Heute fahre ich mal mit dem Rad. Lasse das dumme Auto stehen, das Wetter ist so gut. So kann ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Ja, so war das früher. Bevor ich beschloss, ohne Auto klar zu kommen. „Weg mit der Karre, das muss auch ohne gehen“ – mein Beschluss stand fest. Denn wenn ich mal so recht überlegte: Kaum, dass ich im Auto saß, war ich gestresst. Es musste noch nichtmal stressig sein. Als wäre ich konditioniert darauf: Auto ist gleich Stress. Vielleicht gibt es Menschen, denen ihr Auto Sicherheit und Entspannung gibt. Ich gehöre nicht dazu. Ich nutze meine Zeit gern sinnvoll und das ist im Auto per se nicht möglich.
Vom Hobby zum Verkehrsmittel
Anders auf dem Fahrrad. Das Fahrrad war für mich, wie für die meisten, ein Hobby. Qualitäts-Zeit. Etwas, das man aus Spaß tut und nur dann, wenn man Lust darauf hat. Das hat sich mein Hirn gemerkt. Sobald ich auf dem Rad sitze, ist Feierabend, Wochenende, Pause im Kopf. Und heute, auf dem Weg zum Zahnarzt, ist mir mal aufgefallen: An dem Tag, an dem ich dem Auto tschüss sagte, entschied ich mich auch dazu, dass ich nie wieder das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden würde. Denn das Nützliche ist ab sofort immer auch das Angenehme. Wenn ich mit dem Rad irgendwo hin fahre, ist jede Sekunde der Anfahrt, die zuvor verschwendet war, hochwertigst genutze Lebenszeit. Besser geht’s ja wohl nicht, oder?
Wenn ich das letzte halbe Jahr Revue passieren lasse muss ich feststellen, dass ich noch nicht eine Sekunde lang dieses Geld-vernichtende Ungetüm aus Stahl vermisst habe, das aufs Jahr gesehen nur durch Rumstehen so viel Geld kostet, wie ein richtig schönes Fahrrad. Klar, das funktioniert sicher nicht für jeden. Aber ich glaube, es würde für viel mehr Menschen gut funktionieren, als man so denken mag.