Downhiller auf Abwegen: Wyn Masters beim Supercross München
Ein bisschen überrascht waren wir dann doch, als wir Worldcup Profi Wyn Masters im Münchner Olympiapark trafen, wo am vergangenen Wochenende ein Lauf zum Deutschlandcup Cross stattfand. Aus zweierlei Hinsicht: erstens ist der gemeine Downhillfahrer nicht gerade intensiv mit den eher schmalbereiften Disziplinen des Radsports verbündelt. Zweitens kommt Wyn aus Neuseeland und irgendwie gibt es nicht viele Gründe, die uns einfallen, weshalb man seine Zeit in München verbringen sollte, wenn sich das Jahr stramm dem Ende entgegen neigt, der Herbst vor der Tür steht und man auch in den neuseeländischen Sommer flüchten könnte. Grund genug also, Mr. Masters mal auf den Zahn zu fühlen.
Solange der Kurs ein bisschen technisch ist, bin ich mir sicher, dass ich meine Downhill Fahrtechnik nutzen kann. Und bestimmt auch ein bisschen Fourcross-Technik. Das wird auf jeden Fall interessant!
Wyn Masters, GT Downhill Worldcup Profi
Tatsächlich ist Wyn noch niemals ein Crossrennen gefahren. Gerade bekam er von seinem Sponsor GT ein „Grade“ Crossrad überreicht, das er interessiert begutachtet. Am Ende ist es doch auch nur ein Fahrrad und Wyn wirkt ziemlich sicher, dass er hier Spaß haben wird. Und dass ihm seine Downhillskills helfen werden. Das zeigt sich schon im Training: er ist so ziemlich der Einzige, der alle typischen Cross Hindernisse einfach überspringt und hier eine Menge Zeit spart. „Hier habe ich einige Fahrer überholt. Dummerweise sind sie danach auf der Geraden wieder an mir vorbei gezogen“. Besonders viele können das im Qualilauf letzten Endes nicht gewesen sein. Genau genommen war es einer: Wyn wird am Samstag im Vorlauf zweiter. Yeah!
Warum Crossen so cool ist…
Warum ist Crossen so cool und warum kann hier einfach jeder Spaß haben? Jeder, der es mal probiert hat, kennt die Antwort: es macht einfach Spaß! Und gerade im Winter ist es eine tolle Alternative. Für Downhillfahrer bzw. Mountainbiker im Allgemeinen ist es eine tolle Möglichkeit, auch ohne Rennrad und Asphalt die Ausdauer zu trainieren. Für Rennradfahrer ist es eine gute Brücke, sich ins Gelände zu wagen und trotzdem den eher schmalen Reifen und dem gebogenen Lenker treu zu bleiben. So treffen die Welten aufeinander. Sozusagen ein interdisziplinärer Winterspaß für mehr Toleranz auf zwei Rädern.
Dazu kommt, dass man im Winter fast überall ein großes Angebot an Veranstaltungen vorfindet. Theoretisch kann man jedes Wochenende ein Crossrennen fahren und in der Regel gibt es auch eine Hobbyklasse, so dass man in den Sport schnuppern kann, ohne dass vorher schon klar ist, dass man hinter den Lizenz-Profis als letzter im Ziel ankommt. Cross Rennen sind in der Regel sehr kurz (30-60 Minuten) und das Startgeld ist in der Regel überschaubar. So kann man sich ohne großen Aufwand total verausgaben, eine intensive Trainingseinheit absolvieren oder einfach eine Stunde lang riesigen Spaß haben.
Das Supercross Rennen in München ist eines der Highlights der Cross Saison. Dennoch ist die Veranstaltung familiär und der Rahmen eher überschaubar. Die Kulisse des Olympiastadions ist in jedem Falle ein echtes Highlight. Besonders, wenn das Wetter so fantastisch ist, wie am Wochenende. Ok, es war ganz und gar kein typisches Crosswetter aber wer wird sich schon über Sonne und 20 Grad beschweren?
Cross Premiere für die Aluminati
Wir waren auch vor Ort. Und zwar mit den „Aluminatis“, unserem von Cannondale supportetem Team bestehend aus Alex, Tim und Katrin. Die drei sind ebenfalls noch nie ein Crossrennen gefahren und wir waren ebenfalls sehr gespannt, was und hier erwartet. Ihr Arbeitsgerät für dieses Wochenende (und die folgende Wintersaison): ein Cannondale „CaadX 105 SE“, ein günstiger Allround-Gravel-Crosser, der wie geschaffen scheint für Abenteuer in der kalten, dunklen Jahreszeit.
Im Gegensatz zu Wyn Masters waren die Aluminati jedoch für die Team-Staffel angemeldet: das ist ein Team Event am Samstag Abend, bei dem die Fahrer im Staffel-Modus in die Abenddämmerung sprinteten. 9 Runden Vollgas! Durchaus unterhaltsam und definitiv anstrengend, auch wenn Ausdauer-Spezialist Alex nach drei Runden Vollgas irgendwie noch nicht richtig ausgelastet war. Am Ende zählte aber ohnehin nicht das Ergebnis, sondern das Erlebnis: und das war toll! Es war eine neue Erfahrung, wir hatten viel Spaß und sind nebenbei auch noch Rad gefahren. Was will man mehr?
In diesem Sinne: check die Termine, melde dich auf dem Crossrennen um die Ecke an und entdecke eine tolle Disziplin, die nicht umsonst Winter für Winter Radsportler unterschiedlichster Disziplinen zusammen bringt.