powerstraps“ und Zurrgurte
Bei der Trailfront Bikepacking Tasche setzt Vaude auf Bewährtes und nutzt die Kombination aus „Rückenplatte“ und Packsack. Dazu gibt es allerlei Abstandhalter und Gurte, mit denen man das Gepäck in Form bringen und fixieren kann. Auch hier kommt die wasserdichte Plane zum Einsatz, Wickelverschlüsse sollen die Ladung trocken halten.
Die Montage der Frontroll verläuft wie gewohnt. Es ist ein bisschen fummelig, bis alles sitzt, dann macht es aber einen guten Eindruck. Der Packsack bietet Platz für meinen Schlafsack, Regenbekleidung und den Kosmetikbeutel, dann wird es auch schon eng zwischen meinem Rennradlenker. Dank Klett an der Rückseite des Sacks ist die Fixierung durch die Rückenplatte besonders einfach. Allerlei Gurte sorgen dafür, dass das Paket bombensicher sitzt. Theoretisch könnte man außen noch etwas befestigen, ich ziehe es aber vor, mit den übrigen Gurten lieber die Rolle selbst zu sichern, damit während der Fahrt auch wirklich nichts verrutscht. Alles in allem macht diese Kombo einen guten, durchdachten Eindruck und gibt keinen Grund zu Beanstandungen.
Übrigens: Ich habe diese Taschen direkt bei Vaude abgeholt und mir gleich noch die Firma angeschaut. Die Geschichte dazu samt Interview mit Bikepacking Produktmanager Rafael Erath findest du im neuen lifeCYCLE Magazin.
Dank allerlei Gurte und der stabilen Rückenplatte sitzt die Frontroll sicher und verrutscht nicht.
Ein extra „Schnapper“ sorgt dafür, dass man die aufgerollten Enden der Tasche von den Bremsgriffen wegziehen kann – ein sinnvolles Detail, gerade an schmalen Rennradlenkern. Wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob das so gedacht ist;) Aber es funktioniert.
Hallo Martin,
laut auf den Bildern im Internet ist die Rahmentaschen mit der Wicklung nach vorne zu installieren. Fände ich persönlich auch besser, da der Verschluss bei Regen nicht dem Hinterrad ausgesetzt ist. Hast du eventuell ein Vorserienmodell bekommen?
Die Satteltasche habe ich mir jetzt auch zu gelegt. Leider ist die überhaupt nicht ordentlich zu befestigen, ohne das der Sack beim Fahren ins Schlenkern gerät. Die beiden Riemen lockern sich beim Fahren in den Schnallen. Das ist bei anderen Hersellern wie Revelate viel besser gelöst.
Viele Grüße
Olaf
Hi Olaf,
ja das mit der Rahmentasche ist so eine Sache. Da sie so variabel (man könnte auch sagen „unförmig“) ist, ist ihre Befestigung nicht wirklich vorgegeben. Grundsätzlich hast du Recht: Schnalle nach vorn würde Sinn machen. In meinem Rahmen passte es aber so definitiv besser, weshalb ich es so gemacht habe. Durch das Wickeln war es dicht. Probleme mit Schmutz hatte ich nicht wirklich…klar, der Schnapper wird dreckig, den kann man aber schnell abwischen. Dafür passte es so gut in den Rahmen, auch in Kombination mit der Trinkflasche…
Mit Gewackel der Satteltasche hatte ich keine Probleme. Ich schätze mal, dass das wohl davon abhängt, wie das Ganze letztendlich am Rad befestigt wird. Da gibt es ja durch verschiedene Platzverhältnisse und Rahmen/Sattelformen durchaus unterschiedliche Möglichkeiten… Die Schnallen haben bei mir tatsächlich sehr gut funktioniert und sich nicht gelöst… Aber ich gebe dir Recht: insbesondere Revelate hat da bewährte und wackelfreiere Lösungen im Programm.