Kolumne

Racespaß beim Crossrennen auf der Cyclingworld in Düsseldorf

Der Schnee ist geschmolzen, die Offseason vorbei. Und somit eigentlich auch die Cross-Saison. Nicht so in Düsseldorf: Hier verabschiedeten sich rund 70 Fahrer auf einem anstrengenden Rundkurs am Rande der „Cyclingworld“-Fahrradmesse von der schmutzigsten Zeit des Jahres. Einer davon war lifeCYCLIST Martin.

15 Grad, blauer Himmel, kurze Bekleidung. Dass ich das noch erleben darf. Vor drei Tagen der letzte Frost, jetzt Frühlingsgefühle pur. Und ich sitze, wo auch sonst, auf dem Rad. Die Beine sind noch schwer von gestern, als der erste warme Tag des Jahres mich zu deutlich mehr Rad fahren verleitete, als es hinsichtlich des heutigen Programms sinnvoll gewesen wäre aber scheiß drauf – Rad fahren geht immer. Also: Ich rolle gemeinsam mit Jost und Hendrik über die Wuppertaler Nordbahntrasse und durchs wunderschöne Neandertal nach Düsseldorf. Dort ist die Cyclingworld, eine sympatische Messe, bei der es mal hauptsächlich ums Radfahren geht und das Business im Hintergrund bleibt. Das alte Industriegelände, auf dem die Messe stattfindet, liefert eine tolle Kulisse. Und eine ziemlich große Brachfläche. Viel zu schade, um sie nicht irgendwie zu nutzen. Und was könnte man dort besser machen – ihr ahnt es schon – als Rad zu fahren.

Biehler cyclocross cyclingworld crossrennen düsseldorf
Das Areal Böhler stellte die durchaus charmante Location für Messe und Rennen

Cross Rennen auf der Cyclingworld

Genauer gesagt: Es wird gecrosst! Das Gelände ist wie geschaffen dafür und wurde von Fachkräften aus dem Sauerland entsprechend in Form gebracht. Inklusive Mountainbike-Pumptrack ergab das eine ziemlich lustige aber auch verdammt anstrengende Runde, die es später im Rennen 45 Minuten lang zu beackern gilt.

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Auf dem Pumptrack, Bestandteil auch der Crossstrecke, konnten ein paar Mountainbike-Skills nicht schaden
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Im „Training“ funktionierte das irgendwie. Im Rennen blieb Martin die Luft weg – keine Power mehr fürs Springen 😉
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Tiefer Sand war hier und da eine kraftraubende Herausforderung. Doch wer schnell sein wollte, musste reintreten!

Als ich am Start stehe, bin ich eigentlich schon total fertig. Dann geht es los. Der „Race-Schalter“ wird umgelegt und mein Hirn beginnt systematisch, die Schwachstellen des nachgeschalteten Körpers zu ignorieren. Schwere Beine? Vergesst es, jetzt wird gekeult! Ganz besonders in der ersten Runde. Wir wollen uns ja schließlich vorn einreihen und keine Aufholjagd starten. Die Folge, wie immer: Schon nach einer halben Runde fühle ich mich, als ob ich jeden Moment vom Rad falle. Soll ich einfach die Runde zu Ende Bolzen und dann klammheimlich von der Strecke verschwinden? Ein reizvoller Gedanke. „Nichts da“ – meldet sich das Hirn nach erfolgter Analyse der Situation und merkt an, dass es lange nicht so schlimm ist, wie es sich anfühlt. „Noch 40 Minuten, das ist doch wohl ein Witz“!

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Die erste Runde. Noch im großen Feld und schon außer Atem…

Ist es im Grunde auch. Wäre das hier eine lustige Radtour und kein Crossrennen im Vollgasmodus. Ok, eine Runde geht noch. Zu meiner Überraschung werde ich nicht überholt, sondern kann selber noch den ein oder anderen Platz gut machen. Was keineswegs bedeutet, dass ich mich besser fühle. Bis zur Hälfte des Rennens fühlt es sich an, als würden die Zeit still stehen und die Beine platzen während im Untergrund die Lunge pfeifft. Gefühlte 40 Grad und der Staub von der Strecke machen es nicht besser aber ich habe beim besten Willen nicht die Kraft, zur Trinkflasche zu greifen.

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Ein schöner Kurs war es, denn die Jungs von Turbomatik de gebaut hatten. Allerdings war es auch ein verdammt anstrengender Kurs über weichen Wiesen- und Sandboden.

Und auch gar keine Zeit: Da ist ein Fahrer, der eingeholt werden will. Da ist eine Sandpassage, die durchgeballert werden muss. Und da ist der Pumptrack, an dem die Zuschauer stehen und an dem man bitte gut auszusehen hat. Erst danach ist Zeit zum Verschnaufen, auch wenn ich dadurch zum Kraftsparen den Sprung über die beiden quer liegenden Bäume wegrationalisieren muss. Zum Glück sieht keiner meine 1a Absprung-Radschulter-Aufsprung-Technik.

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Man konnte auch durchaus elegant über die umgefallenen Bäume springen
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Eine enge Spur führte durch dieses Gestrüpp, das zumindest gut aussah!
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In der Einführungsrunde ließ es sich Streckenbauer Günter nicht nehmen, persönlich dafür zu sorgen, dass nicht zu schnell gefahren wurde.

Es vergeht Runde um Runde. Wie kann Zeit so langsam vergehen? Nach meiner Berechnung müsste jeden Moment die letzte Runde beginnen. Ich wähne mich schon im Ziel, als der Streckensprecher noch zwei Runden ankündigt. Entweder kotze ich gleich oder falle ohnmächtig vom Rad. Das Überrunden einiger Fahrer bringt lustige Überholmannöver mit sich, die mich etwas aufheitern. Durchhalten. Ich stelle mir vor, ich müsste jetzt eine 500 Kilometer Tour fahren. Dann doch lieber ein kleines Crossrennen.

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Komm schon, noch eine Runde!

Noch eine Runde, dann ist es geschafft. Noch einmal Pumptrack, noch einmal durch die Psycho-Spirale, noch einmal die lange Gerade, noch einmal durch das enge Gestrüpp und durch den tiefen Sand. Die Beine glühen, als ich mich und mein Rad das Steilstück kurz vorm Ziel hinauf wuchte. Gleich ist es geschafft. Verdammt, ich bin im Ziel! War das geil! Es geht doch nichts über ein schönes Rennen.

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3 Gedanken zu „Racespaß beim Crossrennen auf der Cyclingworld in Düsseldorf“

  1. Servus Martin,
    toller Bericht mit wunderbaren Fotos zu einem tatsächlich genialen Cyclocross Rennen nach dem ersten Messetag.
    So voller Lockerheit und Freude, aber trotzdem wurde ordentlich Gas gegeben. Von solchen Formaten sollte es mehr geben. 🙂
    Sonnige Grüße,
    Carsten

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