komoot und Umweltschutz

Martin Donat

komoot und Naturschutz: Wie nachhaltig ist die Routenplanung mit der nutzerstarken Outdoor Plattform?

Komoot, Nachhaltig leben: Tipps & Infos

komoot und Naturschutz: Sieht die Online Plattform sich in der Verantwortung?

lifeCYCLE: Natur erleben und Natur schützen ist oft ein heikles Thema. Einerseits ist es toll, wenn Menschen die Natur erleben, denn dann entsteht automatisch das Bedürfnis, sie zu schützen. Andererseits erscheint es uns oft absurd, mit welchen Mitteln dieses Naturerlebnis oft herbeigeführt wird. Zum Beispiel: Lange Auto- oder Flugreisen. Oder das massenhafte Befahren von Gegenden, die man lieber in Ruhe lassen sollte, bloß weil es da so schön ist.

Eine Plattform wie komoot (hier geht’s zu unserer komoot-Anleitung) spricht Millionen von Menschen an und motiviert sie, in die Natur zu fahren. Insofern sehen wir hier viel Potenzial, aber auch eine große Verantwortung. Daher steige ich direkt mal mit der ersten Frage ganz allgemein ein: Würdet ihr das bisher Gesagte so unterschreiben? Sehr ihr euch da auch in einer gewissen Verantwortung?

Betty: Komoot hat es sich zur Aufgabe gemacht, mehr Menschen für Aktivitäten in der Natur zu begeistern, egal ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Bewegung in der Natur wirkt sich positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit aus. Mit den Informationen, die wir unseren Nutzer*innen dabei bereitstellen, schaffen wir eine Grundlage für Menschen, die Natur, in der sie sich bewegen, besser kennenzulernen und dies verantwortungsbewusst zu tun.

Wir stellen fest, dass komoot von Nutzer:Innen vor allem am Wohnort verwendet wird, da wir lokale Highlights und Touren vorschlagen, die viele Nutzer:Innen noch nicht kennen. Hierdurch entdecken inzwischen Millionen von User:Innen in Deutschland ihre eigene Umgebung neu und sind draußen aktiv. Die wohnortnahe Erholung trägt zur Entzerrung des Besucherdrucks und zu geringeren Anreisewegen bei.

Komoot und naturschutz im komoot interview
Nationale Naturlandschaften und komoot arbeiten bereits seit 2022 eng zusammen. Der regelmäßige Austausch führte dazu, dass wertvolle Hinweise zu Schutzgebieten direkt in den Routenplaner integriert werden.

Nationale Naturlandschaften, komoot und Naturschutz: Was steckt dahinter?

lifeCYCLE: Ihr habt kürzlich bekannt geben, dass ihr Partnerschaften mit den Nationalen Naturlandschaften eingeht, um eure User für komoot und Naturschutz zu sensibilisieren, das Naturbewusstsein zu schärfen. Könnt ihr bitte kurz zusammenfassen, was dieses Programm beinhaltet?

Betty: Wir stehen seit Jahren mit einzelnen Naturschutzgebieten im stetigen Austausch und seit einigen Monaten auch mit den Nationalen Naturlandschaften, was sich nun als offizielle Partnerschaft manifestiert hat. In den Jahren der Zusammenarbeit haben wir unser Produkt verbessert. Die Hinweise zu Abschnitten, auf denen das Radfahren verboten ist und die Hinweise zu Naturschutzgebieten, wurden durch gemeinsame Gespräche entwickelt.

Darüber hinaus schulen wir Naturschutz-Mitarbeiter zur Nutzung von OpenStreetMap und zur aktiven Besucherlenkung auf komoot. Positiv wahrnehmen können wir, dass die daraus resultierenden Inhalte besonders beliebt sind und Nutzer:Innen nach offiziellen Touren in den Nationalparken, Naturparken und Biosphärenreservaten suchen.

lifeCYCLE: Wir fragen uns, ob darüber hinaus nicht weitere Maßnahmen in Bezug auf komoot und Naturschutz denkbar beziehungsweise sinnvoll wären. Zum Beispiel: Wäre denkbar, dass gewisse Bereiche gesperrt werden zum Beispiel fürs Anlegen von Highlights? Beziehungsweise dass man Highlights in sensiblen Bereichen ganz genau beobachten und unter Umständen „zensiert“, um komoot Nutzer:innen gar nicht erst irgendwo hinzulocken? Oder widerspricht das zu stark dem Community-Gedanken?

Betty: Wir schlagen grundsätzlich nur Touren auf dem zugänglichen Wegenetz vor. Auch wenn ein Highlight fünf Meter vom Weg entfernt liegt, finden Planung und Navigation auf dem Wegenetz statt. Wenn ein Highlight zu weit abseits eines Weges liegt, wird es auf der Karte nicht angezeigt. Automatisierungen sind hier nicht geplant. Highlights, die zum Beispiel gemeldet werden, weil ein falsches Bild angezeigt wird, werden manuell bearbeitet.

lifeCYCLE: Wenn ich eine Tour wie diese hier anklicke, fällt mir sofort der Anfahrt-Tipp mit dem Pkw auf. Wäre es nicht generell im Sinne von komoot und Naturschutz viel cooler, die Anfahrt per Pkw mehr oder weniger zu „verbannen“ und stattdessen die Anfahrt mit der Bahn zu propagieren? Die meisten Touren kann man doch entsprechend anlegen. Vielleicht sogar mit einer automatischen Standardfunktion: „Anfahrt mit den Öffis planen“?

Betty: Wenn Nutzer:Innen über komoot nach Touren suchen, können sie über das Filtersystem bereits auswählen, dass die Tour mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein soll. Die Auswahl an Touren mit Startpunkt an einer Bahn- oder Bus-Station, die von komoot vorgeschlagen werden, ist vielfältig. Prinzipiell führt der als Anfahrt-Tipp hinterlegte Link zu Google Maps, wo die Anreise ebenfalls mit öffentlichen Verkehrsmitteln geplant werden kann.

Komoot und umweltschutz und bahn
Komoot und Naturschutz: Wäre es nicht cool, wenn man die Anfahrt zum Start einer Route direkt aus der komoot App heraus per Bahn buchen könnte?

komoot und die Bahn: ein perfektes Match?

lifeCYCLE: Wäre die Bahn nicht ein toller Partner? Ich stelle mir eine neue Serie von Collections vor: Großartige Micro-Adventures mit dem 49-Euro-Ticket …

Betty: Eine Integration von bahn.de ist nicht geplant. Wer sich für Micro-Abenteuer mit Bahn und Rad inspirieren lassen will, findet einige schöne Beispiele auf dem komoot Profil der DB Regio.

lifeCYCLE: Wie seht ihr den E-Bike-Trend? Wir werden zumindest dann skeptisch, wenn das E-Bike erst mal auf den dicken SUV geladen wird, um damit dann hoch auf den Berg zu fahren, den man sonst nie erreicht hätte, um dort die einsamen Trails zu bevölkern …

Betty: Es gibt ein schönes Research Paper aus 2020, woraus hervorgeht, dass der Besitz eines E-Bikes zum verminderten Transport mit dem Auto führt, vor allem im urbanen Raum. Vereinzelt wird die Aussage über E-Biker auf Trails hoch am Berg stimmen, die Masse ist es sicher nicht.

komoot Daten für die Stadtplanung?

lifeCYCLE: Zu dem Thema komoot und Naturschutz fällt uns noch eine spannende Frage ein: Ihr sammelt ja zwangsläufig ohne Ende Daten über die Bewegung eurer User:innen und deren Transportmittel. Im Prinzip müsstet ihr doch in der Lage sein, auszuwerten, wie das Verhalten der User sich verändert. Also zum Beispiel: Fahren mehr Leute über irgendwelche Trails, seit es E-Bikes gibt? Oder aber auch: Wie entwickelt sich die Benutzung von Fahrrädern im urbanen Bereich, beispielsweise fürs Commuting? Ist das nicht spannend? Oder macht ihr so was bereits? Das könnte ja sogar für die Stadtentwicklung und Verkehrsplanung sehr spannend sein …

Betty: Es ist unsere Mission bei komoot, Menschen überall Outdoor Erlebnisse zu ermöglichen. Nutzer- und Bewegungsdaten verwenden wir ausschließlich, um unser Produkt zu verbessern, die Routenplanung zu optimieren und Nutzer*innen noch schönere Touren vorschlagen zu können. Wir geben Nutzer- und Bewegungsdaten nicht an Dritte weiter.


lifeCYCLE: Was fällt euch sonst noch ein, um
eure Plattform komoot und Naturschutz perfekt miteinander zu verknüpfen?

Betty: Wie viele andere Cloud-basierte Dienste, arbeiten wir mit Amazon Web Services (AWS), welche auf dem Weg sind, CO2-neutral zu werden und bis 2025 komplett auf erneuerbare Energien umzustellen. Wir entwickeln unser Produkt kontinuierlich weiter und streben an, noch umfangreichere Informationen zur Verfügung zu stellen, um es Nutzer:Innen zu ermöglichen, Outdoor Erlebnisse so bewusst und nachhaltig wie möglich zu gestalten. Die Zusammenarbeit mit Nationalparken und anderen Naturschutz-Partnern werden wir weiterführen und die aktive Besucherlenkung mit ihnen ausbauen. Auch unterstützen wir diverse Organisationen wie Trash Free Trails oder Shift Cycling Culture, mit denen wir in mehreren Märkten gemeinsam Aktivierungen mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein umsetzen.

lifeCYCLE: Danke für das Interview, Betty. 🙂

2 Gedanken zu „komoot und Naturschutz: Wie nachhaltig ist die Routenplanung mit der nutzerstarken Outdoor Plattform?“

  1. Hallo Lifecycle,
    ein spannendes Thema für ein Interview!
    Eure Fragen waren gut, die Antworten von komoot überwiegend Wischi-Waschi und ausweichend. Eben typisch für einen kommerziellen Anbieter, dessen Ziel das Erreichen möglichst vieler Kunden ist, um die eigenen Gewinne zu maximieren.
    Hier wünsche ich mir, dass ihr beim Interviewpartner weiter bohrt, wenn die Frage nicht auf den Punkt beantwortet wird.
    Wenn das nicht geschieht, wünsche ich mir von euch noch eine Stellungnahme zu dem Interview, in der ihr eure Meinung (und Forderungen) noch einmal deutlich herausstellt.
    Passiert das nicht, bleibt nach dem Lesen eines solchen Interviews ein schaler Geschmack, der bei Wiederholung die Lust auf Mehr schwinden lässt!
    Beste Grüße aus der Mitte, ab auf’s Rad!
    Martin

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  2. Hallo,
    ja, hier wurde nur mit Phrasen auf konkret gestellte Fragen geantwortet. Da gebe ich dem Martin mit seinem Kommentar vollkommen recht. Aber ich denke, das war so offensichtlich, dass das jeder Leser selbst gemerkt hat auch ohne dass das von Lifecycle nochmal hervorgehoben werden musste.
    Viele Grüße
    Thomas

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